Die Streuobstwiesen des Landes haben einen besonderen biologischen und soziologischen, kulturellen und historischen Wert für Natur und Gesellschaft. Impulse aus Baden-Württemberg zum Erhalt der Streuobstwiesen stießen bei einer Livestream-Veranstaltung des Landesvertreters auf großes Interesse.
„Obstgärten sind ein fester Bestandteil unserer Landschaft in Baden-Württemberg. Jeden Tag engagieren sich zahlreiche Menschen ehrenamtlich oder arbeiten für den Erhalt unserer Streuobstwiesen. Doch die Obstplantagen im Land gehen aus verschiedenen Gründen zurück. Wir müssen daher unsere Aktivitäten intensivieren und auch neue Wege gehen, um dem Verfall dieser wertvollen und artenreichen Kulturlandschaft Einhalt zu gebieten. Dazu gehört die Klärung von Nutzen und Wert der Streuobstwiesen“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Sabine Kurtz, am Donnerstag, 11. November, anlässlich der Veranstaltung „Obstgartenerhaltung – Neue Impulse aus Baden-Württemberg“, die aus der Landesvertretung Baden-Württemberg wurde live in Berlin übertragen.
Mit über sieben Millionen Bäumen verfügt Baden-Württemberg über die größten zusammenhängenden Streuobstwiesen Europas. Diese gehören vielerorts zur typischen Landschaft. Sie sind ein attraktiver und touristischer Erholungsort, liefern eine ganze Reihe regionaler und gesunder Obstsorten und bieten Lebensraum für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten.
Impulse für das neue Obstbaukonzept in Baden-Württemberg
„Mit der Diskussion um die Erfahrungen von Streuobstwiesen und deren positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit des Menschen möchten wir erste wissenschaftliche und forschungsbezogene Impulse sammeln. Wir wollen vielversprechende interdisziplinäre Ansätze verfolgen und damit die Bedeutung unserer Streuobstwiesen unterstreichen“, betonte Staatssekretär Kurtz. Die Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen dient dazu, aktuelle wissenschaftliche Forschungsansätze aufzugreifen und Impulse für das neue traditionelle Obstkonzept in Baden-Württemberg zu schöpfen.
Im Rahmen der Veranstaltung in der Landesvertretung in Berlin diskutierte eine wissenschaftliche Expertengruppe mit Staatssekretärin Sabine Kurtz über die kulturhistorische Bedeutung und die nachweislich psychologischen Auswirkungen des Natur- und Streuobsterlebnisses. Im Fokus standen Forschungsarbeiten und Ansätze im Bereich der Umweltpsychologie, Umweltbildung und Landschaftsplanung sowie konkrete Umsetzungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen, beispielsweise im Kurbereich. Der wissenschaftlichen Expertengruppe gehören Prof. Dr. Christian Küpfer (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Fakultät Landschaftsplanung und Naturschutz), Dr. Eike von Lindern (Dialog N – Forschung und Kommunikation für Mensch, Umwelt und Natur, Zürich), Prof. Dr. phil. Ulrich Gebhard (Universität Bielefeld, Fakultät Erziehungswissenschaften) und Prof. Dr. Werner Konold (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Geo- und Umweltwissenschaften) bei. Die Diskussion stieß auf große Resonanz und Zuspruch aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und Gesellschaft sowie aus der Fach- und Obstbauszene.
Erhaltung der Obstgärten im Land
Der Erhalt der Streuobstwiesen ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung Baden-Württemberg. Der Staat unterstützt den Anbau von Streuobstwiesen durch gezielte Maßnahmen und Subventionen. Diese beinhalten:
- das Unterstützen Sie das Programm zum Beschneiden von Obstgärten, durch die Zuschlagsinitiativen, Gemeinden, Vereine, Apfelweinmühlen, Landschaftspflegevereine, Abfindungsbrennereien und Gruppen von Privatpersonen über einen Sammelantrag eine finanzielle Unterstützung von jeweils 15 Euro für zwei professionell durchgeführte Baumfällmaßnahmen erhalten.
- das Förderprogramm Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierschutz (FAKT), mit dem das Land die aufwendige Grünlandpflege unter und zwischen den Bäumen von Streuobstwiesen mit 2,50 Euro pro Baum und Jahr über einen Zeitraum von fünf Jahren unterstützt.
- Unterstützung bei der Vermarktung von Produkten aus 100 Prozent Streuobstwiesen durch eine sogenannte Prospektaktion. Gefördert werden Werbe- und Verkaufsförderungsmaßnahmen, die den Absatz regionaler Streuobstwiesen verbessern.
- die Unterstützung von Klein- und Obstbrennereien des Landes durch Förderprogramme im Bereich ländliche Entwicklung und Natur- und Landschaftsschutz sowie durch Projekte.
- Obstbauprojekte in Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt, zum Beispiel zur Erhaltung der genetischen Ressourcen von Birnen und zum Erhalt alter Kirschsorten.
Reagieren Sie angemessen auf rückläufige Obstplantagen
Das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat zudem eine „Situationsanalyse und Machbarkeitsstudie für Streuobstwiesen in Baden-Württemberg“ in Auftrag gegeben Obstbaukonzept des Landes (PDF) sollte sein. Um angemessen auf die rückläufige Zahl der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg zu reagieren, sollten im Rahmen der Streuobstflächenkonzeption die Wirksamkeit bestehender Aktivitäten, Maßnahmen und Rahmenbedingungen zur Streuobstwirtschaft überprüft, neue Fördermöglichkeiten verifiziert und bestehende Fördermöglichkeiten weiterentwickelt werden und ergänzt. Der Fokus des Berichts liegt sowohl auf der Unterstützung der Pflege und Bewirtschaftung der Streuobstwiesen als auch auf der Stärkung der Verarbeitung und Vermarktung von Streuobstwiesen.
Darüber hinaus wird eine Machbarkeitsstudie für ein „Erlebnis Obstgarten Baden-Württemberg“ erstellt, die helfen soll, die Rahmenbedingungen für die Neu- oder Weiterentwicklung eines Tourismuszentrums zu prüfen. Die Ergebnisse des Berichts werden Anfang 2022 erwartet.
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Inspiriert von Landesregierung BW