
Das Staatsbahnamt Baden-Württemberg beauftragt die Alstom-Gruppe mit der Umrüstung modernster Signaltechnik für den hochautomatisierten Zugbetrieb. Die 130 Millionen Euro teure Umrüstung soll den Bahnknoten Stuttgart effizienter und zuverlässiger machen.
Alstom rüstet im Rahmen des Leuchtturmprojekts aus „Digitaler Knoten Stuttgart“ das „Digitale Bahn Deutschland“ Neben den Stuttgarter S-Bahnen gibt es auch 118 Regionalzüge verschiedener Hersteller mit digitaler Signaltechnik. Der Kunde ist der Landesanstalt für Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg (SFBW). Sie nutzt die Züge im stark frequentierten „Stuttgarter Netz“. Durch die Digitalisierung des Stuttgarter Knotens und der Regionalzüge soll die Leistungsfähigkeit des Bahnknotens weiter gesteigert werden, um die Betriebsqualität zu erhöhen und zusätzliche Züge fahren zu können. Bis Ende 2024 wird die erste Stufe der Umrüstung der Fahrzeuge abgeschlossen sein. Bis Mitte 2027 ist die anschließende Aufrüstung auf den künftigen europäischen Standard der TSI ZZS 2022 vereinbart. Das Auftragsvolumen beträgt rund 130 Millionen Euro.
„Mit der Vergabe der Nachrüstung der Bestandsfahrzeuge an Alstom haben wir den nächsten Meilenstein im Pilotprojekt ‚Digitaler Knoten Stuttgart‘ erreicht“, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann. „Ich freue mich sehr, dass wir auf diese Weise das Schienennetz in Deutschland digitalisieren. Dies erhöht die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Bahnknotens. Ein zuverlässiges und stabiles Schienenverkehrssystem ist ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz. „
„Der ‚Digital Hub Stuttgart‘ ist ein zukunftsweisendes Projekt für den Schienenverkehr in Deutschland. Wir freuen uns, bei diesem Projekt bei der Umrüstung der Regionalzüge, die in und um Stuttgart verkehren, mitwirken zu können und auch unsere Expertise im Bereich der digitalen Signalisierung einzubringen“, sagt Müslüm Yakisan, Präsident von Alstom in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Autopilot für die Schiene
Der Vertrag beinhaltet die Nachrüstung der Bestandsfahrzeuge mit den Europäisches Zugbeeinflussungssystem (ETCS) (PDF) Level 2 und 3. Erstmals in Deutschland werden Züge mit Train Integrity Monitoring (TIMS) und ETCS Level 3 ausgestattet. Darüber hinaus sind die Fahrzeuge auch mit Bordgeräten für hochautomatisiertes Fahren ausgestattet (Automatischer Zugbetrieb (ATO)) im Automatisierungsgrad 2 (GoA 2) und in Teilschritten mit Künftiges mobiles Eisenbahnkommunikationssystem (FRMCS) tailliert. Im hochautomatisierten Fahrmodus befindet sich der Fahrer weiterhin in der Fahrerkabine und kann jederzeit in den Fahrbetrieb eingreifen. Der Vertrag umfasst auch eine Innovationskooperation, einen Softwarepflegevertrag und einen Wartungsvertrag.
Während ATO GoA 2 bereits in U-Bahnen und auf einigen S-Bahn-Hauptstrecken im Einsatz ist, kommt nun weltweit erstmals der hochautomatisierte Zugbetrieb (ATO GoA 2) auf Basis von ETCS Level 2 oder 3 in der „Stuttgart“ zum Einsatz digitaler Knoten“. ATO GoA 2 ebnet in Verbindung mit einem modernen Kapazitäts- und Verkehrsmanagementsystem (CTMS) und FRMCS den Weg für vorausschauendes Fahren. Ausgehend von der tatsächlichen Fahrt des vorausfahrenden Zuges wird der nachfolgende Zug durch laufend aktualisierte Fahrvorgaben präzise und bei Bedarf möglichst genau verfolgt – viel dichter, dichter und energiesparender, als dies bei manuellen, nicht- prädiktiver Betrieb. Häufigere Verbindungen mit weniger Verspätungen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.
Bahnverkehr für das digitale Zeitalter rüsten
„Mit Alstom haben wir einen kompetenten Partner gewonnen. Wir freuen uns, die Bestandsfahrzeuge im Rahmen des Pilotprojekts ‚Digitaler Knoten Stuttgart‘ gemeinsam für das digitale Zeitalter auszurüsten und damit einen wichtigen Schritt in Richtung ‚Digitale Bahn Deutschland‘ zu gehen“, sagt Volker Michael Heepen, Geschäftsführer der die SFBW.
„Wir freuen uns, neben der S-Bahn Stuttgart auch die Regionalzüge im Großraum Stuttgart mit unserer neuesten digitalen Signaltechnik ausstatten zu können. Damit können wir einen noch größeren Beitrag zum Leuchtturmprojekt ‚Digitaler Knoten Stuttgart‘ und zur Digitalisierung des deutschen Bahnverkehrs leisten“, sagt Michael Konias, Head of Digital & Integrated Systems bei Alstom für Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Der Auftrag unterstreicht einmal mehr unser Wachstum im Bereich Signaltechnik und die positiven Synergieeffekte, die sich aus der Übernahme von Bombardier Transportation für Alstom ergeben haben.“
Basis für den Rollout der „Digitalen Bahn Deutschland“
Im Rahmen der vereinbarten Innovationskooperation werden Alstom und die SFBW in enger Zusammenarbeit mit dem Programm „Digitale Bahn Deutschland“ auch die Grundlagen für den Rollout des Programms „Digitale Bahn Deutschland“ legen. Gemeinsam werden die Anforderungen für Train Integrity Monitoring (TIM), FRMCS-Upgradeability, die Übermittlung von Fahrzeugzustandsdaten (Train Capability) an das CTMS und für die Implementierung standardisierter Fahrzeugschnittstellen (OCORA) definiert. Die Umsetzung der entwickelten Anforderungen durch Alstom ist Vertragsbestandteil. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in den bundesweiten Rollout der „Digitalen Bahn Deutschland“ ein.
Das Projekt wird vom Alstom-Signaltechnik-Standort in Berlin in enger Zusammenarbeit mit dem ETCS-Kompetenzzentrum in Charleroi durchgeführt. Weitere an den verschiedenen Projektphasen beteiligte Standorte sind Braunschweig, Salzgitter, Mannheim, Hennigsdorf, Bangalore, Lyon-Villeurbanne und Bukarest. Die Serieninstallation erfolgt standortnah in Stuttgart oder in Hennigsdorf.
Alstom stattet auch die Stuttgarter S-Bahn aus
Außerdem rüstet Alstom 215 Triebzüge der S-Bahn Stuttgart mit digitaler Signaltechnik nach. Die 60 Triebzüge der Baureihe 423 und 155 Triebzüge der Baureihe 430 erhalten eine mit den Fahrzeugen der SFBW vergleichbare Fahrzeugausstattung. Ein entsprechender Vertrag mit dem DB Regio AG Alstom hat letzte Woche unterschrieben. Im „Stuttgart Digital Hub“ wird die S-Bahn allein auf der S-Bahn-Hauptstrecke um mindestens 20 Prozent effizienter. Alle S-Bahn-Linien sind auf der innerstädtischen Tunnelstrecke in Stuttgart unterwegs.
Im Rahmen des Pilotprojekts „Digitaler Knoten Stuttgart“ im Starterpaket „Digitale Bahn Deutschland“ werden bis 2030 sukzessive rund 500 Netzkilometer des Schienennetzes in der Region Stuttgart einbezogen included Digitale Steuerungs- und Sicherheitstechnik (DLST) unter hohen und sehr hohen Leistungsanforderungen ausgestattet. Die Digitalisierung des Bahnknotens Stuttgart soll die Effizienz der Infrastruktur steigern, den Bahnverkehr stärken und die Basis für „Digitale Schiene Deutschland“ schaffen, etwa ein modernes Kapazitäts- und Verkehrsmanagement inklusive automatischem Störungsmanagement. Bis 2025 wird der Kern des „Digitalen Knotens Stuttgart“ mit ETCS Level 2 ohne Signale mit den Modulen 1 und 2 ausgestattet, einschließlich der im Rahmen von Stuttgart 21 und der S-Bahn-Hauptstrecke realisierten Infrastruktur. Der Rest der Region wird bis 2030 Schritt für Schritt folgen, zusammen mit ETCS (Hybrid) Level 3, ATO GoA 2, CTMS und FRMCS.
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Inspiriert von Landesregierung BW