Anlässlich der elften Sitzung der gemischten Regierungskommission in Šibenik/Kroatien haben Baden-Württemberg und Kroatien vereinbart, ihre Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Klima, Umwelt und erneuerbare Energien weiter auszubauen.
„Wir haben eine enge Partnerschaft mit Kroatien, die wir seit 2005 erfolgreich entwickeln und gestalten“, sagte Staatssekretär Florian Hassler anlässlich der elften Sitzung der gemischten Regierungskommission zwischen Baden-Württemberg und Kroatien am 21. Oktober 2021 in Šibenik/Kroatien. „Nur die Corona-Pandemie und globale Herausforderungen wie diese Klimawandel zeigen, wie wichtig Zusammenarbeit in Europa ist und welche Chancen europäische Initiativen wie die „Europäischer Grüner Deal“ Angebot. Mit Kroatien haben wir einen sehr zuverlässigen Partner in der Projektkooperation. „
Staatssekretär für Europa Hassler besuchte Kroatien mit einer baden-württembergischen Delegation aus Verwaltung und Wirtschaft. Neben einer politischen Diskussion mit der Co-Vorsitzenden der gemischten Regierungskommission, der Staatssekretärin im Außenministerium der Republik Kroatien, Frau Andreja Metelko-Zgombić, stand eine Arbeitssitzung zu den Prioritäten der Die Kooperation. Während des Besuchs wurden wichtige Innovationsprojekte vorgestellt, zum Beispiel „Vallis solaris“, ein Kooperationsprojekt im Bereich Solarenergie auf Forschungs- und Entwicklungsebene, das auch auf den Aufbau einer vollintegrierten Photovoltaik-Produktion in Kroatien abzielt. Darüber hinaus wurden die Erfahrungen erfolgreicher Unternehmensbeziehungen zwischen Kroatien und Baden-Württemberg, wie beispielsweise der Firma Bürkle ITS aus Ötisheim, vorgestellt. Am letzten Tag standen der Besuch eines Windparks und ein fachlicher Austausch zum Thema erneuerbare Energien im Mittelpunkt.
Engagiert für die Weiterentwicklung der Donauraumstrategie
Ein wichtiger Schwerpunkt ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Im Bereich Industrie haben Baden-Württemberg und Kroatien Kooperationen zwischen den Handelskammern und Industrieverbänden vereinbart, beispielsweise durch die Organisation von Workshops zum Technologie-Know-how-Transfer oder durch die Kontaktaufnahme mit deutschen und kroatischen Unternehmen, um Chancen für Ausbau ihrer Geschäfte und Stärkung der Lieferketten. Ein weiterer Aspekt der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ist der Bereich Tourismus. Hier wird ein Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zwischen beiden Seiten gesucht, etwa über die Folgen der Pandemie und die Möglichkeiten für den Tourismus, sich davon zu erholen.
Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit auch durch konkrete gemeinsame Projekte im Rahmen der Interreg Donauraumprogramm und der Strategie der Europäischen Union (EU) für den Donauraum intensiviert werden. Im Rahmen der Priorität 8 der EU-Donauraumstrategie werden Baden-Württemberg und Kroatien weiterhin gemeinsame strategische Projekte initiieren, die mit Hilfe des Interreg-Donauraumprogramms sowie aus regionalen, nationalen und EU-Mitteln finanziert werden können. Das Leuchtturmprojekt „Donau-Allianz“, das darauf abzielt, neue Wertschöpfungsketten im Donauraum zu identifizieren, bietet eine gute Basis für die weitere Zusammenarbeit.
das Polizei des Landes Baden-Württemberg unterstützt Kroatien seit über 20 Jahren erfolgreich beim Auf- und Ausbau der Kriminalitäts- und Verkehrsprävention. Im Rahmen der Kooperation gelang der Aufbau und die Ausstattung von sieben gemeindenahen Präventionszentren, einem zentralen Medienzentrum, der Erwerb von zwei mobilen Präventionszentren und die Fortführung der Ausbildung und Professionalisierung der kroatischen Polizeibeamten. Inzwischen wurde die Kooperation mit Serbien zu einem trinationalen Netzwerk ausgebaut. Für das kommende Jahr sind bereits zahlreiche konkrete Maßnahmen geplant, damit der eingeschlagene Weg weitergeführt werden kann – zielorientiert zu noch besserer Präventionsarbeit.
Auch die Asyl- und Migrationspolitik der EU wurde erörtert. Beide Seiten betonten, dass angesichts der aktuellen Entwicklungen an den EU-Außengrenzen eine Einigung über die Weiterentwicklung des Asyl- und Migrationssystems der EU dringender denn je sei. Staatssekretär Hassler betonte, dass die Achtung der Menschenrechte als Grundlage der europäischen Wertegemeinschaft jederzeit die Richtschnur sein müsse.
Zusammenarbeit im Bereich Umwelt, Energie und Biodiversität ausbauen
Baden-Württemberg und Kroatien setzen ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Umwelt und Energie fort. Nachdem in der vorangegangenen Sitzung der gemischten Regierungskommission ein Erfahrungsaustausch zur Entsorgung von Klärschlamm beschlossen wurde, hat Kroatien nun einen landesweiten Plan zur Klärschlammbeseitigung eingeführt. Die beiden Anlagen, die Kroatien derzeit zur Klärschlammbeseitigung nutzt, werden von deutschen Unternehmen betrieben. Als nächstes wollen sich die Teilnehmer mit dem Thema Energieeffizienz in Kläranlagen unter Berücksichtigung von Biogas auseinandersetzen. Außerdem schenken beide Länder dem Klimaschutz große Aufmerksamkeit. Insbesondere die Themen Bauen, Monitoringsysteme, Berichte, Kommunikation und Information für die Gesellschaft, aber auch Energieeffizienz und erneuerbare Energien stehen im Fokus der gemeinsamen Diskussionen.
Baden-Württemberg und Kroatien haben in Bezug auf ihre landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen vor allem im Bereich der Weinproduktion viel gemeinsam. Deshalb wollen Baden-Württemberg und Kroatien ihre Erfahrungen und ihr Know-how weiter austauschen und voneinander lernen. Auch der Agrarsektor in beiden Ländern steht vor den gleichen großen Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Rückgang der Biodiversität oder der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2022. Diese Herausforderungen bieten auch Chancen. Auch vor dem Hintergrund der beiden aktuellen EU-Strategien „Farm-to-Fork“ und zu Biodiversität stärken Kroatien und Baden-Württemberg wollen daher Ideen und Lösungen austauschen. Im Weinbereich beispielsweise die Experten von Landesweinbauanstalt Freiburg und der Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg mit solchen Problemen umgehen. Die Fortsetzung der langfristigen Zusammenarbeit im Rahmen der gemischten Regierungskommission mit Kroatien und Baden-Württemberg zu EU-Qualitätsvorschriften für geografische Angaben und Ursprungsbezeichnungen für Lebensmittel ist dem Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum Baden-Württemberg ein wichtiges Anliegen und Verbraucherschutz (MLR). Zusammen mit dem gezielten Einsatz dieses Instruments kann die Wertschöpfung für die Landwirtschaft und im ländlichen Raum gesteigert werden. Das staatliche Marketing- und Verkaufsförderungsgesellschaft für land- und forstwirtschaftliche Produkte aus Baden-Württemberg mbH (MBW) unterstützt dies.
Kooperation zwischen Hochschulen intensivieren
Zehn Jahre vor dem EU-Beitritt 2013 verfolgte Kroatien eine umfassende Hochschulreform, um das nationale System von 119 Hochschulen – darunter zehn Universitäten – auf die Bologna-Standards anpassen. Seitdem wurde die Internationalisierung stetig ausgebaut. Derzeit arbeiten baden-württembergische Einrichtungen an insgesamt 131 Projekten mit Partnern aus Kroatien, davon 34 mit Hochschulbeteiligung. Das ist besonders aktiv Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit insgesamt 13 Beteiligungen an gemeinsamen Projekten mit kroatischen Partnern. Die gemischte Regierungskommission betont, dass sie diese bestehende Kooperation zwischen Hochschulen aus Baden-Württemberg und Kroatien fortsetzen und nach Möglichkeit intensivieren will. Die Gemischte Regierungskommission kann auch als Plattform für den Meinungsaustausch zur Forschungs- und Innovationspolitik in der Europäischen Union dienen, wie z Europäischer Forschungsraum oder Horizont Europa, verwendet werden. Die wissenschaftliche Forschung wird sich auf Projekte zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit, der Reaktion der Gesellschaft auf Pandemien und die Erforschung wirksamer Medikamente und Impfstoffe gegen neue Krankheiten konzentrieren.
Darüber hinaus bekräftigen Baden-Württemberg und Kroatien, im Rahmen der gemischten Regierungskommission den gemeinsamen Kulturaustausch zwischen den Bundesländern weiter zu fördern und zu unterstützen. Der Austausch von Kulturschaffenden, die Zusammenarbeit zwischen Museen und Archiven sowie der Informationsaustausch zwischen den Ministerien sollen auch im Rahmen der Donauraumstrategie (EUSDR) fortgeführt werden.
Gemischte Regierungskommission
Die Sitzungen der gemischten Regierungskommission finden in der Regel alle zwei Jahre im Wechsel zwischen Kroatien und Baden-Württemberg statt. Die Delegation aus Baden-Württemberg besuchte Šibenik.
Auf kroatischer Seite nahmen die Staatssekretärin im Außenministerium Andreja Metelko-Zgombić sowie weitere Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Institutionen und Wirtschaft an dem zweitägigen Treffen teil. Auf baden-württembergischer Seite gehörten zum Teilnehmerkreis Staatssekretär Florian Hassler, der baden-württembergische Co-Vorsitzende der gemischten Regierungskommission sowie weitere Vertreter aus Wirtschaft, Industrie- und Handelskammer und Ministerien in Baden-Württemberg.
.
Inspiriert von Landesregierung BW