Ländlicher Raum

Umweltministerium unterzeichnet Vogelschutzabkommen

Das Umweltministerium, der Naturschutzbund Baden-Württemberg und der Verband der Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg eV sowie mehrere Netzbetreiber haben eine Vereinbarung zum Vogelschutz unterzeichnet. Darin einigten sie sich darauf, Freileitungen im Mittelspannungsnetz nachzurüsten, um Vögel besser vor Stromschlägen zu schützen.

Noch immer sind viele Vögel an Mittelspannungsfreileitungen vom Stromschlag bedroht. Denn insbesondere Großvögel wie Störche, Greifvögel oder Eulen nutzen die Masten als Sitz-, Schlaf- oder Brutplatz und können die Isolatoren der Leitungen überbrücken oder die Leitungen kurzschließen. Und das trotz vieler Schutzmaßnahmen, die Netzbetreiber bereits in der Vergangenheit getroffen haben.

Um dieses Risiko weiter zu reduzieren und Vögel landesweit besser zu schützen, haben sich das Umweltministerium Baden-Württemberg, der NABU Baden-Württemberg, der Verband der Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e. V. (VfEW) und mehrere Netzbetreiber entschieden 7. Juli 2022 ein gemeinsames Vereinbarung zum Vogelschutz an Mittelspannungsfreileitungen (PDF) unterzeichnet.

Einigung schließt Nachrüstlücke

„Vogelschutz an Mittelspannungsfreileitungen ist ein wichtiges Thema, das uns schon lange beschäftigt. Denn für viele Vögel stellen ihre Stangen ein hohes Risiko dar, das unzählige Menschen jedes Jahr mit dem Leben bezahlen“, betonte der Umweltstaatssekretär André Baumann.

Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt bereits vor, dass Masten an Mittelspannungsfreileitungen nachgerüstet werden müssen, um Vögel vor Stromschlägen zu schützen. Bei vielen Strommasten haben sich die ursprünglich umgesetzten Schutzmaßnahmen jedoch inzwischen als unwirksam erwiesen. „Mit der jetzt erzielten Einigung schließen wir diese Lücke nun so schnell wie möglich und setzen die Upgrades sukzessive fort“, so Andre Baumann weiter. „Und jetzt ist es an der Zeit, sich weiter dafür einzusetzen, dass sich andere Netzbetreiber unserem gemeinsamen Projekt anschließen und für mehr Vogelschutz auf Mittelspannungsleitungen sorgen.“

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„Diese lang ausgehandelte Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Schutz für Störche, Uhus und andere Großvögel vor tödlichen Stromschlägen an Mittelspannungsmasten. Damit ist das Problem aber nicht vom Tisch. Die Um- und Nachrüstung wird Jahre dauern. Der neue Vertrag deckt derzeit nur rund 70 Prozent des Mittelspannungsnetzes ab. Der Naturschutzbund (NABU) fordert daher alle Netzbetreiber auf, diesem Vertrag beizutreten und das Stromsterben zu stoppen“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enßle.

Nachrüstung gefährlicher alter Masttypen in drei Phasen

Die heute unterzeichnete Vereinbarung markiert den erfolgreichen Abschluss intensiver und konstruktiver Gespräche zwischen dem Umweltministerium, dem NABU Baden-Württemberg und dem VfEW, der mehr als 90 Prozent der baden-württembergischen Netzbetreiber vertritt. Damit wird die Nachrüstung besonders gefährlicher alter Masttypen in drei Phasen auf Basis der aktuellen Schutzstandards beschlossen. Phase eins des Upgrades soll 2027 abgeschlossen sein.

„Als Netzbetreiber tragen wir nicht nur Verantwortung für eine sichere Stromversorgung, sondern auch für den Natur- und Artenschutz“, betont Klaus Saiger, Präsident des VfEW. „Wir nehmen diese Verantwortung ernst und haben uns bereit erklärt, trotz des bestehenden, älteren Vogelschutzes in die Nachrüstung besonders gefährlicher Masten zu investieren und den Vogelschutz weiter zu verbessern. Wir planen eine schrittweise Aufrüstung, da wir – wie in anderen Bereichen auch – personell und materiell nur begrenzt verfügbar sind und auch landwirtschaftliche Aspekte berücksichtigen müssen, da viele Masten auf landwirtschaftlichen Flächen stehen.“

Der Umweltstaatssekretär bedankte sich bei den beteiligten Verbänden und Netzbetreibern, die dem Vogelschutzabkommen beigetreten sind: „Sehr gute Nachrichten für den Vogelschutz, mit dem wir in Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt vorankommen.“

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62.230 Kilometer Mittelspannungsleitungen im Land

In Baden-Württemberg gibt es rund 62.230 Kilometer Mittelspannungsleitungen. Davon sind 13.750 Kilometer Freileitungen, die restlichen 80 Prozent des Mittelspannungsleitungsnetzes sind als Erdkabel verlegt. Auch die Netzbetreiber planen, in den kommenden Jahren weitere Freileitungen durch Erdverkabelung zu ersetzen.

Von der jetzt unterzeichneten Vereinbarung sind rund 26.000 Spezialmasten in Baden-Württemberg betroffen, die zum Teil bereits über einen Vogelschutz verfügen und nun sukzessive mit dem aktuellen Vogelschutzstandard nachgerüstet werden. Zu den unterzeichnenden Unternehmen gehören:

  • bnNetze GmbH
  • ED Netze GmbH
  • ENRW Energieversorgung Rottweil GmbH & Co.KG
  • Stadtwerke Fellbach GmbH
  • MVV Netze GmbH
  • Netz BW GmbH
  • Stadtwerke Buchen GmbH & Co. KG
  • Fair Netz GmbH
  • TWS Netz GmbH

Vereinbarung zum Vogelschutz an Mittelspannungsfreileitungen (PDF)

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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