Die baden-württembergischen Gerichte bekommen massive Verstärkungen, um sich mit der Diesel-Klage zu befassen. Bundesweit werden 40 neue Stellen geschaffen, davon 27 für Richter.
Nachdem der Baden-Württembergische Landtag am Mittwoch, 22. Dies teilte die Ministerin für Justiz und Migration, Marion Gentges, mit. Bundesweit werden 40 neue Stellen geschaffen, davon 27 für Richter. 14 Stellen im Servicebereich, die sonst weggefallen wären – sogenannte Stellen mit kw – („entfällt zukünftig“) Hinweisen – werden ebenfalls erweitert. Die stark betroffenen Stuttgarter Gerichte profitieren besonders und erhalten die Mehrheit der Richterstellen – 17 neue Richter am Landgericht Stuttgart und fünf neue Kollegen am Oberlandesgericht Stuttgart.
Justiz- und Migrationsministerin Marion Gentges sagte: „Es muss so deutlich gesagt werden: Die Zivilgerichte in Baden-Württemberg, insbesondere in Stuttgart, sind von sogenannten Dieselverfahren buchstäblich überschwemmt worden. Und diese Welle ebbt nicht ab; es trifft weiterhin mit großer Intensität auf die Gerichte des Landes. Mein herzlicher Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen in der Justiz, die die Verfahrenswelle in den letzten Jahren mit großem Engagement gemeistert haben. „
Der Minister weiter: „Im Zeitraum 2018 bis zum dritten Quartal 2021 sind bei den Zivilgerichten in Baden-Württemberg knapp 65.000 Verfahren im Zusammenhang mit dem angeblichen Einsatz unzulässiger Abschalteinrichtungen in Abgasreinigungsanlagen von Dieselfahrzeugen eingegangen.“ . Seit 2018 ist etwa jeder vierte eingehende Fall bei den Landgerichten ein Dieselfall. Die Bearbeitung dieser Verfahren stellt für die Richter eine besondere Belastung dar – nicht nur wegen der hohen Zahl der Eintragungen. Die Verfahren sind oft sehr umfangreich und mit den vorliegenden Beweisen – auch in Ermangelung geeigneter Experten – nur schwer zu klären. Umso wichtiger ist es nun, dass wir die Gerichte für diese Verfahren deutlich stärken können. „
Durch den Sitz der Daimler AG ist das Landgericht Stuttgart mit Dieselverfahren besonders belastet. Auch die dort zuletzt deutlich überproportionale Zahl von Verfahren führt zu einer besonderen Belastung des Oberlandesgerichts Stuttgart aufgrund der hohen Zahl von Berufungen in Dieselverfahren. Aus diesem Grund waren zuletzt beide Gerichte vorübergehend verstärkt worden: das Landgericht Stuttgart mit fünf gerichtlichen Mandaten und das Oberlandesgericht Stuttgart mit einem Vorsitzenden.
Cornelia Horz, Präsidentin des Oberlandesgericht Stuttgart, und Dr. Andreas Singer, Präsident der Landgericht Stuttgart, dankte Minister Gentges und ihrem gesamten Haus für ihren großen Einsatz für die Justiz: „Wir sind sehr dankbar, dass unsere stark gestressten Gerichte diese Unterstützung durch die neuen Ämter erhalten. Wir sehen dies als wichtiges Zeichen der Wertschätzung für einen Dritten, der auch in Zukunft gute Leistungen erbringen wird. Vor allem wegen des Dieselverfahrens, aber auch angesichts der umfangreichen Strafverfahren gegen Terror und organisierte Kriminalität brauchen wir diese Stärkung und die Unterstützung des Haushaltsgesetzgebers dringend. Dass im Landtag große Zustimmung herrschte und dass nicht nur für Richterinnen und Richter, sondern auch für dringend benötigte zusätzliche Hilfskräfte zusätzliche Stellen geschaffen wurden, sehen wir als ermutigendes und deutliches Signal für einen starken Rechtsstaat in schwierigen Zeiten. „
Beim im Bundesvergleich stark mit Dieselverfahren belasteten Oberlandesgericht Stuttgart sind inzwischen über 9.000 entsprechende Verfahren anhängig. Allein im Jahr 2021 gingen dort knapp 11.000 solcher Berufungsverfahren gegen Automobilhersteller ein. „Angesichts dieser Verfahrensflut kann dem berechtigten Vertrauen der Rechtsberatungssuchenden und den eigenen Ansprüchen der Kollegen nach einer nicht nur qualitativ hochwertigen, sondern auch möglichst zeitnahen Erledigung der Verfahren derzeit nicht mehr in gleicher Weise entsprochen werden nach wie vor“, sagt Cornelia Horz. „Umso wichtiger ist dieses Zeichen der politischen Unterstützung für meine Kollegen.“
Der Präsident des Landgerichts betonte: „Die Klagewellen haben sich auf die Abwicklung aller Verfahren ausgewirkt. Die neuen Standorte sind daher nicht nur eine tolle und wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung des Dieselprozesses. Vielmehr wollen wir allen Rechtsschutzsuchenden einen effektiven und schnellen Rechtsschutz gewährleisten. Eine starke, unabhängige Justiz ist ein wesentlicher Standortfaktor für eine erfolgreiche Wirtschaftsregion. Nur wenn es uns gelingt, das Recht in angemessener Zeit durchzusetzen, kann die Wirtschaft verlässlich planen und rechtssicher agieren. Ebenso erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht schnelle und fundierte Gerichtsentscheidungen. „
Staatshaushalt
Insgesamt hat der Staatshaushalt der Landesregierung für das kommende Jahr einen klaren Fokus auf die Stärkung der Justiz im Land. Mit rund 450 neuen Stellen und dem Ausbau von 581 Stellen mit kw-Noten werden Justiz und Strafvollzug nicht nur punktuell, sondern flächendeckend gestärkt.
Diesel-Klagen
Dieselklagen sind Klagen von Fahrzeughaltern und -besitzern gegen Automobilhersteller wegen des angeblichen Einsatzes unzulässiger Abschalteinrichtungen in Abgasreinigungsanlagen von Dieselfahrzeugen. Grundsätzlich richtet sich die Zuständigkeit des Gerichts nach dem allgemeinen Gerichtsstand des Beklagten. Bei Gesellschaften ist dies der Sitz der Gesellschaft. Das Landgericht Stuttgart ist daher bundesweit für alle Klagen gegen die Automobilhersteller mit Sitz in Stuttgart zuständig.
Um diese Verfahren abzubauen, sieht der Staatshaushalt über alle Laufbahnen hinweg 40 neue Stellen vor, davon 27 für den höheren Dienst (Richter), drei für den Rechtspfleger und zehn für den sogenannten Dienstbereich.
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Inspiriert von Landesregierung BW