
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Mehr als 1,7 Millionen Menschen fliehen derzeit aus der Ukraine. Auch Baden-Württemberg bereitet sich auf die Menschen vor, die aus der Ukraine geflüchtet sind. Die Krise betrifft auch viele Bereiche der Landespolitik. Das Kabinett hat deshalb zur Abstimmung eine ressortübergreifende Lenkungsgruppe eingesetzt.
„Das größte Land Europas hat einen Angriffskrieg gegen das flächenmäßig zweitgrößte Land Europas begonnen. Dies ist ein Gewaltverbrechen, das es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat. Putins Aggression ist ein direkter Angriff auf das Leben, die Gesundheit, die Freiheit und die Selbstbestimmung von 42 Millionen Ukrainern. Es ist auch ein Angriff auf das Völkerrecht und auf unsere Zivilisation. Es ist ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte unseres Kontinents und ein steinzeitlicher Rückfall in das ‚Recht des Stärkeren‘“, sagte Premierminister Winfried Kretschmann im Anschluss an die Ministerratssitzung am Dienstag, 8. März 2022 in Stuttgart.
Die Bewältigung der humanitären, politischen und wirtschaftlichen Folgen dieser abscheulichen und inakzeptablen Tat Putins wird Europa und alle seine Mitgliedstaaten vor enorme Herausforderungen stellen. Kretschmann: „Uns allen muss klar sein: Wir sind hinten Corona – die noch nicht vorbei ist – in die nächste große, krisenhafte Situation, in der die Solidarität aller Menschen in unserem Land gefragt ist.“
Neben den Auswirkungen auf Energieversorgung, Finanzen, Wirtschaft, Wissenschaft, Schule und Kultur war der Bericht der Migrationsministerin besonders wichtig Marion Gentges Zur Lage der Ukraine-Flüchtlinge im Land gibt es Platz im Kabinett.
Größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg
Migrationsministerin Marion Gentges sagte: „Mit dem Beginn von Putins brutalem Einmarsch am 24. Februar 2022 begann eine Flüchtlingsbewegung, die es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat Kinder, sind jetzt auf der Flucht. Sie müssen ihr Land verlassen, um ihr Leben zu retten. Die Zahl der Menschen, die zu uns nach Baden-Württemberg geflohen sind, war in der ersten Kriegswoche noch begrenzt. Die meisten Flüchtlinge blieben zunächst in den Nachbarländern Ukraine in der Hoffnung, so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückzukehren Seit Ende vergangener Woche ist die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine auch in Baden-Württemberg stark gestiegen, denn es zeigt sich, dass sich Putins Aggression zunehmend gegen ukrainische Zivilisten richtet , erwarten wir einen raschen Anstieg der Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine.“
Vor diesem Hintergrund haben sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Ende vergangener Woche erstmals in ihrer Geschichte einstimmig geäußert Politik zur Bewältigung eines „Massenzustroms“ von Flüchtlingen aktiviert (2001/55/EG). Dadurch können diejenigen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, EU-weit harmonisierte Rechte beanspruchen. Dazu gehören eine Aufenthaltserlaubnis für zunächst ein Jahr ohne Asylverfahren, Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Wohnraum, medizinische Versorgung und Zugang zu Bildung für Kinder. „Das Signal dieser einstimmigen Entscheidung ist klar“, sagte Gentges. „Europa hilft den unschuldigen Opfern von Putins Krieg schnell und unbürokratisch.“
Enorme Hilfsbereitschaft in Landkreisen und Kommunen
Nach Angaben des Migrationsministers spüren alle an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligten Länder, Länder, Landkreise und Kommunen, eine enorme Hilfsbereitschaft: „Ein Lichtblick in diesen dunklen Tagen ist die überwältigende Hilfsbereitschaft der Menschen Baden-Württemberg Die Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine erreichte Baden-Württemberg zu einem Zeitpunkt, als die Erstaufnahmekapazitäten im Land bereits in den vergangenen sechs Monaten deutlich ausgebaut worden waren: Bis zum Kriegsbeginn in der Ukraine kamen 900 zusätzliche Plätze hinzu bereits erstellt worden.
Nach Gesprächen mit Minister Gentges, der Städte Heidelberg und Sigmaringen, Ellwangen und Freiburg alle einigten sich ohne Zögern darauf, die zuvor mit dem Land vereinbarten Kapazitätsgrenzen für die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes für die Zeit des Bedarfs im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zu erhöhen. Damit stehen an den Standorten Heidelberg (Ankunftszentrum) und Sigmaringen und Ellwangen (Landeserstaufnahmeeinrichtungen) bis zu 800 zusätzliche Plätze zur Verfügung, in der Landeserstaufnahmeeinrichtung Freiburg bis zu 100 zusätzliche Plätze. In Meßstetten wird ein eigenes Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine gebaut.
Enge Zusammenarbeit auf allen Ebenen
In den Landeserstaufnahmeeinrichtungen können daher bei maximaler Kapazität bis zu rund 9.800 Plätze belegt werden. Bislang sind dort rund 1.500 Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Da Menschen aus der Ukraine ohne Visum in die EU einreisen können, übernachtet die Mehrheit der Menschen bislang bei Freunden oder Bekannten. Darüber hinaus werden auch Kapazitäten in den beiden weiteren Stufen der Unterbringung von Flüchtlingen, in der vorübergehenden Unterbringung in kreisfreien Städten und Landkreisen sowie in der anschließenden Unterbringung in den Kommunen aufgebaut.
Minister Gentges: „Alle Ebenen arbeiten eng zusammen, tauschen sich jeden Morgen im Stab ‚Flüchtlinge aus der Ukraine‘ aus. Die kommenden Wochen werden für alle sehr fordernd. Aber wir wissen, wofür wir uns einsetzen: für die Menschen aus der Ukraine, die unverschuldet um Leib und Leben fürchten müssen.“
Ressortübergreifende Steuerungsgruppe „Ukraine“ eingerichtet
Der Ministerrat hat in seiner heutigen Sitzung zudem der Einsetzung einer ressortübergreifenden Steuerungsgruppe „Ukraine“ unter Leitung des Chefs der Staatskanzlei, Staatsminister, zugestimmt Dr. Florian Stegmann, beschlossen. Gleichzeitig wird ein interministerieller Verwaltungsstab unter Leitung des Innenministeriums für die operative Umsetzung der Beschlüsse im Lenkungskreis eingerichtet.
In den künftig wöchentlich stattfindenden Lenkungsgruppensitzungen sollen die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in Baden-Württemberg in allen Lebensbereichen identifiziert und gemeinsam bestmöglich bewältigt werden möglicher Weg. „Dazu koordiniert der Lenkungskreis alle notwendigen Aktivitäten der Landesregierung. Mit vereinten Kräften können ressortübergreifende Entscheidungen und entsprechende Kabinettsbeschlüsse vorbereitet und noch schneller gefasst werden, um die Auswirkungen einzudämmen“, erklärte Kretschmann.
Im Bedarfsfall hat der Ministerrat die Lenkungsgruppe ermächtigt, dringende Exekutiventscheidungen zu treffen. Mitglieder der Steuerungsgruppe sind die Abteilungsleiter aller Abteilungen aufgrund der möglichen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Eine Geschäftsstelle im Staatsministerium unterstützt die Arbeit der Steuerungsgruppe. Zu speziellen Themen werden die kommunalen Landesverbände und weitere Experten hinzugezogen.
Die Lenkungsgruppe wird diese Woche ihre Arbeit aufnehmen.
.
Inspiriert von Landesregierung BW