BERLIN (dpa) – Die Berliner Museumsbehörde erklärte sich am Mittwoch bereit, Hunderte menschlicher Schädel aus der ehemaligen deutschen Kolonie Ostafrika zurückzugeben, nachdem sie ihre Herkunft mehrere Jahre lang erforscht hatte.
Bei ihren Recherchen im Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stadt untersuchten Wissenschaftler 1.135 Schädel. Davon konnten 904 Gebieten im heutigen Ruanda zugeordnet werden; 202 nach Tansania; und 22 nach Kenia. Bei weiteren sieben Schädeln war eine genauere Zuordnung nicht möglich.
„Das klare Ziel der Provenienzforschung an menschlichen Überresten ist deren Restitution an die betroffenen Länder“, sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einer Behörde, die viele Berliner Museen betreut, darunter das Museum für Vor- und Frühgeschichte .
„Wir sind bereit für eine sofortige Restitution und warten nun auf Signale aus den Herkunftsländern“, fügte er hinzu.
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Die überwiegende Mehrheit der Schädel stammt aus Begräbnisstätten, insbesondere Friedhöfen oder Grabhöhlen, teilweise aber auch von örtlichen Hinrichtungsstätten und teilweise auch von Hinrichtungen durch Deutsche, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Die untersuchten menschlichen Überreste gehören zu der anthropologischen Sammlung von rund 7.700 Schädeln, die die Museumsbehörde 2011 von der Berliner Charité übernommen hatte.
Aufgrund der Größe der Sammlung und der Vielfalt ihrer geografischen Herkunft sei es noch nicht möglich gewesen, alle Schädel zu untersuchen, teilte die Museumsbehörde mit.
In einem Testprojekt wurden zunächst die menschlichen Überreste aus Ostafrika untersucht, das zum Zeitpunkt der Abtransportierung unter deutscher Kolonialherrschaft stand. Um die genaue Herkunft der Schädel zu klären, zu denen kaum schriftliche Dokumente überliefert waren, war eine intensive Archivarbeit einschließlich Feldforschung durch ruandische Wissenschaftler notwendig.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat sich in den letzten Jahren um die Rückgabe mehrerer menschlicher Überreste und Artefakte bemüht, die in der Vergangenheit von Deutschen und anderen europäischen Kolonialherren gestohlen wurden und in Berliner Sammlungen gelangten. Zu den berühmtesten Artefakten gehören Hunderte der sogenannten Benin-Bronzen, die Deutschland Ende letzten Jahres nach einer Vereinbarung zwischen Berlin und Abuja an Nigeria zurückgab.
Quelle: APNews