Der aktuelle Baden-Württembergische Gesellschaftsbericht gibt wichtige Einblicke in die unterschiedlichen Belastungen der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf Mütter und Väter. Die Pandemie hat die überwiegend eher traditionelle Rollenverteilung innerhalb der Familie offengelegt und teilweise verstärkt – dem will das Land entgegenwirken.
Die aktuelle Ausgabe der Berichtsreihe „Gesellschaftsbericht BW“im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg vom Familienforschung Baden-Württemberg geschrieben wird, widmet sich der Frage, wie die Corona-Pandemie den Alltag von Familien verändert hat. Unter dem Titel „Vereinbarkeit im Stresstest – Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Erwerbstätigkeit und Rollenverteilung in Familien“ (PDF) Der GesellschaftsReport zeigt, wie sich die Corona-Pandemie auf die Erwerbstätigkeit von Eltern ausgewirkt hat und inwieweit Mütter und Väter unterschiedlich von den Auswirkungen betroffen waren. Es zeigt sich, dass insbesondere Eltern mit geringem Einkommen oder niedrigerem Sozialstatus von Beeinträchtigungen der Erwerbstätigkeit betroffen waren und Mütter wiederum höheren Einkommens- und Beschäftigungsrisiken ausgesetzt waren als Väter.
Auswirkungen auf die Rollenverteilung in der Familie
Der Bericht geht auch der Frage nach, wie die besonderen Umstände und insbesondere die Schließung von Bildungseinrichtungen die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern beeinflusst haben und welche Folgen die Pandemie für das Stressempfinden der Eltern hatte. Die Daten deuten darauf hin, dass sich die Rollen in den meisten Familien nicht grundlegend geändert haben und dass Frauen weiterhin den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung übernehmen, wie sie es vor der Pandemie getan haben. Aber auch Väter waren stärker als vor der Pandemie in die Kinderbetreuung eingebunden, vor allem aufgrund veränderter Rahmenbedingungen wie Homeoffice oder Kurzarbeit.
„Die Ergebnisse haben uns einmal mehr verdeutlicht, dass die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ein entscheidender Faktor für die ist Gleichstellung von Frauen und Männern ist. Hier stehen Staat und Gesellschaft in der Verantwortung, dass die bisherigen Fortschritte nicht an Bedeutung verlieren. Es darf kein ‚Rollback‘ geben!“ sagte der Sozialminister Mann Luca.
Familien in besonderen Lebenslagen
Die Situation von Familien in besonderen Lebenslagen wird anhand von Interviews mit Vertretern der Verband alleinerziehender Mütter und Väter in Baden-Württemberg (VAMV-BW) und des Verein Rückenwind e. v, ein Verein für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Mit der Pandemie ist viel Unterstützung verloren gegangen und Eltern wurden oft auf sich allein gestellt. Diese Situation hat viele Eltern, Kinder und Jugendliche an ihre Grenzen gebracht – vor allem Eltern, die auch beruflich gefordert waren.
„Der Gesellschaftsbericht befasst sich zu Recht mit Alleinerziehenden und Familien mit Kindern mit Behinderungen. Mit spezifischen Regelungen – beispielsweise im Rahmen der Notbetreuung – haben wir versucht, diesen besonderen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Gerade bei Kindern mit Schwerbehinderung war dies immer ein komplexer Abwägungsprozess, da sie nicht nur in hohem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sondern oft auch zu besonders gefährdeten Gruppen gehören“, so Lucha weiter.
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter
Aus den Ergebnissen des GesellschaftsReports BW und den Erfahrungen der Eltern werden familien- und gleichstellungspolitische Empfehlungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Geschlechter abgeleitet.
„Jede Krise bietet auch Chancen. Wir werden die Analyse daher nutzen, um unseren Blick zu schärfen, welche Neuausrichtungen zur Verfügung stehen. Unsere Aufgabe ist es nun, die skizzierten Herausforderungen anzunehmen und geeignete Lösungen für eine bessere und geschlechtergerechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu entwickeln“, sagte Minister Manne Lucha.
Der GesellschaftsReport BW erscheint im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Familienpolitischen Gespräche präsentiert am 5. April 2022.
Inspiriert von Landesregierung BW