Preisvergleich: Ministerium widerlegt Schuldzuweisungen an Landwirtschaft
In den letzten Jahren haben Verbraucherinnen und Verbraucher deutliche Preissteigerungen im Lebensmittelbereich wahrgenommen. Dies hat zur Folge, dass viele Menschen versuchen zu sparen, um ihren Haushalt zu entlasten. Die Landwirtschaft wurde dabei häufig als Hauptverantwortlicher für die Preissteigerungen genannt. Um dieser Annahme auf den Grund zu gehen, hat das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg nun einen Preisvergleich von Erzeuger- und Verbraucherpreisen in Auftrag gegeben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Lebensmittel für die Verbraucher tatsächlich deutlich teurer geworden sind und einen Anteil an der Inflation haben. Allerdings zeigt der Vergleich auch, dass die Landwirtschaft nur teilweise für diese Preissteigerungen verantwortlich ist, da sie lediglich ein Glied in der gesamten Wertschöpfungskette ist. Minister Peter Hauk betont, dass die Landwirtschaft definitiv kein Inflationstreiber sei.
Bei dem Preisvergleich wurden zwei Kennwerte errechnet: Die Spanne in der gesamten Wertschöpfungskette und der prozentuale Anteil der Erzeugererlöse am Verbraucherpreis. Dabei zeigte sich, dass die Spanne in den letzten fünf Jahren praktisch verdoppelt hat und der Anteil der Erzeugererlöse an den Verbraucherausgaben stark gesunken ist. Selbst bei nicht verarbeiteten Produkten wie Äpfeln liegt der Anteil des Erzeugerpreises am Verbraucherpreis nur bei rund 30 Prozent.
Der Minister argumentiert, dass starke Kostensteigerungen in der Erzeugung, zum Beispiel bei Eiern oder Rinderhackfleisch, die Preise beeinflussen. Phasen temporär höherer Erzeugerpreise wurden häufig für die Anhebung der Verbraucherpreise genutzt, jedoch wurden Rückläufige Erzeugerpreise seltener oder verzögert an die Verbraucher weitergegeben.
Angesichts dieser Ergebnisse warnt Hauk vor den Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe in Baden-Württemberg. Die Unternehmensergebnisse sind erneut Schlusslicht in Deutschland, und die Anzahl der Betriebe sowie die Tierhaltung im Land nehmen drastisch ab. Um die Wertschätzung der heimischen landwirtschaftlichen Erzeugung zu fördern, plädiert das Ministerium für die Einrichtung eines Marktbeirats, um eine neutrale Bewertung der Preise vorzunehmen. Minister Hauk appelliert auch an die Verbraucher und den Handel, dem Motto „Geiz ist geil“ keine Beachtung zu schenken und stattdessen auf qualitativ hochwertige, regionale Produkte zu setzen.
Insgesamt verdeutlicht die Pressemitteilung die komplexen Zusammenhänge in der Lebensmittelproduktion und -vermarktung. Die Auswirkungen der Preissteigerungen auf die Landwirtschaft und Verbraucher sind vielschichtig und betreffen verschiedene Akteure in der Wertschöpfungskette. Die Einrichtung eines Marktbeirats könnte dazu beitragen, die Transparenz und Fairness in der Preisgestaltung zu verbessern und damit langfristig die regionale Verfügbarkeit von Lebensmitteln zu sichern.