Bildung & Wissenschaft

Abiturprüfungen in Deutsch

Am 27. April 2022 fanden die Abiturprüfungen in Deutsch an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Gymnasien sowie den Gemeinschaftsschulen statt. Die Schüler hatten die Wahl zwischen verschiedenen Aufgaben.

Insgesamt nehmen rund 47.400 Schülerinnen und Schüler an der diesjährigen Abiturprüfung teil, davon rund 31.600 im allgemeinbildenden und rund 15.800 im berufsbildenden Gymnasium. Am Mittwoch, 27.04.2022, wurde sowohl an den allgemeinbildenden Schulen als auch an den beruflichen Gymnasien das Abitur in deutscher Sprache geschrieben.

Unterschiede zwischen allgemeinbildenden und berufsbildenden Gymnasien

Die Abiturprüfung findet in diesem Jahr nach der neuen zum zweiten Mal an den allgemeinbildenden Gymnasien statt Abiturverordnung (AGVO) stattdessen: Alle Studierenden legen in den drei gewählten Leistungsfächern eine schriftliche Prüfung ab. Darüber hinaus gibt es mündliche Pflichtprüfungen in zwei weiteren Fächern.

Neben den sechsstündigen Profilfächern sind die vierstündigen Kernfächer Mathematik, Deutsch oder eine Fremdsprache und ein von den Schülerinnen und Schülern gewähltes viertes Prüfungsfach Bestandteil der vier schriftlichen Prüfungen an den Berufsbildenden Gymnasien. Darüber hinaus gibt es eine obligatorische mündliche Prüfung in einem weiteren Fach.

Anpassungen aufgrund der Pandemiesituation

Den besonderen Herausforderungen durch die Pandemiesituation wird wie im Vorjahr in allen schriftlichen Abiturprüfungsfächern mit einer Verlängerung der Arbeitszeit um 30 Minuten, auch in Deutsch, Rechnung getragen. Den Lehrkräften werden zudem zusätzliche Aufgaben zur Vorauswahl gestellt, um eine möglichst optimale Passung zwischen Unterricht und Prüfungen zu erreichen. In den Fächern, in denen von den Studierenden Aufgaben zu wählen sind, wie z. B. in Deutsch, bleibt diese Studierendenwahl auch 2022 vollständig erhalten.

So konnten die Lehrkräfte im Rahmen der vorgeschalteten erweiterten Lehrkräfteauswahl im Fach Deutsch ab 6 Uhr aus verschiedenen Aufgaben wählen. Das Ergebnis der Vorauswahl wurde anschließend den Schülerinnen und Schülern präsentiert. Ab 9:00 Uhr wählten die Studierenden eine der ihnen vorgelegten Aufgaben aus und bearbeiteten diese.

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Bis 14:45 Uhr saßen die Studierenden an ihren Hausaufgaben. In diesem Jahr standen inklusive Lesezeit und unter Berücksichtigung der 30-minütigen Arbeitszeitverlängerung 345 Minuten für die Bearbeitung zur Verfügung.

Allgemeinbildende Gymnasien

Die Studierenden mussten aus folgenden Aufgaben eine Aufgabe auswählen und bearbeiten:

  • Aufgabe 1, Wahlaufgabe 1: Diskussion eines literarischen Textes
    Für die „Gretchen-Tragödie“ in Johann Wolfgang Goethes „Faust“ sollte ein Interpretationsansatz des Literaturwissenschaftlers Michael Jaeger diskutiert werden.

Alternativ könnten die Lehrer wählen:

  • Aufgabe 1, Wahlaufgabe 2: Diskussion zweier literarischer Texte
    In einer vergleichenden Studie von ETA Hoffmanns (1776-1822) „Der goldene Topf“ und Hermann Hesses (1877-1962) „Steppenwolf“ wurde anhand eines Zitats von Rüdiger Safranski diskutiert, ob die dort getroffene Aussage auf die beiden Figuren Anselmus und zutrifft Harry Haller trifft zu: „Das Leben wird verarmt, wenn du es nicht wagst, dir etwas vorzustellen, das über das hinausgeht, was du zu leben glaubst. Und das Leben wird zerstört, wenn du etwas um jeden Preis leben willst, einschließlich Zerstörung und Selbstzerstörung, nur weil du es dir vorgestellt hast.“
    Aus: Rüdiger Safranski: Romanze. Eine deutsche Angelegenheit. München 2007. Seite 393
  • Aufgabe 2, Wahlfach 1: Interpretation eines kurzen Prosatextes
    Interpretation des kurzen Prosatextes „Dein Gesicht“ (2004) von Brigitte Kronauer (1940-2019)

Alternativ könnten die Lehrer wählen:

  • Aufgabe 2, Wahlaufgabe 2: Interpretation eines Gedichts
    Interpretation des Gedichts „Die Welt ist weit“ von Ingeborg Bachmann (1926-1973) aus dem Jahr 1952
  • Aufgabe 3, Wahlpflichtfach 1: Materialunterstütztes Verfassen eines argumentativen Textes (Kommentar)
    Zum Thema „Sprache und Höflichkeit“ mussten die Studierenden einen Kommentar für die Reihe „Höflichkeit im Wandel – der Verlust guter Manieren?“ schreiben. in einer überregionalen Tageszeitung anhand der vorgelegten Materialien.
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Alternativ könnten die Lehrer wählen:

  • Aufgabe 3, Wahlfach 2: Analyse und Diskussion eines pragmatischen Textes (Schwerpunkt Diskussion)
    Anhand eines Textes von Roberto Simanowski (*1963) aus dem Jahr 2017 sollen die Folgen audiovisueller Kommunikation für die Sprache und das menschliche Selbstverständnis diskutiert werden. Ein Textauszug aus: Roberto Simanowski: Abfall wurde eingereicht. Das alternative ABC der neuen Medien. Berlin: Matthes und Seitz 2017, Seiten 158-163.

Berufsbildende Gymnasien

Die Studierenden mussten aus folgenden Aufgaben eine Aufgabe auswählen und bearbeiten:

  • Aufgabe 1: Interpretation literarischer Werke im Kontext
    Interpretation einer Passage aus Hermann Hesses „Steppenwolf“. Es folgt eine vergleichende Betrachtung von Hesses Roman mit ETA Hoffmanns Märchen „Der goldene Topf“. Es soll diskutiert werden, inwieweit und aus welchen Gründen sich Harry Haller und Anselmus aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Diese Aufgabe basiert auf einem Zitat der Schriftstellerin Anaïs Nin.
  • Aufgabe 2: Interpretation eines Gedichts
    Interpretation des Gedichts „Die Welt ist weit“ von Ingeborg Bachmann (1926-1973) aus dem Jahr 1952
  • Aufgabe 3: Interpretation eines kurzen Prosatextes
    Interpretation des kurzen Prosatextes „Star Picker“ (2012) von Christoph Ransmayr (*1954)
  • Aufgabe 4: Essay (zu einem vorgegebenen Dossier)
    Erstellung eines Essays auf Basis eines eingereichten Dossiers mit diversen Texten zum Thema „Privilegien“
  • Aufgabe 5: Analyse und Diskussion eines pragmatischen Textes
    Hier hatten die Lehrer die Wahl zwischen zwei Aufgaben, von denen eine den Schülern präsentiert wurde. Der erste Text „Was der ‚Duschtipp‘ über die Zukunft der Arbeit verrät“ stammt von Sascha Lobo (veröffentlicht in: Der Spiegel, 23.12.2020). Die Studierenden fassen die Aussagen des Textes zusammen, setzen sich kritisch mit den Argumenten des Autors auseinander und diskutieren die Konsequenzen einer sich verändernden Arbeitswelt für das 21. Jahrhundert. Der zweite Text „Alles okay? Alles gut!“ stammt von Max Scharnigg (veröffentlicht in: Süddeutsche Zeitung, 06.12.2020) Die Studierenden fassen die Aussagen des Textes zusammen, setzen sich mit der Argumentationsstrategie des Autors auseinander und nehmen kritisch Stellung zur Position des Autors.
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Pressemitteilung vom 22.04.2022: Das Abitur 2022 beginnt am 25.04.2022

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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