Frachtschiff mit 3.000 Autos in Brand vor niederländischer Insel Ameland: Umweltkatastrophe droht
Stand: 26.07.2023 16:48 Uhr
Ein mit 3.000 Autos beladenes Frachtschiff, die „Fremantle Highway“, brennt vor der niederländischen Insel Ameland und könnte sinken. Experten warnen vor einer Umweltkatastrophe für die Nordsee. Rettungsschiffe versuchen weiterhin, die Flammen an Bord des 18.500 Tonnen schweren Autofrachters in Schach zu halten. Ein Schlepper hat bereits eine Trosse an dem Schiff befestigt, um es an Ort und Stelle zu halten und die wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland nicht zu blockieren. Allerdings ist das Kabel nicht stark genug, um das Schiff abzuschleppen.
Das Feuer an Bord des Frachters brach in der Nacht aus, als das Schiff auf dem Weg von Bremerhaven ins ägyptische Port Said war. Es wird vermutet, dass eines der 25 Elektroautos an Bord in Brand geriet und sich die Flammen schnell ausbreiteten. Die 23-köpfige Besatzung versuchte zunächst, das Feuer zu löschen. Einige Crewmitglieder sprangen ins Meer, um sich zu retten. Die meisten wurden mit Hubschraubern gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Ein Mann kam bei dem Vorfall ums Leben, die anderen 22 wurden leicht verletzt.
Naturschützer zeigen sich besorgt über die Lage. Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), Gerd-Christian Wagner, warnt davor, dass das Schiff instabil werden und möglicherweise sinken könnte. Besonders gefährlich wäre es, wenn das Schweröl ausläuft. Westwinde könnten das ausgetretene Öl in die Deutsche Bucht treiben. Derzeit gibt es jedoch noch wenig Informationen zur Lage auf dem Frachter.
Der Bürgermeister der Nordseeinsel Borkum, Jürgen Akkermann, fürchtet schwere Umweltschäden im Falle eines Untergangs des Schiffs. Vor allem der Austritt von Schweröl und die Elektroautos an Bord stellen eine große Gefahr dar. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer warnt, dass bereits kleine Mengen auslaufender Stoffe eine Umweltkatastrophe auslösen könnten, von der in erster Linie Seevögel betroffen wären. Langfristige Schäden und Folgen drohen, wenn es nicht gelingt, das havarierte Schiff in einen Hafen zu bringen oder die ausgelaufenen Stoffe zu binden.
Das deutsche Havariekommando mit Sitz in Cuxhaven unterstützt die Rettungsaktion vor Ameland. Der Notfallschlepper „Nordic“ wurde zur Unglücksstelle entsandt und versuchte tagsüber, die Seiten des brennenden Schiffes mit Löschwasser zu kühlen. Die „Fairplay 30“ löste später den Notfallschlepper ab. Weitere Schiffe des deutschen Havariekommandos stehen in Bereitschaft. Das Havariekommando ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf Küstenländer und unterstützt bei Unfällen auf Nord- und Ostsee.
Die Reedereien arbeiten bereits an Regelungen und Lösungen, um Brände an Bord von Frachtschiffen mit Elektroautos effektiv zu bekämpfen. In der Vergangenheit kam es bereits zu ähnlichen Vorfällen. Im Februar brach ebenfalls ein Feuer auf der „Fremantle Highway“ aus, als das Schiff auf dem Weg von Emden in die USA war. Im März wurde zudem auf der Insel eine Übung mit 130 Einsatzkräften durchgeführt, um auf einen Schiffsunfall mit giftigen Chemikalien vorbereitet zu sein.
Die Rettungsaktion und die Bekämpfung des Feuers dauern weiterhin an. Weitere Informationen zur aktuellen Lage und den Folgen für die Umwelt werden erwartet.