Zum Start des Pilotprojekts zur Waldbrandbekämpfung in Europa traf sich Minister Strobl mit EU-Kommissar Janez Lenarčič.
„Die großen Waldbrände in Südeuropa und nicht zuletzt auch kleinere Brände bei uns in Baden-Württemberg haben gezeigt: Wir müssen Krisen, das Unvorstellbare vorausdenken, um gewappnet und gut vorbereitet zu sein. Und das tun wir in Baden-Württemberg. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Menschheitsgeschichte. Und auch diese Krise kennt keine Grenzen. Auch deshalb ist ein gut aufgestellter, länderübergreifender Bevölkerungsschutz wichtiger denn je. Wir werden uns hier künftig auf komplexere und möglicherweise länger anhaltende Gefahrenlagen einstellen müssen. In diesem Sinne müssen und werden wir hier auch künftig gerade im Bevölkerungsschutz stärker zusammenarbeiten müssen, länderübergreifend und international“, sagte der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl in Brüssel.
Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz stärken
Der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl hat sich am Dienstag mit dem für humanitäre Hilfe und Krisenschutz zuständigen EU-Kommissar Jenaz Lenarčič in Brüssel getroffen. Dabei ging es auch um den Ausbau der europäischen Zusammenarbeit im Bereich des Bevölkerungsschutzes und das Pilotprogramm zur Waldbrandbekämpfung, das an diesem Freitag auch für baden-württembergische Feuerwehrangehörige startet.
„Wir müssen uns austauschen, um höchstmögliche europäische Standards im Bevölkerungsschutz aufzubauen und zu setzen. Programme wie das aktuelle Trainingsprogramm zur Waldbrandbekämpfung sind dafür ein ganz wesentlicher Baustein, die weiter vertieft und ausgebaut werden müssen. Wir sollten das zum Ausgangspunkt einer langfristigen europäischen Kooperation machen. Und damit auch ein Signal senden: Wir nehmen die Veränderungen des Klimas und die damit verbundenen Folgen sehr, sehr ernst!“, so Minister Thomas Strobl.
Nach dem Treffen in Brüssel waren sich Minister Thomas Strobl und der für den Katastrophenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarčič einig: Das Ehrenamt leistet im Bevölkerungsschutz einen wertvollen Beitrag, es trägt ganz entscheidend dazu bei, sich hier gut und professionell aufzustellen. Diese Säule, die in Deutschland und Slowenien so ausgeprägt und gewachsen ist, sollte auch bei den Überlegungen zur künftigen Aufstellung des Bevölkerungsschutzes auf europäischer Ebene mitgedacht und eine Rolle spielen. Zudem waren sich beide einig, sich künftig für grenzüberschreitende Übungen wie jetzt zum Thema Waldbrandbekämpfung in Griechenland stark zu machen. „Naturkatastrophen, Wald-und Vegetationsbrände, Überschwemmungen – sie werden nicht vor nationalen Grenzen halt machen. Also müssen wir uns auf grenzüberschreitende Lagen einstellen – und das machen wir am besten, indem wir künftig grenzüberschreitend üben.“, betonte Innenminister Thomas Strobl nach seinem Treffen mit dem für den EU-weiten Katastrophenschutz zuständigen Kommissar.
Pilotprogramm zur Waldbrandbekämpfung
Erstmals hat die Europäische Union in diesem Jahr ein Pilotprogramm zur Waldbrandbekämpfung in Europa ins Leben gerufen. Mehr als 200 Feuerwehrleute aus insgesamt sechs Ländern der Europäischen Union werden verteilt über einen Zeitraum von acht Wochen vor Ort in Griechenland die Möglichkeit erhalten, in unterschiedlichen Übungseinheiten die Theorie und Praxis der Waldbrandbekämpfung zu erlernen und Erfahrungen auszutauschen. Aus Deutschland nehmen unter Koordination des Innenministeriums und der Landesfeuerwehrschule insgesamt 16 Feuerwehr-Einsatzkräfte teil.
Die Teilnahme Baden-Württembergs beruht auch vor allem aus dem langjährigen persönlichen, freundschaftlichen und kollegialen Kontakt zwischen dem ehemaligen EU-Kommissar, jetzigen griechischen Minister für Klimakrise und Bevölkerungsschutz Christos Stylianides und Minister Thomas Strobl.
Deutsches Team auf der Peloponnes
Das deutsche Team wird vom 15. Juli bis 31. Juli 2022 auf der Peloponnes stationiert sein. Die allesamt aus Baden-Württemberg stammenden Freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrleute werden vor Ort mit den griechischen Kollegen zusammenarbeiten und sich über Maßnahmen einer effektiven Waldbrandbekämpfung austauschen. Gerade südliche Länder, wie Griechenland, kämpfen immer mehr gegen extreme und verheerende Waldbrände. Dabei nehmen die Feuerwehrleute die unterschiedlichen Ausgangslagen in den verschiedenen europäischen Ländern wie beispielsweise Bewuchs, Boden, Zugänglichkeiten und Topografie des Waldes in den Blick.
Das Pilotprogramm entstand insbesondere vor dem Hintergrund der Waldbrände, die sich im Sommer des vergangenen Jahres in Griechenland ereignet hatten. Hunderte von kleinen und großen Flächen brannten tagelang in ganz Griechenland. Allein im August 2021 war Griechenland mit rund 65 Waldbränden pro Tag bei Höchsttemperaturen von oft über 40 Grad Celsius betroffen. Die Waldbrände brachten Griechenlands Feuerlöschkapazitäten an ihre Grenzen. Die griechische Regierung erbat deshalb internationale Hilfe. Über 20 europäische und nahöstliche Länder unterstützten mit Flugzeugen, Hubschraubern, Fahrzeugen und Hunderten von Feuerwehrleuten.
Die Teilnahme an dem Pilotprogramm bildet einen wertvollen Baustein im Rahmen der Qualifizierung der Einsatzkräfte und trägt zur europaweiten Kooperation bei der Waldbrandbekämpfung bei. Schon bei den vorbereitenden Abstimmungen war klar: „Freunde lernen von Freunden und helfen sich“. Neben dem deutschen Team nehmen auch Feuerwehrleute aus Bulgarien, Finnland, Frankreich, Rumänien und Norwegen an dem Pilotprogramm teil. Das Team aus Baden-Württemberg wird von Führungskräften der Landesfeuerwehrschule geleitet und besteht aus Einsatzkräften die aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, der Stadt Freiburg und dem Landkreis Böblingen kommen. Zudem unterstützen Führungskräfte aus dem Landkreis Ludwigsburg und dem Zollernalbkreis.
Inspiriert von Landesregierung BW