Das Land hat der Volkshochschule Schwäbisch-Gmünd das erste Alpha-Siegel in Baden-Württemberg verliehen. Das Alpha-Siegel wird an Institutionen verliehen, die Alphabetisierung und Grundbildung für Erwachsene im Land fördern.
Staatssekretärin Volker Schebesta hat die erste Alpha-Siegel in Baden-Württemberg zum Volkshochschule Schwäbisch Gmünd ausgezeichnet. Mit dieser Premiere wird im Land ein Prozess gestartet, an dem verschiedenste Institutionen beteiligt sind. „Das Alpha-Siegel gibt uns die Chance, die Alphabetisierung und Grundbildung von Erwachsenen stärker zu fördern“, sagt Schebesta. Das Siegel bestätigt, dass Einrichtungen aller Art – egal ob Arbeitsagentur, Jobcenter, Stadtverwaltung, Volkshochschule oder Unternehmen – eine gute Kommunikation mit den Betroffenen aufgebaut haben Als sichtbares Zeichen am Gebäude oder auf der Website soll es auf Einrichtungen hinweisen, die besonders gut geeignet für Erwachsene mit geringer Lese- und Schreibfähigkeit – Menschen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können.
Damit kann das Alpha-Siegel erstmals in einem Land verwendet werden, nachdem es die Referat Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg von dem Grundbildungszentrum (GBZ) Berlin als Initiator der Idee. Es soll dazu beitragen, die Zahl der Erwachsenen mit geringer Alphabetisierung im Land zu reduzieren und das Niveau der Grundbildung zu stärken. Insgesamt 6,2 Millionen Menschen in Deutschland und damit rund 700.000 in Baden-Württemberg können nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen. Rund 80 Prozent davon sind erwerbstätig. Die Folge ist eine unzureichende Beteiligung und Information über Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft wie Corona oder Digitalisierung. Insbesondere der Digitalisierungsboom erhöht das Risiko, dass Arbeitnehmer ohne ausreichende Lese- und Schreibfähigkeiten keine Weiterbildung machen können und damit Gefahr laufen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Eintrittsbarrieren abbauen
Das Alpha-Siegel signalisiert, dass Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten in der Einrichtung freundlich und kompetent beraten und unterstützt werden. So werden beispielsweise Zugangsbarrieren zu Ämtern und Behörden oder Beratungsstellen durch Symbole in den Schildern in den Gebäuden und einfache Sprache auf der Website beseitigt. Darüber hinaus werden beispielsweise Mitarbeiter in Unternehmen sensibilisiert, um Betroffene zu beraten. „Einrichtungen, die mit dem Alpha-Siegel ausgezeichnet wurden, schaffen einen besonderen Zugang für Erwachsene mit geringer Alphabetisierung“, sagt Staatssekretärin Schebesta und fügt hinzu: „Sie machen das Thema öffentlicher und setzen ein Zeichen, diese Herausforderung zu meistern.“ Bei einer Vergabe wird anhand detaillierter Kriterien überprüft, inwieweit die Aufgaben erledigt sind. Zu diesem Zweck haben das Fachzentrum für Grundbildung und Alphabetisierung und das Berliner GBZ die Nutzung des Alpha-Siegels im Land mit einem neuen digitalen Zugang ermöglicht.
Sieben Institutionen aus Weiterbildung und Wirtschaft beteiligen sich derzeit an den ersten Workshops zur Einführung des Siegels, darunter die Mannheimer Abendakademie und das Internationale Konföderation. Darüber hinaus soll das Alpha-Siegel Teil der Landesstrategie Alphabetisierung und Grundbildung Baden-Württemberg (PDF) unter dem acht Grundbildungszentren kann verwendet werden. Darüber hinaus ist das Kulturministerium das Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung (PDF) schlagen mit 33 Verbänden und vier weiteren Ministerien vor, das Alpha-Siegel an ihren Einrichtungen einzuführen. „Je größer die Verbreitung, desto größer der Nutzen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft und damit für uns alle“, sagt Schebesta.
Länderstrategie für Alphabetisierung und Grundbildung
Die Landesstrategie für Alphabetisierung und Grundbildung in Baden-Württemberg umfasst drei Ebenen:
- Das Landesprogramm mit der Einrichtung von derzeit acht Grundbildungszentren und insgesamt 52 Kursen bei Weiterbildungsanbietern. Dafür investiert das Land von 2019 bis 2021 insgesamt 1,9 Millionen Euro. Das Landesprogramm startet 2022 nach einer Ausschreibung für ein neues Programm von Europäischer Sozialfonds fortgesetzt.
- Gründung des Landesbeirats für Alphabetisierung und Grundbildung im November 2017. Der Landesbeirat besteht aus 33 Verbänden und fünf Ministerien (Kultur, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft und ländlicher Raum). Damit sollen alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft zusammengeführt werden, in denen es Hinweise auf leseschwache Erwachsene gibt.
- Die Förderung der digitalen Grundbildung durch die Weiterbildungsoffensive der Landesregierung Weiter.mit.Bildung@BW (PDF) in Höhe von einer Million Euro (2021-2024).
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Inspiriert von Landesregierung BW