Arbeitsorientierte Grundbildung unterstützt geringqualifizierte Beschäftigte bei Alphabetisierung und Grundbildung
Stuttgart, 8. September 2023 – Anlässlich des Weltalphabetisierungstags hat sich Staatssekretär Volker Schebesta bei der Karle Recycling GmbH in Stuttgart über das vielversprechende Kursangebot zur arbeitsorientierten Grundbildung informiert. Dieses Kursangebot soll dabei helfen, geringqualifizierte Beschäftigte bei der Alphabetisierung und Grundbildung zu unterstützen.
Die Idee der arbeitsorientierten Grundbildung besteht darin, Menschen dort zu erreichen und weiterzubilden, wo sie arbeiten. Das Kultusministerium arbeitet im Rahmen des Landesprogramms zur Alphabetisierung und Grundbildung mit der Wirtschaft und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit zusammen, um weitere Kurse umzusetzen. Baden-Württemberg ist dabei bundesweit führend und hat solche Projekte bisher mit rund 225.000 Euro gefördert.
Die Karle Recycling GmbH setzt derzeit den vierten Kurs zur arbeitsorientierten Grundbildung um, um ihre Beschäftigten besser zu qualifizieren. Dabei handelt es sich vor allem um Migranten, die bereits seit einiger Zeit in Deutschland leben. Geschäftsführer Dietmar Schulz betont, dass es in ihrer Branche mit vielen unterschiedlichen Anforderungen wichtig ist, dass alle Mitarbeiter ausreichend lesen und schreiben können. Deshalb freuen sie sich über die Unterstützung des Landes bei der Umsetzung des aktuellen Kurses.
Die Notwendigkeit solcher Kurse wird auch durch die Forschungen der Universität Hamburg deutlich, denen zufolge mehr als jeder vierte geringqualifizierte Erwerbstätige zu geringe Kenntnisse im Lesen und Schreiben hat. Zudem könnten laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit fast 60 Prozent der Helfer-Jobs automatisiert erledigt werden. Es besteht also die Gefahr, bei der Transformation der Wirtschaft auf der Strecke zu bleiben.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, fördert das Kultusministerium im Rahmen der Weiterbildungsinitiative WEITER.mit.BILDUNG@BW die Alphabetisierung und Grundbildung. Dabei wird auch die digitale Grundbildung in arbeitsorientierten Kursprojekten unterstützt. Zielgruppen sind sowohl Beschäftigte in Unternehmen als auch Erwerbslose. Diese Kurse werden von privaten und öffentlichen Weiterbildungsträgern organisiert und in Zusammenarbeit mit den zuständigen Jobcentern umgesetzt.
Bei der Technischen Akademie für berufliche Bildung in Schwäbisch Gmünd wird deutlich, welches Potenzial in solchen Kursen steckt. Seit 2012 betreut die Akademie bundesweit Unternehmen bei der arbeitsorientierten Grundbildung und hat bereits Kurse in über 130 Betrieben mit insgesamt mehr als 5.000 Teilnehmenden umgesetzt.
Um auch geringqualifizierte Erwerbslose besser zu erreichen, hat das Kultusministerium zwei Pilotprojekte angestoßen. Dabei wird erstmals eine Zusammenarbeit zwischen Weiterbildungsträgern, Arbeitsverwaltung und Kultusministerium angestrebt. Über eine Förderung der Jobcenter sollen bei örtlichen Volkshochschulen Kurse eingerichtet werden, um die Chancen der Teilnehmenden auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Das Kultusministerium will die Koordination unter den Partnern unterstützen und plant die Einrichtung einer 50-Prozent-Stelle bei den Volkshochschulen.
Der Kurs zur arbeitsorientierten Grundbildung bei der Karle Recycling GmbH wird über die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg organisiert. Das Unternehmen beteiligt sich mit 2.000 Euro an den Kosten von insgesamt 6.000 Euro. Die restlichen Kosten werden durch eine Förderung des Europäischen Sozialfonds und des Landes gedeckt.
Die Weiterbildungsinitiative WEITER.mit.BILDUNG@BW ist Teil der ressortübergreifenden Initiativen der Landesregierung und investiert bis 2024 bis zu 40 Millionen Euro in die Weiterbildung im Land. Die Grundbildung ist dabei mit einer Million Euro Förderung einbezogen.
Die Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg ist die Koordinierungsstelle für entsprechende Projekte in Baden-Württemberg und wird seit 2022 über ESF- und Landesförderung unterstützt.
Die arbeitsorientierte Grundbildung spielt eine wichtige Rolle bei der Qualifizierung von geringqualifizierten Beschäftigten. Durch geeignete Kurse können diese Beschäftigten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern und sogar zur Fachkraft aufsteigen. Die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Arbeitsverwaltung und Bildungsträgern ist dabei entscheidend, um die Weiterbildungsangebote optimal umzusetzen und den Bedürfnissen der Teilnehmenden gerecht zu werden.