Seit Juni 2021 betreibt die Landeshauptstadt Stuttgart im Kulturamt die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur, die sich zum Ziel gesetzt hat, die „weißen Flecken der Erinnerung“ aufzuarbeiten und sichtbar zu machen. Im Jahr 2022 fand eine erfolgreiche Kick-off-Veranstaltung statt, bei der Bürger, Vertreter aus Verwaltung, Vereinen und Experten zusammenkamen. Das neu gegründete „Netzwerk Erinnerung Stuttgart“ organisiert unter dem Titel „Hidden Places – Stuttgart neu erzählt!“ von April bis Oktober eine Reihe von Veranstaltungen, um unbekannte Erinnerungsorte im öffentlichen Raum zu entdecken und künstlerisch zu beleben.
Die Veranstaltungsreihe wurde von der Koordinierungsstelle Erinnerungskultur und dem Fachbereich Kunst im öffentlichen Raum der Abteilung Kulturförderung des Kulturamts ins Leben gerufen. Eine Jury aus Fachexperten, Kunstschaffenden, Akteuren der Erinnerungskultur und Mitarbeitenden des Kulturamts wählte acht Kunst- und Kulturprojekte aus, die jeweils mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Die Projekte reichen von multimedialen Auseinandersetzungen über verlorene Verbindungen bis hin zu Walk-Performances, die sich mit verschiedenen Gedenkstätten und historischen Ereignissen befassen.
Ein Beispielprojekt, „Space has become a Crowded Place“, beschäftigt sich mit transkulturellen Dialogen zwischen Namibia und Deutschland, wobei Geschichten von Techniken der musikalischen Anrufung des Fernen sowie der Beteiligung deutscher Großunternehmen am Genozid in Namibia 1904−1908 thematisiert werden. Ein weiteres Projekt, „Passing“, führt das Publikum in einer 30-minütigen Walk-Performance durch die Gedenkstätte Nordbahnhof und vermittelt Geschichten von jüdischen Bewohnern, die während des Zweiten Weltkriegs deportiert wurden.
Interessierte haben zudem die Möglichkeit, geführte Kunst-Walks zu besuchen, bei denen Künstler ihre Werke und Performances in den „Hidden Places“ präsentieren. Diese Veranstaltungen bieten den Besuchern die Gelegenheit, die teilweise verborgenen und unbekannten Orte in Stuttgart auf künstlerische Weise zu entdecken und sich mit der Geschichte der Stadt auseinanderzusetzen.