Energie, Umwelt & Verkehr

Die Digitalisierung der Schiene darf nicht hinausgezögert werden

Die Digitalisierung der Schiene in Deutschland könnte ins Stocken geraten. Verkehrsminister Winfried Hermann appellierte an die Bundesregierung, die zugesagten Mittel nicht zu kürzen. Von den ursprünglich angekündigten 13 Mrd. EUR könnten weniger als 2 Mrd. EUR übrig bleiben.

Verkehrsminister Winfried Hermann hat die Bundesregierung nachdrücklich aufgefordert, mehr für die Digitalisierung des Schienenverkehrs zu tun. „Das klimafreundliche Bahnsystem muss dringend ausgebaut und modernisiert werden. Mit Bahntechnik, die zum Teil noch aus der Kaiserzeit stammt, kann die Verkehrswende nicht gelingen. Die Bundesregierung darf die dringend notwendige Digitalisierung des Schienenverkehrs nicht weiter hinauszögern“, mahnte Minister Hermann am Freitag bei einer virtuellen Informationsveranstaltung des Verkehrsministeriums zum Thema „Digitalisierung der Schiene in Baden-Württemberg“ mit rund 120 angemeldeten Personen Teilnehmer, darunter zahlreiche Experten der Bahnunternehmen und Vertreter der Bahnindustrie.

Weniger Bundesgeld

Der Landesverkehrsminister äußerte seine Besorgnis darüber, dass in den Regierungsentwürfen für die Bundeshaushalte 2022 und 2023 sowie die Mittelfristige Finanzplanung bis 2030 nur noch 1,7 Milliarden Euro statt der ursprünglich angekündigten 13 Milliarden Euro für die bundesweite Digitalisierung der Schiene vorgesehen sind : „Diese Planung der Bundesregierung macht mich fassungslos. Ohne Bundesmittel für die digitale Fahrzeugausstattung kann eine zügige Digitalisierung des Schienenverkehrs durch das Programm ‚Digitale Schiene Deutschland‘ nicht gelingen.“

Nur durch die Digitalisierung kann zeitnah für eine deutlich höhere Kapazität und Stabilität des Verkehrs im Schienennetz und kürzere Fahrzeiten gesorgt werden. Denn der Ausbau von Schieneninfrastruktur wird viele Jahre dauern und enorme Investitionen erfordern. „Wer die schnelle Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und den Umstieg vom Auto auf die Bahn ernst meint, muss für die flächendeckende Einführung digitaler Technik im Schienenverkehr sorgen. Die Digitalisierung der Bahn bis 2035 ist eine Mammutaufgabe, die gemeinsam gelöst werden muss“, betonte der Verkehrsminister.

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Digitalisierung im Schienenverkehr vorantreiben

Außerdem kündigte er an, alles dafür zu tun, dass die Umsetzung des „Digitaler Knotenpunkt Stuttgart„gelingen.“ Mit der Inbetriebnahme des Projekts Stuttgart 21 muss der Zugverkehr mit modernster digitaler Technik gesteuert werden, um Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und höhere Kapazitäten im Bahnknoten Stuttgart zu gewährleisten. Alles andere würde angesichts der gigantischen Kosten von Stuttgart 21 geradezu absurd.“ Auch das Land leistet einen wesentlichen Beitrag durch die Bestellung entsprechender neuer Doppelstockzüge für den Regionalverkehr mit integrierter digitaler Fahrzeugausstattung und der Umbau vorhandener Fahrzeuge mit neuer digitaler Technik. Auch der Verband Region Stuttgart lässt seine S-Bahnen mit digitaler Technik ausrüsten.

Für die Landesregierung endet die Digitalisierung der Schiene nicht im Großraum Stuttgart. Um die Vorreiterrolle des Landes bei der Digitalisierung der Schiene gemäß den Vorgaben des Koalitionsvertrages der Landesregierung auszubauen, wird das Land in enger Zusammenarbeit mit der DB und der Bundesregierung alle Fahrzeugbeschaffungen und den anstehenden Infrastrukturaus- und -neubau an der ausrichten Zielbild der „Digitalen Schiene Deutschland“. Um den Fahrgastbetrieb während der aufwändigen Nachrüstung bestehender Fahrzeuge mit digitaler Technik aufrechterhalten zu können, kündigte das Land in dieser Woche eine Ersatzfahrzeugflotte von 20 bis 30 Fahrzeugen an.

Stuttgart als Pilot für die Digitalisierung der Bahn

Das Pilotprojekt „Digitaler Knoten Stuttgart“ (DKS) ist der erste vollständig digitalisierte Eisenbahnknoten in Deutschland. Die DKS wird die „Blaupause“ für die im Rahmen des Programms „Digitale Schiene Deutschland“ bis 2035 bundesweit geplante Digitalisierung der Schiene sein. Wesentliche Elemente des Pilotprojekts sollen bis 2025 umgesetzt werden. Geplant ist, alle Strecken des Projekts Stuttgart 21 und große Teile des S-Bahn-Netzes in der Region Stuttgart mit ETCS (European Train Control System), digitalen Stellwerken und auszurüsten Hochautomatisierter Fahrbetrieb mit Lokführern.

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Bis 2030 soll das gesamte Stuttgarter S-Bahn-Netz folgen, inklusive der Strecken, auf denen auch Fern-, Regional- und Güterzüge verkehren. Die wichtigste Änderung im Projekt Stuttgart 21: Statt der ursprünglich geplanten konventionellen Weichenzugbeeinflussung wird nur noch modernste „digitale Leit- und Sicherungstechnik mit ETCS Level 2 verbaut. Um die digitalisierte Infrastruktur nutzen zu können Insgesamt müssen bis 2025 mehr als 460 Regional- und S-Bahnen mit digitaler Technik (sog. DSD-Fahrzeugausstattung) ausgestattet bzw. nachgerüstet werden.

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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