Baden-Württemberg ergreift die Initiative und unterstützt mit rund 900.000 Euro den Aufbau eines deutschlandweit einzigartigen Beinprothesenregisters. Die Förderung ist Teil der Strategie „Digitalisierung in Medizin und Pflege“ des Bundesministeriums für Soziales und Gesundheit.
Jährlich werden in Deutschland rund 55.000 Amputationen der unteren Extremitäten durchgeführt. Ein Großteil der betroffenen Patienten benötigt eine orthopädische Langzeitversorgung, oft begleitet von einer physiotherapeutischen Behandlung. Aus diesem Grund wird für Deutschland seit vielen Jahren ein Register gefordert, das diese Behandlungsdaten systematisch erfasst. Dadurch sollen wertvolle Erkenntnisse gewonnen und die Versorgung der Betroffenen verbessert werden.
„Nicht sie zuerst Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass wir in der Gesundheitsversorgung noch stärker auf Daten und Vernetzung setzen müssen“, so der Gesundheitsminister Mann Luca am 12. Mai 2022 in Stuttgart. „Letztlich profitieren davon alle Patienten. Es ist sehr bedauerlich, dass diese Möglichkeit in Deutschland bisher nicht für Menschen mit Beinamputation genutzt wird. Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen mit sogenannten Krebsregistern gemacht, insbesondere wenn es um die Dokumentation von Krebserkrankungen geht. Umso mehr freut es mich, dass wir in dieser Angelegenheit nun einen Schritt nach vorne machen.“
Menschen mit Beinamputationen benötigen in der Regel eine lebenslange Rehabilitation. Für die Produktentwicklung und Anpassung hochwertiger Prothesen bedarf es daher ausgefeilter digitaler und individueller Technik. Im Vorfeld werden meist Computersimulationen eingesetzt. Die Versorgungsdaten anderer Patienten werden genutzt, um am Ende ein optimales Produkt herzustellen. Um auf diese Daten zugreifen zu können, ist ein entsprechendes Register erforderlich.
Das Projekt
Das vom Ministerium geförderte Projekt „Aufbau eines medizinischen Registers zur Behandlung und Betreuung von Menschen mit Beinamputation“ (AMP-Register) ist Heidelberger Universitätsklinikum in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Institut IPA vollendet. Es baut auf dem Projekt auf „AMP-Kompass“ anlässlich Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg wurde bereits vom Staat finanziell unterstützt. Mit dem „AMP Compass“ wurde ein digital vernetztes Dokumentationstool geschaffen, das allen am Versorgungsprozess von Beinamputationen beteiligten Berufsgruppen ermöglicht, die Anamnese der Betroffenen sowie medizinische und orthopädische Daten einzugeben. Dabei kommen sogenannte Smart Prothesen zum Einsatz, die über mobile Sensoren Belastungsdaten an Orthopädietechniker übermitteln.
Ziel des Projekts ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Patienten, Akutversorgung, Rehabilitationseinrichtungen, niedergelassenen Ärzten, Therapeuten, Orthopädietechnikern und anderen Leistungserbringern weiter zu verbessern (sektorenübergreifende Versorgung). Durch die Erhebung statistisch hochwertiger Längsschnittdaten, die über einen längeren Zeitraum erhoben werden, können erfolgreiche und weniger erfolgreiche Behandlungsmethoden ermittelt werden, sodass zukünftige Patienten von den Erfahrungen profitieren können.
Digitalisierung in Medizin und Pflege
Die Landesregierung hat 2017 damit begonnen, die großen Chancen und Potenziale der Digitalisierung für den Gesundheits- und Pflegebereich verstärkt zu nutzen. Gemeinsam mit allen Akteuren im Gesundheitswesen – einschließlich Patientenvertretern – hat das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration die „Strategie zur Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung in Baden-Württemberg durch den Einsatz digitaler Technologien“ (Strategie zur Digitalisierung in Medizin und Pflege) (PDF) entwickelten.
Anlässlich dieser Initiative in die staatliche Strategie aufgenommen digital@bw embedded wurden mittlerweile fast 50 Projekte mit mehr als 19 Millionen Euro gefördert. Gefördert wurden vor allem Projekte aus den vier Themenfeldern ambulante und stationäre Versorgung, sektorenübergreifende Versorgung, Pflege und personalisierte Medizin.
Im Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg verfolgen zahlreiche Akteure aus Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und dem Gesundheitswesen das Ziel, den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg in einem strategischen Prozess mit Unterstützung der Landesregierung zum führenden Medizinstandort zu machen Forschung, für die Entwicklung und Herstellung von Medizinprodukten und für die Weiterentwicklung einer modernen und innovativen Gesundheitsversorgung.
Inspiriert von Landesregierung BW