Umweltministerium Baden-Württemberg: Netzausbau statt Aufteilung der Stromgebotszone als Lösung für Stromsystemprobleme
Baden-Württemberg plant, die Herausforderungen im Stromsystem durch einen schnelleren Netzausbau anzugehen, statt die einheitliche deutsche Stromgebotszone aufzuteilen. Dies wurde durch eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Frontier Economics Ltd. bekräftigt, die die Auswirkungen und Folgemaßnahmen einer möglichen Trennung untersuchte. Die Studie zeigt, dass eine Aufteilung der Gebotszone zwar diskutiert wird, jedoch mit erheblichen finanziellen und praktischen Herausforderungen verbunden ist, die durch einen effizienteren Netzausbau vermieden werden könnten.
Hintergrund
Die europäische Energieregulierung agentur ACER evaluiert derzeit, wie die einheitliche Stromgebotszone in Deutschland möglicherweise aufgeteilt werden könnte, um auf die Herausforderungen des zunehmend dezentralisierten Energieerzeugungssystems zu reagieren. Die gegenwärtige Situation zeigt, dass die Stromerzeugung vor allem im Norden und Osten Deutschlands konzentriert ist, während der Verbrauch überwiegend in den industriellen Zentren im Süden und Westen stattfindet. Diese ungleiche Verteilung hat zu Engpässen in den Übertragungsnetzen geführt, was zu kostspieligen Maßnahmen wie Redispatching führt, bei dem konventionelle Kraftwerke hochgefahren werden müssen, um Erzeugungskapazitäten auszugleichen.
Die Argumente für den Netzausbau
Ministerin Thekla Walker unterstreicht, dass der Netzausbau das wirksamste Mittel sei, um Netzkosten und CO2-Emissionen zu senken. Projekte wie SuedLink und Ultranet sind bereits im Genehmigungs- und Bauprozess. Sie verspricht, dass durch die Fertigstellung dieser Trassen jährliche Einsparungen in Höhe von einer Milliarde Euro durch reduzierte Redispatch-Kosten realisiert werden können. Im Gegensatz dazu könnte eine separate Gebotszonentrennung kurzfristig höhere Strompreise für Verbraucher im Süden nach sich ziehen, was insbesondere angesichts der Wettbewerbsbedingungen in der Region als problematisch angesehen wird.
Mögliche Auswirkungen einer Gebotszonentrennung
Eine Aufteilung der Stromgebotszone könnte zwar theoretisch Anreize für neue Erzeugungsanlagen oder Speicher schaffen, würde jedoch auch zu einer Erhöhung der Strompreise – etwa um 10 Euro pro Megawattstunde bis 2025 – führen. Diese höheren Kosten könnten negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Regionen haben. Insbesondere die Elektrifizierung von Industrieprozessen, die als Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele betrachtet wird, könnte durch höhere Strompreise behindert werden.
Zusätzlich warnen Experten vor den erheblichen Bürokratie- und Transformationskosten, die mit einer Gebotszonentrennung verbunden wären – geschätzt auf bis zu 2,5 Milliarden Euro. Diese Maßnahmen würden das Solidaritätsprinzip der Energiewende untergraben, da Verbraucher im Süden zusätzlich belastet würden, während im Norden eine Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stärker subventioniert wird.
Fazit
Die Studie der Frontier Economics Ltd. bietet eine klare Richtung: Die effiziente Handhabung der Stromversorgung in Baden-Württemberg erfordert einen fokussierten Ansatz durch den Netzausbau statt einer komplizierten Teilung des Strommarktes. Die Herausforderungen des deutschen Stromsystems lassen sich besser durch strategische Investitionen in die Infrastruktur bewältigen, die den Weg für eine nachhaltige und kosteneffiziente Energiezukunft ebnen. Ministerin Walkers Position hebt die Notwendigkeit hervor, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur den kurzfristigen Bedarf adressieren, sondern auch die langfristigen Ziele der Energiewende unterstützen.