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Aspartam: Süßstoff möglicherweise krebserregend

Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft: Was bedeutet das?

Das Süßungsmittel Aspartam, das in vielen Lebensmitteln wie Softdrinks, Light-Produkten oder Fertiggerichten enthalten ist, wurde von der Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft. Diese Entscheidung basierte auf einer Sitzung externer Experten der Gruppe.

Die IARC unterscheidet insgesamt vier verschiedene Klassifizierungsstufen – krebserregend, wahrscheinlich krebserregend, möglicherweise krebserregend und nicht klassifizierbar. Die Kategorien basieren auf der Stärke der Beweise und nicht auf der Gefährlichkeit einer Substanz. Beispielsweise fallen rotes Fleisch, heiße Getränke über 65 Grad oder Nachtarbeit in die Kategorie „wahrscheinlich krebserregend“. „Möglicherweise krebserregend“ wurden auch „hochfrequente elektromagnetische Felder“, die mit der Benutzung von Mobiltelefonen verbunden sind, eingestuft.

Die Tagesdosis von 40 Milligramm Aspartam pro Kilogramm Körpergewicht bleibt weiterhin zulässig, wie der WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA) bestätigt hat. Aspartam ist ein künstlicher Süßstoff, der etwa 200-mal süßer ist als Zucker und daher nur in geringen Mengen benötigt wird. Es wird unter anderem in Light-Softdrinks, Desserts, Süßwaren, Milchprodukten und Kaugummi verwendet. Die EU schreibt vor, dass auf dem Etikett eines Produkts angegeben sein muss, wenn Aspartam enthalten ist.

Die Studienlage zur möglichen krebserregenden Wirkung von Aspartam ist nicht eindeutig. Eine große Studie aus Frankreich mit 100.000 Teilnehmern im Jahr 2013 legte nahe, dass der Konsum von künstlichen Süßstoffen, einschließlich Aspartam, mit einem leicht erhöhten Krebsrisiko verbunden sein könnte. Allerdings wiesen diese Studie erhebliche methodische Mängel auf, was ihre Aussagekraft einschränkt. Auch der Deutsche Zentrum für Diabetesforschung betont, dass die Einstufung von Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ keine Auswirkungen auf den täglichen Gebrauch haben sollte, da das Krebsrisiko keinesfalls sicher und nicht einmal besonders wahrscheinlich sei.

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Die IARC bewertete bei ihrer Überprüfung des Süßstoffs insgesamt 1300 Studien. Allerdings wurden laut Experten Risikofaktoren, die eine Krebserkrankung verursachen können, in den meisten Studien nicht ausreichend berücksichtigt. Daher wird die Entscheidung der IARC von einigen Experten kritisch gesehen.

Die Dosierung spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um die Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen von Aspartam geht. Experten betonen, dass jede Substanz Krebs verursachen kann und es immer eine Frage der Dosis ist. In üblichen Tagesmengen wird das Risiko von Experten als gering eingeschätzt. Auch der Sachverständigenausschuss JECFA sieht den Verzehr von Aspartam innerhalb der akzeptierten Tagesmengen als sicher an.

Es gibt keinen soliden Grund, Süßstoffe aktiv zu vermeiden oder zu empfehlen. Ihr Nutzen ist gering und der Schaden nicht klar nachweisbar, so Stoffwechselmediziner Stefan Kabisch. Krebspatienten sollten jedoch auf „Krebsdiäten“ verzichten und eine ausgewogene Ernährung mit allen Nährstoffen, einschließlich Zucker und Kohlenhydraten, anstreben, so das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ.

Neben der möglichen krebserregenden Wirkung steht Aspartam auch im Verdacht, die Darmflora zu schädigen. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass Aspartam die Darmbakterien negativ beeinflussen und einige von ihnen die Darmwand überwinden können. Dies könnte zu Infektionen führen, wenn die Bakterien in den Blutkreislauf oder andere Organe gelangen.

Insgesamt sind Süßstoffe eine beliebte Methode, um den Zuckergehalt in Lebensmitteln zu reduzieren. Die WHO warnt jedoch davor, dass ihr langfristiger Konsum mit einem erhöhten Risiko für Gewichtszunahme, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sein kann. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Einstufung von Aspartam besonnen aufgenommen wird und Verbraucher nicht dazu bringt, von Süßstoffen auf Zucker umzusteigen, so die Experten.

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Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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