Innenministerium

Einführung eines Risikomanagements

Die Polizei Baden-Württemberg führt ein neues Risikomanagementsystem für häusliche Gewalt ein. Ziel ist es, Opfer besser vor gewalttätigen Partnern zu schützen.

„Im Jahr 2020 wurden in Baden-Württemberg mehr als 13.800 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, davon rund 80 Prozent Frauen. Jede einzelne dieser Gewalttaten ist eine Handlung zu viel! Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im vergangenen Jahr beschäftigen wir uns jetzt bundesweit besonders intensiv mit dem Schutz vor häuslicher Gewalt: mit behördenübergreifenden Fallbesprechungen, mit Koordinierungsstellen häuslicher Gewalt in jedem regionalen Polizeipräsidium und mit einem Instrument zur Risikoprognose“, so der Abgeordnete Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl.

Experten erarbeiteten die Basis für das Konzept

Eine vom Innenministerium eingesetzte polizeiliche Expertengruppe hat intensiv gearbeitet: Sie hat die Abläufe polizeilicher Einsätze im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt von den ersten Maßnahmen am Tatort über die Gefährdungsbeurteilung bis zum Opferschutz untersucht und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Die Empfehlungen umfassten die Abhaltung von behördenübergreifenden Fallkonferenzen, die Einrichtung eines Koordinierungszentrums für häusliche Gewalt in jedem regionalen Polizeipräsidium und die Verwendung der Ontario Domestic Assault Risk Assessment (ODARA). Diese Empfehlungen sind in ein Konzept eingeflossen, das im vergangenen Jahr im Polizeipräsidium Mannheim und Ulm getestet wurde.

„Die Pilotprojekte in Mannheim und Ulm haben deutlich gezeigt, dass Fallbesprechungen, bei denen die beteiligten Behörden – Polizei und zum Beispiel Jugendamt, Ordnungsamt und Staatsanwaltschaft – an einem Tisch sitzen, die Risiko, dass ein Opfer erneut Opfer häuslicher Gewalt wird, insbesondere in außergewöhnlichen Fällen. Ein abgestimmtes Vorgehen und gemeinsam erarbeitete Maßnahmen – wie die Beantragung eines Haftbefehls oder die Inhaftierung des Täters nach richterlicher Vernehmung – sind von großer Bedeutung“, erklärte Innenminister Thomas Strobl.

Siehe auch  Minister Strobl trifft Telekom-Chef Höttges

ODARA und Koordinationszentren implementiert

Mithilfe des wissenschaftlichen Prognosetools ODARA kann die Polizei die Gefährdung der Opfer noch besser einschätzen. Mit insgesamt 13 Fragen klärt die Polizei nun im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen überprüfbare Risikofaktoren auf, die auf eine statistisch wahrscheinliche Gewalteskalation hindeuten.

Die neuen Koordinierungsstellen für Häusliche Gewalt bei allen Landespolizeidirektionen runden das Risikomanagement ab. Sie verzahnen die internen und bereichsübergreifenden Prozesse und tragen so maßgeblich zum Erfolg des Gesamtkonzepts bei.

Hand in Hand mit Fachberatungsstellen

Das neue Risikomanagement sorgt zudem für eine bessere Vernetzung mit den Fachberatungsstellen für häusliche Gewalt im Land. Bei Zustimmung wird jedes Opfer an eine regionale Fachberatungsstelle überwiesen, so dass der sofortige Zugang zur lokalen Opferhilfe gewährleistet ist.

„Die Kommunikation untereinander ist ein sehr wichtiger Erfolgsgarant bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt. Die Polizei Baden-Württemberg beteiligt sich seit vielen Jahren aktiv am Austausch bei den Runden Tischen zu häuslicher Gewalt im Land. Es ist wichtig zu wissen, welche Möglichkeiten die anderen Akteure haben. Im Ergebnis stärkt dies unsere gemeinsamen Handlungsoptionen. Alles, was getan wird, muss genau darauf ausgerichtet sein, das Leid der Opfer häuslicher Gewalt schnellstmöglich zu beenden und die Täter konsequent zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte Innenminister Thomas Strobl.

***

In Baden-Württemberg wird häusliche Gewalt als sogenannte Partnerschaftsgewalt erfasst. Die Zahl der Opfer in der Polizeilichen Kriminalstatistik Baden-Württemberg hat sich in den letzten fünf Jahren wie folgt entwickelt:

Die Zahl der Opfer von Körperverletzungsdelikten im Zusammenhang mit Partnergewalt stieg im Jahr 2020 um 536 auf 10.636, davon knapp 80 Prozent Frauen. Von den 1.534 Opfern von Bedrohungen sind es fast 90 Prozent.

***

Die Polizei Baden-Württemberg und das polizeiliche Präventionsprogramm des Landes und des Bundes (ProPK) bieten eine Fülle von Informationen zum Thema:

https://praevention.polizei-bw.de/praevention/opferschutz/

https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gewalt/gewalt-im-sozialen-nahbereich/


Traurige Frau schaut in ihren Badezimmerspiegel.

.
Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"