Das diesjährige Verbraucherforschungsforum „Nudging Consumer Policy“ informiert über einen politischen Ansatz, der versucht, Anregungen für das Konsumverhalten zu geben und bestimmte Verhaltensweisen zu fördern. Durch die Information über neue Forschungsansätze stärkt der Staat die Bürger in ihrer Rolle als Verbraucher.
„Verbraucherpolitik braucht disziplinübergreifende Forschung sowie Austausch und Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Politik. Mit Nudging wurde beispielsweise ein neuerer politischer Ansatz entwickelt, der versucht, Anregungen für das Konsumverhalten zu geben und zu bestimmten Handlungen zu ermutigen. Beispiele für solche Impulse (Nudges) sind einfache und übersichtliche Cookie-Banner, die zum dateneffizienten Surfen anregen“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR). Sabine Kurtz anlässlich des diesjährigen Verbraucherforschungsforums „Nudging in Consumer Policy“. Um die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Rolle als Verbraucherinnen und Verbraucher zu stärken, bietet das Ministerium ein breites Informations-, Beratungs- und Bildungsangebot. Der Austausch mit Wissenschaft und Verbänden ist wichtig, um die Wirkung verbraucherpolitischer Instrumente wie Nudging zu reflektieren und sich über neue Forschungsergebnisse zu informieren.
Beispiele und Erfahrungen zum Nudging aus erster Hand
Viele Maßnahmen, die unter den Begriff „Nudging“ fallen, sind einfach umzusetzen und bereits aus dem Alltag bekannt. Das politische Ziel dahinter könnte sein, besonders nachhaltige, gesundheitsfördernde oder datensparende Entscheidungen der Verbraucher zu fördern. „Konsumenten müssen im Alltag täglich eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, bei denen ein Schubser helfen kann, bewusstere Entscheidungen für oder gegen eine bestimmte Alternative zu treffen“, erklärte der Staatssekretär.
Als Hauptredner des Forums informierte Professor Cass Sunstein von der Harvard University über den aktuellen Stand, die Umsetzung, Chancen und Grenzen sowie die Anwendungsbereiche verhaltensbasierter Verbraucherpolitik. „Professor Sunstein hat den Begriff Nudging maßgeblich geprägt, wissenschaftlich begründet und über viele Jahre als Berater der amerikanischen Politik genutzt. Er ist ein weltbekannter Wissenschaftler und Politikberater und vor allem für seine verhaltensökonomischen Analysen bekannt“, sagte der Staatssekretär.
Zusammen mit dem Forschungszentrum Verbraucher, Markt und Politik (CCMP) Das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz veranstaltet regelmäßig wissenschaftliche Foren zu aktuellen Themen der Verbraucherforschung. Das Consumer Research Forum 2021 am 8. Juni greift das Thema „Nudging“ auf, das derzeit in Wissenschaft und Verwaltungen vieler Länder diskutiert wird. Sind Kooperationspartner „ConPolicy – Institut für Verbraucherpolitik“ Berlin und der Europäisches Hochschulinstitut (EUI) Florenz.
Forschung in der Verbraucherpolitik
Verbraucherpolitik ist eine Querschnittsaufgabe und daher notwendig Forschungdie sich fachübergreifend mit politischen, wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Fragestellungen auseinandersetzt und gezielt verbraucherpolitisch relevante Studien und Forschungsergebnisse identifiziert. Konsumforschung ist nicht institutionalisiert, sie findet an verschiedenen Universitäten in unterschiedlichen Fakultäten statt. Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Verbraucherforschung im engeren Sinne betreiben, gibt es viele, die sich mit verbraucherpolitisch relevanten Fragestellungen beschäftigen, wie zum Beispiel Rechtsfragen, Digitalisierung, Mobilität und Stadtentwicklung, Bildung, Gesundheit, nachhaltige Entwicklung oder ethisch-ökologische Investments. Allerdings erscheinen diese Arbeiten oft nicht unter dem Thema „Verbraucherpolitik“, sondern unter anderen „Überschriften“ wie Marketing oder Psychologie.
Das Forschungszentrum für Verbraucher, Märkte und Politik (CCMP) an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen (ZU) wurde vor 10 Jahren gegründet. Das MLR fördert das CCMP derzeit institutionell mit 140.000 Euro jährlich. Das CCMP vernetzt die Akteure der Verbraucherforschung im Land (und darüber hinaus), ermöglicht einen intensiven Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Politik sowie einen Austausch zwischen den Forschungsbereichen zu verbraucherrelevanten Themen. Das CCMP versteht sich in erster Linie als Schnittstellen- und Vernetzungsknoten, betreibt aber auch selbst Primärforschung.
Zur Vorbereitung des diesjährigen Forums haben die Veranstalter die Studie „Nudge 2.0 – Neue Anwendungen verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse in der Verbraucherpolitik“ erstellt und an die Teilnehmer verschickt. Das Vorbereitende Studie gibt einen Überblick über den aktuellen Stand des Einsatzes verhaltensbasierter Instrumente in der Verbraucherpolitik mit Fokus auf Deutschland und Europa und zeigt Beispiele.
Weitere Beispiele für Nudges in der Verbraucherpolitik
- Erinnerungsschreiben über die Möglichkeit der Vertragskündigung
- Vereinfachung der Antragsmodalitäten für Förderanträge
- Druckervoreinstellungen zum Sparen von Druckerpapier
- Hinweis zur wiederholten Verwendung von Handtüchern in Hotels
- „Gesundes“ Kantinenessen mit entsprechender Auswahlarchitektur des Angebots
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Inspiriert von Landesregierung BW