Wirtschaft

Die Pandemie hat Frauen zurückgeworfen

Auch beruflich haben Frauen besonders unter der Corona-Pandemie gelitten. So sank beispielsweise die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern auf das Niveau von 2011. Zudem lastet die Familienarbeit stärker auf den Schultern der Frauen, die dafür häufig ihre Arbeitszeit reduzieren müssen.

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister Kraut zu den Auswirkungen von Corona-Pandemie Eine kritische Einschätzung von Frauen und ihrer Erwerbstätigkeit: „Die Pandemie trifft Frauen härter als Männer. Viele hart erkämpfte Fortschritte wurden durch die Corona-Pandemie auf einen Schlag zunichte gemacht. Frauen sind in vielerlei Hinsicht die Krisenmanagerinnen. Allerdings wurden sie oft in alte Rollenbilder zurückgeworfen. Die Corona-Pandemie hat uns teilweise sogar um zehn Jahre zurückkatapultiert“, sagt Hoffmeister-Kraut. Die Entwicklung der Erwerbsquote von Frauen mit Kindern war zwischen 2011 und 2019 stetig gewachsen. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist sie nun wieder auf das Niveau von 2011 zurückgefallen. Alleinerziehende, Frauen in Teilzeit und Minijobs, besonders betroffen waren selbstständig erwerbstätige Frauen und Migrantinnen.

„Die Pandemie zeigt, dass die Familienarbeit hauptsächlich auf den Schultern von Frauen lag, da sie es waren, die ihre Arbeitszeit reduzierten und Einkommensverluste erlitten. Die Einkommensungleichheit verschärft somit eine ungleiche Verteilung der Betreuungsarbeit“, so die Ministerin. Zu Beginn der Pandemie engagierten sich auch Männer stärker in der Kinderbetreuung. „Insgesamt sind es aber vor allem Frauen, die ihre Arbeitszeit reduzieren, um die Kinderbetreuung zu bewältigen Spagat zwischen Job und Familie.“

Setzen Sie Fortschritte bei der Chancengleichheit nicht aufs Spiel

Der Gender Time Gap – der Unterschied in der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit zwischen Männern und Frauen – hat sich während der Pandemie von 10 auf 11 Stunden für Frauen mit Kindern und von 5 auf 6 Stunden für Frauen ohne Kinder erhöht. Es sei jetzt wichtig, appellierte der Minister, von allen Seiten gegenzusteuern und den durch die Krise unterbrochenen positiven Prozess fortzusetzen. „Wir dürfen die bisherigen Fortschritte bei der Chancengleichheit nicht gefährden. Maßgeschneiderte Angebote und Programme für Frauen sind wichtiger denn je, um Nachteile gezielt auszugleichen. Unsere Landesprogramm für Anlaufstellen für Frauen und Arbeit mit regionalen Beratungsangeboten zu allen beruflichen Fragen ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Frauen und der Arbeitswelt“, betonte Hoffmeister-Kraut.

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Der Minister sagte aber auch: „Die Pandemie hat auch positive Seiten, die wir fördern müssen. Sie war ein echter Katalysator für die Digitalisierung in der Arbeitswelt. Auf einen Schlag konnten Arbeitszeit und Arbeitsort deutlich flexibler gestaltet werden.“ Dieser Kulturwandel muss fortgesetzt werden. Zudem könne man aus der Krise lernen, dass partnerschaftliche Aufgabenverteilung, flexible Arbeitsmodelle und sichere Kinderbetreuung systemrelevante Faktoren seien, so Hoffmeister-Kraut. „Hier müssen wir weiter vorankommen. Das sorgt für mehr Stabilität in Krisen.“

Landesprogramm für Anlaufstellen für Frauen und Arbeit

Zahlen zur Beschäftigung während der Corona-Krise

  • Unter den Selbstständigen haben 63 Prozent der Frauen, aber nur 47 Prozent der Männer Einkommen verloren. [DIW Wochenbericht (4/2021) auf der Basis einer Sonderbefragung des Sozioökonomischen Panels (SOEP-CoV; Befragungszeitrum 4-7/2020)]
  • 32 Prozent der Frauen hatten starke Einschränkungen ihres Lebensstandards, 17 Prozent hatten überhaupt keine Einschränkungen, während 26 Prozent der Männer Einschränkungen hatten und 20 Prozent überhaupt keine. [KfW-Research Fokus Volkswirtschaft 3/2021; Blitzumfrage auf der KfW-Gründerplattform im Frühjahr 2020]
  • Vor allem Alleinerziehende hatten unverhältnismäßig große finanzielle Probleme und erhöhten Stress. Zwischen 2019 und dem ersten Halbjahr 2021 sank der Anteil der erwerbstätigen alleinerziehenden Mütter von 72,3 Prozent auf 68,2 Prozent. [Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Corona-Pandemie: Knapp 3 von 10 alleinerziehenden Müttern nicht erwerbstätig]
  • Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten in Branchen, die von der Pandemie negativ betroffen sind (z. B. in anderen Dienstleistungen, darunter das Gastgewerbe: Frauenanteil: 57 Prozent, Anteil der negativ betroffenen Unternehmen: 92 Prozent; und Gesundheits- und Sozialwesen: Frauenanteil: 80 Prozent, Anteil der negativ betroffenen Unternehmen: 76 Prozent). [IAW-Kurzbericht 5/2021]
  • Migrantinnen waren von den negativen Folgen besonders betroffen, weil sie stärker in Branchen beschäftigt sind, die wirtschaftlich überdurchschnittlich stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen waren. Auch gute Integrationsprozesse wurden unterbrochen.
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Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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