Baden-Württemberg stellt 3,7 Millionen Euro für ein Projekt zur frühzeitigen Erkennung und Rehabilitation von Traumata bei geflüchteten Menschen zur Verfügung. Das zweijährige Projekt mit dem Namen „Baden-Württemberg schützt – Traumarehabilitation für Geflüchtete in Baden-Württemberg“ wird vom Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha sowie von Justiz- und Migrationsministerin Marion Gentges geleitet. Ziel des Projekts ist es, frühzeitig Traumata bei Geflüchteten zu erkennen und ihnen niedrigschwellige Hilfestellungen anzubieten.
Insbesondere richtet sich das Projekt an geflüchtete Menschen in der vorläufigen Unterbringung und startet im Landkreis Konstanz sowie in der Region um Karlsruhe/Mannheim. Im Rahmen des Projekts wird ein Programm entwickelt, welches psychische Belastungen bei Geflüchteten frühzeitig identifizieren und passgenaue, niedrigschwellige Beratungsmaßnahmen beinhalten soll. Hauptakteure des Programms sind sogenannte Gesundheitspatinnen und -paten, die kultursensible Gesundheitsinterviews mit den Geflüchteten führen und bei Bedarf passgenaue Beratungsangebote anbieten.
Bei geringen bis mittleren Auffälligkeiten erfolgt die Beratung durch die geschulten Gesundheitspatinnen und -paten, die von Expertinnen und Experten begleitet werden. Bei einer höheren Belastung wird die Diagnose von Ärztinnen und Ärzten abgesichert und die Betroffenen werden in spezialisierte Einrichtungen vermittelt. Das Programm wird eng durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet, um Effektivität, Kosteneffizienz und Qualitätssicherung zu gewährleisten.
Das Projekt wird von der Universität Konstanz in Zusammenarbeit mit vivo international e. V. und dem Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V. durchgeführt. Sozial- und Integrationsminister Lucha betont die Bedeutung des Programms für eine erfolgreiche Integration von geflüchteten Menschen: „Psychische Belastungen bei Geflüchteten können einer erfolgreichen Integration sehr im Wege stehen. Vorhandene Angebote werden teilweise aufgrund bestehender Barrieren sprachlicher, kultureller oder organisatorischer Art nicht bzw. sehr spät angenommen.“
Das Projekt hat zum Ziel, Präventions- und Beratungsmaßnahmen zur mentalen Gesundheit für Geflüchtete zu erproben und einen guten Zugang zu den Menschen zu gewährleisten. Gleichzeitig wird untersucht, wie geschultes Personal ohne medizinische Ausbildung zur Entlastung des Gesundheitssystems beitragen kann.
Die Auswirkungen dieses Projekts könnten erheblich sein. Durch die frühzeitige Erkennung von Traumata und die Bereitstellung von niedrigschwelligen Hilfestellungen können langfristige psychische Belastungen bei geflüchteten Menschen verhindert oder gemindert werden. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen aus, sondern kann auch zu einer erfolgreichen Integration in die deutsche Gesellschaft beitragen.
Darüber hinaus könnte das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitssystems leisten. Durch den Einsatz von geschultem Personal ohne medizinische Ausbildung können knappe Ressourcen effizienter genutzt werden, während die Betreuung und Hilfe für traumatisierte Geflüchtete gewährleistet wird.
Die Evaluation des Projekts wird dazu beitragen, die Effektivität und Kosteneffizienz der Maßnahmen zu bestätigen und möglicherweise als Modell für ähnliche Programme in anderen Bundesländern oder auf nationaler Ebene zu dienen.
Insgesamt ist das Projekt „Baden-Württemberg schützt – Traumarehabilitation für Geflüchtete in Baden-Württemberg“ ein wichtiger Schritt, um die bedarfsgerechte Versorgung traumatisierter Geflüchteter zu verbessern und ihre Integration in die Gesellschaft zu fördern. Die finanzielle Unterstützung des Landes zeigt die politische Priorität, die der Betreuung und Unterstützung von geflüchteten Menschen mit psychischen Belastungen eingeräumt wird.