Das Pilotprojekt für elektrisch angetriebene Hybrid-Oberleitungs-Lkw ist gestartet. Für 18 Kilometer können entsprechend ausgerüstete Lkw Bahnstrom über Oberleitungen auf der Bundesstraße 462 im Murgtal bei Rastatt beziehen. Das Projekt trägt dazu bei, den Straßengüterverkehr klimafreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, und Verkehrsministerin Baden-Württemberg Winfried Hermann habe heute die Pilotroute von eWayBW feierlich in Betrieb genommen. eWayBW ist ein Pilotprojekt für elektrisch betriebene Hybrid-Oberleitungs-Lkw (Lkw). Auf einem über 18 Kilometer Pilotstrecke (davon vier Kilometer elektrifiziert) auf der Bundesstraße im Murgtal bei Rastatt können Lkw mit entsprechender Technik Bahnstrom über Oberleitungen beziehen. Gleichzeitig wird eine Batterie geladen, die eine emissionsfreie Weiterfahrt des Lkw nach Beendigung der Oberleitung ermöglicht. Die Testphase dauert bis Juni 2024.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium: „Mit moderner Technik wird der Güterverkehr klimafreundlicher. Heute ist daher ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Klimaschutz. Natürlich muss mehr Verkehr auf den Schienen sein – auch eine Herausforderung, die mancherorts an ihre Grenzen stößt. Wir brauchen daher beides: den Ausbau der Schiene und klimafreundliche Lösungen für die Straße. Oberleitungs-Lkw können eine sinnvolle Alternative sein. Oberleitungs-Lkw sind sauberer und effizienter als Diesel-Lkw. Die leisen Trucks legen mit wenig Energie viele Kilometer zurück und emittieren keine schädlichen Abgase oder Treibhausgasemissionen. Die Tests auf Teststrecken bestätigen dies immer wieder. Deshalb fördert das Bundesumweltministerium seit vielen Jahren die Entwicklung von Oberleitungs-Lkw. Mit der Teststrecke im Murgtal sammeln wir wichtige Praxiserfahrungen und nutzen sie für den internationalen Austausch“.
Vergleich alternativer Antriebslösungen für schwere Nutzfahrzeuge
Winfried Hermann, Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, sagte: „Ich freue mich sehr, dass eWayBW nun den Betrieb aufnehmen kann. Wir alle sind aufgerufen, den Verkehr – auch und insbesondere den Güterverkehr – klimafreundlicher zu gestalten. Das Projekt eWayBW hilft, geeignete Lösungen für den Straßengüterverkehr zu finden. Besonders toll ist die Tatsache, dass der dafür verwendete Ökostrom aus der Schwarzenbachtalsperre in Forbach stammt. Mit dem in das Projekt integrierten Technologievergleich werden erstmals alle derzeit vielversprechenden alternativen Antriebslösungen für schwere Nutzfahrzeuge im Realbetrieb getestet und miteinander verglichen. Das ist weltweit einzigartig! „
Zuständig für den Bau der Oberleitungen der Bundesstraße 462 im Murgtal war das Regierungspräsidium Karlsruhe. Sylvia Maria Felder, Präsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe, dankte allen an Planung und Bau Beteiligten. Trotz der herausfordernden Umstände sind die Vorbereitungen für die Teststrecke nun erfolgreich verlaufen.
Wissenschaftliche Unterstützung durch das Fraunhofer Institut
Das Mobilitätszentrum Baden-Württemberg, die dem Regierungspräsidium Tübingen gehört, wird den Betrieb leiten. „Unsere Aufgabe wird es sein, hier in der Bundesstraße 462 für die nächsten drei Jahre einen kontinuierlichen und vor allem sicheren Testbetrieb zu gewährleisten. In den vergangenen Monaten haben wir uns auf unsere neue Aufgabe vorbereitet und sind dafür bestens gerüstet, auch dank der großen Unterstützung der Projektpartner und der kommunalen Partner vor Ort“, so der Tübinger Landratspräsident Klaus Tappeser.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung leitet das Forschungskonsortium eWayBW. Ihr Kopf der Kompetenzzentren für Energietechnologien und Energiesysteme, Prof. Martin Wietschel, erklärt: „Die Begleitforschung bewertet die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen und analysiert die Akzeptanz des Pilotbetriebs. Dadurch werden wertvolle Erfahrungen für die zukünftige Gestaltung des nachhaltigen Straßengüterverkehrs gewonnen. „
Realistischer Betrieb von Elektro-Oberleitungs-Lkw
Ziel des Pilotprojekts eWayBW ist die Umsetzung eines realitätsnahen elektrischen Betriebs von Oberleitungs-Hybrid-Lkw zur Erweiterung des Vorwissens. In der wissenschaftlichen Begleitforschung werden vor allem Aspekte der Energieversorgung sowie Auswirkungen auf Lärm, Luftschadstoffe und straßenplanerische Maßnahmen untersucht. Für das Pilotprojekt wurde die Bundesstraße 462 im Murgtal gewählt, da jährlich 510.000 Tonnen Papier im 24-Stunden-/7-Tage-Betrieb von drei Papierherstellern in Obertsrot zu einem Logistikzentrum in Kuppenheim im Rheintal gebracht werden. Daraus ergibt sich die hohe Zahl von durchschnittlich 64 Umläufen pro Kalendertag. Insgesamt legen die Hybrid-Oberleitungs-Lkw im Bereich der Oberleitung rund 250.000 Kilometer pro Jahr zurück. Diese Randbedingungen lassen belastbare Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt erwarten.
Verantwortlich für den Bau der Oberleitung an der Bundesstraße 462 im Murgtal war das Regierungspräsidium Karlsruhe. Den Betrieb übernimmt das Mobilitätszentrum Baden-Württemberg, das dem Regierungspräsidium Tübingen angehört. Das Projekt wird auch wissenschaftlich begleitet. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung leitet das Forschungskonsortium eWayBW. An der feierlichen Verkehrsfreigabe, die coronabedingt nur im Freien und nur im kleinen Personenkreis durchgeführt werden konnte, nahmen Beamte und gewählte Amtsträger sowie geladene Vertreter der Projektpartner und teilnehmenden Unternehmen teil.
28 Millionen Euro Kosten
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 28 Millionen Euro. Dazu gehören Planung, Bau und Betrieb sowie wissenschaftliche Begleitforschung. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) übernimmt die Förderprogramm „Erneuerbares Mobilfunk“ ein Großteil der Kosten. Der Eigenbeitrag des Landes beträgt rund 1,6 Millionen Euro. Das Land möchte sich an dem Forschungsprojekt beteiligen und die innovative Technologie fördern.
An dem Projekt sind die folgenden acht Projektpartner beteiligt: Regierungspräsidium Karlsruhe, Landkreis Rastatt, Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG), Netzwerke BW sowie der Verbundforschung eWayBW, bestehend aus dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, dem PTV Transport Consult GmbH, das FZI Forschungszentrum Informatik und der Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht.
Drei Teststrecken in Deutschland
Neben den Projektpartnern sind acht weitere Projektbeteiligte als assoziierte Partner an eWayBW beteiligt. Die assoziierten Partner zahlen ihre Beteiligung selbst und erhalten keine finanzielle Unterstützung aus den Vergabemitteln. Auf dieser Basis sind die Spedition Fahrner GmbH, Huettemann Logistics GmbH, Casimir Kast Verpackung und Display GmbH, Mayr-Melnhof Gernsbach GmbH, Baden Board GmbH, die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH und der Speditionsverband beteiligt und Logistik Baden-Württemberg.
Das BMU fördert seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnik zur Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs. Bis 2024 werden insgesamt drei Abschnitte gefördert: Neben dem Projekt eWayBW an einer Bundesstraße in Baden-Württemberg laufen die Projekte ELISA und FESH auf Autobahnen in Hessen und Schleswig-Holstein. Seit 2019 sind dort Oberleitungs-Lkw im realen Verkehr unterwegs. Alle drei Projekte unterstützt das BMU beim Bau der Infrastruktur, dem Betrieb der Teststrecken und der Begleitforschung mit insgesamt rund 103 Millionen Euro.
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Inspiriert von Landesregierung BW