Mögen Sie in dieser Fastenzeit auf besondere Weise die Barmherzigkeit Gottes erfahren“, schreibt der Augsburger Bischof Bertram Meier in einem am Dienstag in Bonn veröffentlichten Brief der Bischofskonferenz an die alevitische Gemeinde in Deutschland.
Bertram Meier, der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, hat sich in einem Brief an die alevitische Gemeinde in Deutschland gewandt und ihnen eine gesegnete Fastenzeit gewünscht. Die Aleviten beginnen am Mittwoch ihr Muharrem-Fasten, das von einem Fest am 31. Juli, dem Asure-Fest, abgeschlossen wird.
Der Brief betonte die Bedeutung von religiös motivierten Fastenzeiten als Gelegenheit, das alltägliche Leben zu unterbrechen und sich auf geistliche Prüfungen und Beziehungen zu Mitmenschen zu konzentrieren. In diesem Kontext verwies Meier auch auf die Parallele im Christentum, wo der Mensch als Pilger auf einer spirituellen Reise betrachtet wird, um sein wahres Selbst zu erkennen. Meier betonte außerdem die symbolische Bedeutung des Pilgerwegs als Läuterung und Reinigung und dass es dabei nicht um materielle Dinge geht, sondern um die Erkenntnis der Wahrheit, die Gott selbst ist.
Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, die sich im 13. und 14. Jahrhundert aus dem schiitischen Zweig des Islam entwickelt hat. In Deutschland leben schätzungsweise zwischen 500.000 und 800.000 Aleviten. Meier betonte in seinem Brief die Verbundenheit der alevitischen Lehre mit der Idee des Pilgerwegs und dass der Mensch sich stets auf einer spirituellen Reise befinde, um sein wahres Selbst zu erkennen.
Die Fastenzeit der Aleviten im Monat Muharrem dauert zwölf Tage, vom 19. bis zum 30. Juli. Während dieser Zeit gedenken die Aleviten besonders des gewaltsamen Todes des Imam Hüseyin und 72 weiterer Personen im Jahr 680. Am 31. Juli wird das Asure-Fest gefeiert, bei dem eine Mahlzeit aus zwölf Zutaten zubereitet wird, um das Überleben in der Arche Noah zu symbolisieren.
In der Türkei stellen die Aleviten mit schätzungsweise 20 Millionen Gläubigen nach den Sunniten die zweitgrößte islamische Religionsgemeinschaft dar. Die Aleviten betonen die Eigenverantwortlichkeit des Menschen und die Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie beten in ihren Gebetshäusern, die „Cem“ genannt werden, gemeinsam in einem Raum.
Insgesamt betonte Bischof Bertram Meier in seinem Brief die Gemeinsamkeiten zwischen dem Christentum und dem Alevitentum und wünschte den Aleviten eine segensreiche Fastenzeit. Die Zeit des Fastens sollte genutzt werden, um das spirituelle Leben zu vertiefen und die Beziehungen zu Mitmenschen zu fördern. Meier betonte die Bedeutung des Pilgerwegs als eine Reise zur Erkenntnis der Wahrheit und wünschte den Aleviten Gottes Beistand auf ihrem Weg.