Im Landkreis Göppingen startet ein Pilotprojekt für insektenfreundliche Beleuchtung. In Heiningen in der Landesstraße 1217 verlangsamen dimmbare Beleuchtungsstärken das Insektensterben und Kameras ermöglichen einen Zählvorgang. Das Land fördert das Forschungsprojekt mit 75.000 Euro.
Insekten werden Heiningen lieben – denn seit dem 26. April 2022 werden sie durch dimmbare Straßenbeleuchtung auf ganz neue Weise begrüßt. In einem bundesweit einzigartigen Projekt wird die Beleuchtungsstärke der Straßenlaternen entlang der Durchgangsstraße (Landesstraße 1217) nachts an das tatsächliche Verkehrsaufkommen angepasst. Das heißt: In verkehrsarmen Zeiten kann er heruntergeregelt werden, um die Insekten zu schützen – natürlich ohne sie Verkehrssicherheit gefährden. Gleichzeitig können die Tiere mit einem kameragestützten System beobachtet und gezählt werden.
Das Land fördert Forschungsvorhaben mit 75.000 Euro
Das Verkehrsministerium des Landes Baden-Württemberg fördert dieses Vorhaben mit 75.000 Euro aus Mitteln der Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt. Elke ZimmerStaatssekretär im Verkehrsministerium, sagte zu Beginn: „Ich freue mich sehr, dass hier in Baden-Württemberg ein solches Projekt an den Start geht und wir mit Landesmitteln einen entscheidenden Beitrag dazu leisten können. Lichtverschmutzung ist ein zunehmendes Problem.“ das zum Schutz der Biodiversität angegangen werden muss. Ich freue mich auf die Erkenntnisse aus dem Projekt, die uns zeigen werden, wie die Straßenbeleuchtung durch intelligente Steuerung insektenfreundlicher gestaltet werden kann.“
Das Land Baden-Württemberg will die Lichtverschmutzung reduzieren, um die Biodiversität zu schützen. Dass Landesnaturschutzgesetz wurde 2020 entsprechend angepasst. Unter anderem soll das dramatische Insektensterben gemildert oder gestoppt werden – auch an Straßenlaternen. Denn die Insekten werden von künstlichen Lichtquellen angelockt und sterben entweder an den Lichtern selbst oder umkreisen sie bis zur völligen Erschöpfung, was zu einer erhöhten Sterblichkeit führt.
Das tatsächliche Verkehrsaufkommen bestimmt die Lichtintensität
Gemeinsam mit den Projektpartnern Technische Universität Berlin, Netz BW GmbH, Urban Lighting Innovations GmbH, Schröder GmbH und Studio DL In dem Forschungsprojekt untersucht die Gemeinde Heiningen die Auswirkungen unterschiedlicher Dimmstufen der Straßenbeleuchtung auf Insekten und Menschen. Die Beleuchtungsstärke soll sich an den Anforderungen des tatsächlichen Verkehrsaufkommens orientieren und nicht mehr an standardisierten Durchschnittswerten. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt.
Das Heininger-Projekt „Künstliche Intelligenz (KI)-basierte adaptive Straßenbeleuchtung zum Schutz der Biodiversität und zum Energiesparen“ gehört zu den 37 Finalisten in der Kategorie Nachhaltigkeit für den Innovationspreis Reallabor 2022 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Bürgermeister der Gemeinde Heiningen, Norbert Aufrecht, zeigte sich begeistert von dem vom Land geförderten Forschungsprojekt: „Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind richtungsweisend für die kommunale Straßenbeleuchtung. Wir sind stolz, dass diese innovative, effiziente und vor allem Insektenschutztechnik erstmals in unserer Gemeinde zum Einsatz kommt und wir bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen, hoffen wir, dass die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt dazu beitragen, dass unser Beispiel in Baden-Württemberg Schule macht.“
Intelligente Technik im Einsatz
Bereits bei der Sanierung der Durchgangsstraße in Heiningen wurden Leuchtdioden (LED)-Straßenleuchten installiert, die nun um weitere Technik zur adaptiven Lichtsteuerung ergänzt wurden. Das Verkehrsaufkommen wird mithilfe von Verkehrskameras, Bluetooth-Trackern, vorhandenen Echtzeit-Verkehrsdaten und hochauflösenden Mikrofonen erfasst. Die daraus gewonnenen Daten werden in einem sogenannten Lichtmanagementsystem verarbeitet, das dann das Dimmniveau der Straßenlaternen entsprechend steuert. Auf diese Weise wird die Beleuchtungsstärke entsprechend dem reduzierten Verkehrsaufkommen reduziert. Davon ausgenommen sind beleuchtete Fußgängerüberwege, da diese höhere Anforderungen an die Beleuchtung stellen, um eine gute Sichtbarkeit der Fußgänger zu gewährleisten.
Mit einem kameragestützten Insektenmonitoringsystem („Insect Tracking“) soll untersucht werden, inwieweit sich die reduzierte Beleuchtungsstärke positiv auf nachtaktive Insekten auswirkt. Ein Novum in dieser Studie ist die Methode, die Insekten auf den Lichtern zu zählen. Dabei werden keine Insektenfallen an den Leuchten montiert, sondern die Überwachung erfolgt über spezielle Kameras und intelligente Software, die die Insektenaktivitäten zuverlässig aufzeichnen und mit deren Hilfe künstliche Intelligenz auswerten, ohne die Lichteigenschaften zu verändern.
Inspiriert von Landesregierung BW