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Land macht den Weg frei für die Rückgabe der Benin-Bronzen

Baden-Württemberg hat im Umgang mit Benin-Bronzen die grundsätzliche Entscheidung getroffen, historisch belastete Benin-Bronzen wieder nach Nigeria zu transferieren. Mit dieser Entscheidung bringt das Land in seinem Handeln seine Verantwortung für schwierige koloniale Hinterlassenschaften zum Ausdruck.

Baden-Württemberg war das erste Bundesland, das den Weg für die Rückgabe von Benin-Bronzen an Nigeria freimachte. Die Stuttgarter Lindenmuseum erhält den Auftrag, konkrete Objekte für eine Rückführung zu identifizieren und Gespräche mit der nigerianischen Seite aufzunehmen. Die Landesregierung setzt die Benin-Erklärung (PDF) Vereinbarung über den Umgang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen. Die Träger der deutschen Mitgliedsmuseen von Benin Dialoggruppe hatte gemeinsam mit der Bundesregierung vereinbart, die Gespräche mit der nigerianischen Seite zeitnah und koordiniert fortzusetzen. Der Fokus liegt auf der allgemeinen Bereitschaft, Benin-Bronzen zurückzugeben.

„Wir wollen Verantwortung für unser schwieriges koloniales Erbe übernehmen – und das wollen wir in unserem Handeln zum Ausdruck bringen. Die Spuren des Kolonialismus finden sich in den Museumssammlungen des Landes. Hier gibt es zahlreiche Kulturgüter, die im kolonialen Kontext zu Unrecht erworben wurden. Unbestritten gilt dies auch für die Benin-Bronzen. Diese sind aufgrund ihrer historischen und kulturellen Bedeutung, ihres künstlerischen Status und ihrer internationalen Verbreitung von herausragender Bedeutung. Mit dem Kabinettsbeschluss machen wir den Weg frei für den weiteren Prozess und Dialog mit den nigerianischen Partnern“, so Kunstministerin Theresia Bauer.

Rückkehr der Benin-Bronzen

Der Ministerrat hat in seiner Sitzung am Dienstag, 20. Juli, die in der Benin-Erklärung vom 29. April 2021 niedergelegten Grundsätze für den Umgang mit Kulturgütern aus dem ehemaligen Königshaus Benin unterstützt. Als Mitglied der Benin Dialogue Group Die Direktorin des Linden-Museums, Professorin Inés de Castro, sprach sich im Zusammenhang mit den gestohlenen Benin-Bronzen für eine Rückgabe aus.

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„Eine aktive Auseinandersetzung mit den Folgen der Kolonialzeit und eine Überwindung von Rassismus und Diskriminierung ist ohne Gegenleistungen in relevantem Maße undenkbar. Daher ist es mir sehr wichtig, dass wir als Land unsererseits schnell und konsequent die notwendigen Voraussetzungen schaffen und die nächsten Schritte gehen, um unserer historischen Verantwortung gegenüber Nigeria gerecht zu werden“, so der Minister weiter.

Linden Museum identifiziert Objekte

Das Linden Museum mit seiner Direktorin Professor Inés de Castro wird nun mit den Partnern der Benin Dialogue Group und nigerianischen Partnern auf musealer und kuratorischer Ebene über den spezifischen Umgang mit den einzelnen Objekten aus dem Museumsbestand sprechen und Objekte seiner Sammlung identifizieren, die für Rücksendungen vorgesehen sein. Das Lindenmuseum hat eines der Objekte in seiner vorbildlichen Sammlung digital bereits umfassende Transparenz geschaffen. Das Benin-Objekte sind auch in der Datenbank der Anlaufstelle für Sammlungen aus kolonialen Kontexten in Deutschland einstellen.

Konkrete Handlungsschritte und ein Fahrplan für das weitere Vorgehen sollen noch in diesem Jahr auf Bundesebene mit der nigerianischen Seite zentral erarbeitet werden; die ersten Rückführungen sollen im Laufe des Jahres 2022 erfolgen. Lead verhandelt Auswärtiges Amt.

Erklärung zum Umgang mit Benin-Bronzen

Am 29. April 2021 haben sich auf der Ebene der Kulturminister der Länder Baden-Württemberg, Hamburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen mit ihren Museen am Benin-Dialog die Vertreter des Auswärtigen Amtes und Staatsministerin Prof. Monika Grütters verständigt zu einem koordinierten Umgang mit den beninischen Bronzen und der Erklärung zum Umgang mit den beninischen Bronzen in deutschen Museen und Institutionen („Benin-Erklärung“) verabschiedet. Baden-Württemberg hat sich aktiv an der Vorbereitung der Erklärung beteiligt.

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Mit dieser Erklärung machen die Unterzeichner deutlich, dass der Umgang mit den Benin-Bronzen ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Umgangs mit Sammlungen aus kolonialem Kontext ist, der international Beachtung finden wird. Unter anderem wurde vereinbart, umfassende Transparenz über die Benin-Bronzen in den deutschen Sammlungen zu schaffen und die Gespräche mit der nigerianischen Seite zeitnah und koordiniert fortzusetzen. Der Fokus liegt auf der allgemeinen Bereitschaft, erhebliche Mengen an Benin-Bronzen zurückzugeben.

Koordination mit nigerianischen Partnern

Die Entscheidung über konkrete Rückführungen liegt bei den jeweiligen Sponsoren der Museen, Grundlage hierfür ist die Abstimmung mit den nigerianischen Partnern. Die politischen Verhandlungen mit den verschiedenen Akteuren auf nigerianischer Seite (Nationalstaat, Regionalregierung, Königsfamilie) werden vom Auswärtigen Amt geführt. Die nigerianische Seite plant den Bau eines neuen Museums in Benin City, in dem eine Auswahl der zurückgegebenen Objekte öffentlich ausgestellt werden soll.

Der Bestand des Linden Museums umfasst 78 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, darunter 64 Benin-Bronzen. Auch wenn die Provenienz dieser Objekte nicht in allen Fällen vollständig aufgeklärt werden kann, ist davon auszugehen, dass zumindest die Mehrzahl von ihnen 1897 während einer brutalen britischen Strafexpedition aus dem Palast der beninischen Königsfamilie, deren Territorium sich heute befindet, geplündert wurde Nigeria und dann verwendete Refinanzierung der Militäraktion wurden versteigert. Bereits 1899 erwarb das Linden-Museum die meisten seiner Benin-Objekte in Berlin.

„Heute ethisch nicht mehr vertretbar“

Die Objekte seien damit „heute ethisch nicht mehr vertretbar“ im Sinne von Erste Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten durch den Bundesstaatsminister für Kultur und Medien, den Staatsminister im Auswärtigen Amt für internationale Kulturpolitik, die Kulturminister der Länder und die kommunalen Spitzenverbände (PDF) am 13. März 2019.

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Benin-Bronzen finden sich nicht nur in den Beständen des Lindenmuseums, sondern auch – teilweise in deutlich höherer Zahl – in anderen deutschen und europäischen Sammlungen. 2010 wurde die Benin Dialogue Group gegründet, in der Museen aus Deutschland (u.a. Linden Museum), Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden mit nigerianischen Partnern und Vertretern des beninischen Königshauses zusammenarbeiten mit dem Ziel, Transparenz zu schaffen und ein eine einvernehmliche Lösung für den Umgang mit diesen Objekten zu finden.

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Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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