Schlimme Zustände in deutschen Tierheimen: Aufnahmestopps führen zu immer mehr obdachlosen Haustieren
In den Tierheimen im ganzen Land werden wieder vermehrt Tiere abgelehnt, wodurch viele Haustiere keine Zuflucht mehr finden. Das Jahr 2023 stellt die Tierschutzvereine vor besonders große Herausforderungen und viele von ihnen sind bereits an ihrer Belastungsgrenze angelangt.
Wie jedes Jahr führen die Sommerferien dazu, dass viele Tiere in Tierheimen landen. Doch in diesem Jahr arbeiten deutsche Tierheime schon seit Langem am Limit. Mittlerweile sind an vielen Orten die Grenzen überschritten, und den Tierschutzvereinen bleibt als letzte Möglichkeit nur noch der Aufnahmestopp für Tiere. Die meist ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben schon immer an ihrer Belastungsgrenze gearbeitet, doch die aktuelle Situation ist für sie und die Tiere eine beispiellose Katastrophe.
Kürzlich wurde in einem Brandbrief an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Alarm geschlagen. Die Tierschutzvereine sind unter der Last der Tiere, die Hilfe benötigen, zusammengebrochen. In dem Brief wurde darauf hingewiesen, dass die Verträge mit den Städten und Kommunen kaum noch erfüllt werden können und dass sich die Tierschutzvereine mit einem stetig steigenden Anstieg an Tieren konfrontiert sehen, für die es einfach keine verfügbaren Plätze mehr gibt.
Nicht nur ausgesetzte Tiere oder Tiere, die von Privatpersonen abgegeben werden, sind ein Problem. Dr. Julia Stubenbord, Landestierschutzbeauftragte für Baden-Württemberg in Stuttgart, berichtete am 30. August 2023, dass sie bereits Nachrichten von Veterinärämtern erhalten habe, die nicht wissen, wohin sie mit den Tieren sollen, obwohl sie dringend aus tierschutzwidrigen Umständen entfernt werden müssten. Selbst den Behörden fehlen mittlerweile die notwendigen Möglichkeiten zur Unterbringung. Auch Tiere von Privatpersonen können häufig nicht mehr aufgenommen werden.
Tierheime sind Orte, an denen Tiere aufgefangen, versorgt, gepflegt, beherbergt und bei Möglichkeit wieder vermittelt werden. Ohne diese zentrale Zwischenstation ist praktischer Tierschutz erheblich erschwert. „Eine Grundregel bei der Vermittlung von Tieren lautet, dass gesunde Tiere an geeignete Halter vermittelt werden. Tierheime sind für diese pflegerischen Tätigkeiten und die Kommunikation mit zukünftigen Tierhaltern ein wichtiger Zwischenschritt, der hohe Wertschätzung verdient“, betonte Stubenbord.
In den letzten Jahren wurden Tiere teilweise unüberlegt angeschafft, was dazu führt, dass es eine Million mehr Heimtiere gibt als vor der Corona-Pandemie. Die Überlastung der Tierheime hat verschiedene Ursachen, darunter unkontrollierter Handel mit Hunden, insbesondere illegaler Welpenhandel, sowie fehlende finanzielle Mittel seitens der Kommunen für Tierheime.
Stubenbord appelliert an die Menschen, sich vor der Anschaffung eines Haustieres gut über die artgerechten Bedürfnisse zu informieren. Auch die finanziellen Belastungen und die Lebensdauer des Tieres sollten dabei berücksichtigt werden, um unerwartete Probleme zu vermeiden.
Neben finanzieller Unterstützung für Tierheime fordert die Landestierschutzbeauftragte wirksame Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Welpenhandels und des Online-Handels mit Haustieren. Zudem benötigt der Tierschutzsektor dringend einfachere Möglichkeiten, um gegen illegalen Tierhandel vorzugehen. Die Gemeinden sollten dringend Katzenschutzverordnungen erlassen, um unkontrollierte Fortpflanzung einzudämmen und dadurch Kosten und Tierleid effektiv zu reduzieren. Außerdem sollten die Gemeinden die Beiträge für Tierheime erhöhen, um Fundtiere weiterhin aufnehmen zu können.
Es ist offensichtlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Überlastung der Tierheime anzugehen und den Tierschutz zu verbessern. Nur so können wir sicherstellen, dass die Tiere die Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie dringend benötigen.