Aufgrund der erhöhten Belastung durch sogenannte „Dieselverfahren“ wird das Landgericht Stuttgart kurzfristig um drei Richterkollegen verstärkt.
Besonders hoch ist die Zahl der Prozessinputs bei sogenannten „Dieselprozessen“ Landgericht Stuttgart nicht aus. In den vergangenen Monaten sind die Fallzahlen in diesem Bereich dort sogar stark gestiegen. Im April 2021 reichte das Landgericht in der Landeshauptstadt rund 1.200 Klagen gegen einen Hersteller ein, so viele Dieselverfahren wie nie zuvor. Allein im zweiten Halbjahr 2020 wurden rund 3.300 solcher Klagen eingereicht. Vor diesem Hintergrund erhält das Landgericht Stuttgart vorübergehend drei weitere Kollegen zur kurzfristigen Entlastung.
Justizminister Marion Gentges sagte: „Seit 2018 sind insbesondere die Landgerichte des Landes durch Dieselverfahren in ihren Zivilrechtsabteilungen stark belastet. An allen 17 Landgerichten wurden vermehrt Eintragungen verzeichnet. Besonders stark betroffen ist jedoch das Landgericht Stuttgart. Als zuständiges Gericht am Hauptsitz von Automobilkonzernen befindet sich das Landgericht Stuttgart in einer besonderen Situation. In den vergangenen Monaten hat sich die Lage dort noch einmal zugespitzt – mit erneut steilen Zuwächsen im März und April 2021. Umso wichtiger, dass drei neue Kolleginnen und Kollegen kurzfristig helfen können. Die Kollegen des Landgerichts Stuttgart kämpften sich durch die Dieselverfahrenswelle durch herausfordernde und anstrengende Monate. Dafür gebührt ihnen unser Dank und ein großes Kompliment: Es wird und wurde unter schwierigen Bedingungen hervorragende Arbeit geleistet. „
Alle Rechtssuchenden profitieren gleichermaßen
Der Präsident des Landgerichts Stuttgart, Dr. Andreas Singer, dankte dem Minister bereits wenige Tage nach seinem Amtsantritt für die wertvolle Unterstützung: „Wir freuen uns über diesen wichtigen Beitrag zur Stärkung unseres Gerichts. Davon profitieren alle Rechtssuchenden gleichermaßen. Angesichts der riesigen Klagewelle brauchen wir dringend Verstärkung. Dies gilt umso mehr, als Anwaltskanzleien und Prozessfinanzierer bereits Klagen wegen tausender weiterer Dieselfahrzeuge angekündigt haben. Dabei müssen wir auch bei allen anderen Verfahren sicherstellen, dass die Menschen in angemessener Zeit ihre Rechte bekommen. „
„Dieselverfahren“ sind Klagen von Fahrzeughaltern und -besitzern gegen Automobilhersteller wegen des angeblichen Einsatzes unzulässiger Abschalteinrichtungen in Abgasreinigungssystemen von Dieselfahrzeugen. Grundsätzlich richtet sich die Zuständigkeit des Gerichts nach dem allgemeinen Gerichtsstand des Beklagten. Bei Unternehmen ist dies der Sitz des Unternehmens. Das Landgericht Stuttgart ist daher bundesweit für alle Klagen gegen die Automobilhersteller mit Sitz in Stuttgart zuständig.
.
Inspiriert von Landesregierung BW