Drei weitere Modellprojekte zur betrieblichen Impfung in Handwerksbetrieben sind angelaufen. Neben Hausarztpraxen und Impfzentren sind Impfungen in Betrieben eine wichtige Säule der Impfkampagne.
Im Pilotprojekt Impfung in Betrieben wurden seit Mai rund 12.000 Beschäftigte in zwölf Betrieben in Baden-Württemberg geimpft. Die Unternehmen gehören alle zur sogenannten Kritischen Infrastruktur und wurden vom Sozialministerium in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammern (IHK) ausgewählt. Da diese Modelle bisher erfolgreich waren, kommen nun drei weitere Projekte aus dem Handwerksbereich hinzu. Handwerksbetriebe sind meist kleiner und haben oft nicht genug Platz oder die nötigen Strukturen, um eigene „Impflinien“ aufzubauen. Mit den drei Modellprojekten des Sozialministeriums zusammen mit dem Handwerkertag Baden-Württemberg Es werden verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, mehrere kleinere Betriebe gemeinsam zu impfen. Dafür stehen rund 400 Impfdosen zur Verfügung.
Wichtiger Baustein für die Zukunft
„Impfungen in Betrieben und Betrieben sind neben Hausarztpraxen und Impfzentren eine wichtige dritte Säule der Impfkampagne“, sagte Gesundheitsministerin Manne Lucha. „Die zwölf bestehenden Modellprojekte gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer haben gezeigt, dass die Unternehmen großes Interesse haben, sich bei ihren Betriebsärzten impfen zu lassen und ein Impfangebot für ihre Belegschaft zu machen. Leider ist die Impfung, wie auch in den Impfstellen und Hausärzten, noch sehr begrenzt. Auch die Impfung im Betrieb ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft, wenn eigentlich ein- bis zweimal jährlich Auffrischimpfungen routinemäßig notwendig sein sollten. Wie schon heute bei der Grippeimpfung werden dann auch die Betriebsärzte eine wichtige Säule sein. „
„Wir freuen uns, dass wir die Impfkampagne unterstützen können. Wir konnten mit den zwölf Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen der sogenannten Kritischen Infrastruktur wertvolle Erfahrungen sammeln, damit wir mit dem Start umfassender betrieblicher Impfungen voll durchstarten können“, so Johannes Schmalzl, Geschäftsführer der IHK-Region Stuttgartder die Modellprojekte für die zwölf Südwest-IHKs koordinierte. Impfungen in Unternehmen seien auch deshalb wichtig, weil Impfskeptiker am Arbeitsplatz gut zu erreichen seien und im direkten Gespräch überzeugen könnten, sagt Schmalzl.
Positives Feedback der zwölf Modellunternehmen in der Kritischen Infrastruktur
Minister Manne Lucha zieht nach dem Kontakt mit allen zwölf Modellunternehmen vor Ort oder persönlich eine positive Zwischenbilanz: „Die Modellprojekte sind gut angelaufen und ein voller Erfolg. Offene Fragen und auch Verbesserungsmöglichkeiten konnten identifiziert werden – genau das ist der Zweck von Modellprojekten. Die Unternehmen waren sehr engagiert, die Impfbereitschaft der Belegschaft war sehr hoch. Für alle Beteiligten ist die Impfung eine „Win-Win-Situation“: Für Unternehmen gibt die Impfung ihrer Belegschaft mehr Sicherheit für ihren Betrieb, da Verluste durch Infektionen reduziert werden können und die Mitarbeiter zudem von einem besseren Gesundheitsschutz profitieren. Auch konnten wir feststellen, dass die Impfkampagnen in den Betrieben ein „Plus“ für das Betriebsklima bedeuten. „Und schließlich konnten laut Lucha Unternehmen, Industrie- und Handelskammer und Land bereits im Vorfeld wichtige Erfahrungen für den Start der bundesweiten Impfungen in den Sammelbetrieben in dieser Woche sammeln.
Die Pilotfirmen berichteten, dass sie sich über eine frühere Bekanntgabe der genauen Impfstoffmengen und Liefertermine freuen. Dies liegt an der kurzfristigen Auswahl der Unternehmen und der nach wie vor angespannten Verfügbarkeit von Impfstoffen. Dies sollte jedoch bei der Planung der zweiten Impfungen berücksichtigt werden, sagte die Ministerin.
Für das Modellprojekt erhielten die Modellfirmen Impfstoffe aus dem Kontingent des Landes – jeweils von einer nahegelegenen Impfstelle. Sechs Wochen später erhalten die Pilotbetriebe die gleiche Menge Impfstoff, um die notwendigen Zweitimpfungen durchführen zu können. Entsprechend der zu Beginn der Modellprojekte noch bestehenden Priorisierung wurden kritische Infrastrukturunternehmen ausgewählt, die jeweils für einen Teil der Belegschaft geimpft wurden. Auf diese Weise konnten sie denjenigen Mitarbeitern den Vorrang geben, die ihre Arbeit persönlich erledigen müssen.
Erfahrungen mit Impfungen in Kleinbetrieben sammeln
„Mit den drei weiteren Modellprojekten in den Handwerksbetrieben wollen wir herausfinden, wie betriebliche Impfungen auch in kleineren Betrieben funktionieren können. Nach der generellen Aufhebung der Priorisierung wollen wir unter diesen Umständen konkrete Erfahrungen sammeln, um neben den Impfstellen und der etablierten Ärzteschaft auch die betriebliche Impfung als dritte Säule voll zu integrieren“, so Lucha.
Zunächst werden Mitarbeiter von Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer Karlsruhe im Kreisimpfzentrum Mönsheim (Enzkreis) geimpft. Da die einzelnen Betriebe zu klein sind, um eine Impfroute aufzubauen, werden im Pilotprojekt mit Unterstützung der Kreisverwaltung die bestehenden Strukturen der Impfstelle genutzt. Dies ist derzeit noch möglich, da die Impfstelle aufgrund der geringen Impfstoffmengen noch nicht voll ausgelastet ist. Darüber hinaus erhalten Beschäftigte in der Baubranche in Kooperation mit der Bauberufsgenossenschaft und ihrem arbeitsmedizinischen Dienst in Karlsruhe und Böblingen eine Impfung. Im Zuge der Modellprojekte wird es im Autohaus Hahn in Fellbach gemeinsam mit der BAD Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH auch Impfungen für Mitarbeiter verschiedener Branchen in der Region Stuttgart geben.
Der Handwerkertag freute sich über diese Aktionen für kleinere Unternehmen: „Wir hatten die Sorge, dass viele hunderttausend Mitarbeiter in Baden-Württembergs Mittelständlern das Impfen vergessen würden, weil ihre Betriebe nicht über dieselbe Infrastruktur wie Industriekonzerne verfügten. Aber gemeinsam mit dem Sozialministerium haben wir alle Register gezogen und zeigen, dass die Bekämpfung von Pandemien von Großen und Kleinen abhängt. Nun gilt es, aus den Modellprojekten Dauerangebote zu machen. Für all das muss der Bund endlich mehr Impfstoff liefern“, sagte Peter Haas, Hauptgeschäftsführer des Handwerkstages.
Bundesweiter Einstieg in die Impfung in Betrieben seit 7. Juni
Die Betriebsärzte beteiligen sich diese Woche an der Impfaktion. Inzwischen ist geklärt, dass sie – wie die niedergelassenen Ärzte – den Impfstoff über den Pharmagroßhandel und Apotheken beziehen. Die Bestellmenge war zunächst auf maximal 804 Dosen des BioNTech-Impfstoffs pro Betriebsarzt begrenzt. In den kommenden Wochen wird die Bundesregierung voraussichtlich weitere Bestellmengen und auch Impfstoffe anderer Hersteller für betriebsärztliche Impfungen zur Verfügung stellen. Am 7. Juni wurde auch die in der Impfverordnung vorgeschriebene Priorisierung aufgehoben. Angesichts der geringen bestellbaren Impfmengen pro Betriebsarzt wird jedoch empfohlen, zuerst ältere und besonders gefährdete Mitarbeiter zu impfen, sowie solche, die beispielsweise durch Präsenzarbeit einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind.
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