Im Rhein-Neckar-Kreis wird der Bau neuer Windkraftanlagen weiterhin hitzig diskutiert. Gegner warnen lautstark vor potenziellen Nachteilen und malen düstere Szenarien, während viele Städte und Gemeinden sich für die Windkraft entscheiden. Der Schlüsselfaktor ist hier nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Aussicht auf erhebliche Einnahmen durch die Verpachtung von Flächen.
Ein herausragendes Beispiel ist die Stadt Eberbach, die im Jahr 2022 einen Bürgerentscheid für den Bau von fünf Windrädern auf dem Berg Herbert traf. Dies geschah unter der Leitung des Münchener Unternehmens BayWa r.e., das sich auf Wind- und Solarkraftanlagen spezialisiert hat. Den Bürgern Eberbachs winken Einnahmen von bis zu einer Million Euro pro Jahr über 25 Jahre, die in die Stadtkasse fließen werden. Ein zusätzliches Windrad könnte von einer Genossenschaft betrieben werden, was den Bürgern zusätzliche Vorteile verspricht.
Gegnerische Stimmen und Bürgerentscheide
In anderen Teilen des Kreises ist die Stimmung jedoch anders. In Dielheim ist die Gemeindeverwaltung optimistisch, was Windkraft betrifft. Bürgermeister Thomas Glasbrenner stellte klar, dass es keine grundsätzlichen Bedenken gibt und dass die Gemeinde bereit sei, auf dem Wallenberg und im Gebiet „Großer Wald“ Windkraftanlagen zu errichten. Diese Haltung spiegelt den allgemeinen Wunsch wider, zur umweltfreundlichen Energieerzeugung beizutragen, nicht nur wegen der finanziellen Vorteile, sondern auch aufgrund des Bewusstseins für erneuerbare Energien.
Ein weiteres Beispiel ist Wiesenbach, wo die Gemeinde die Initiative eines Landwirts unterstützt, der bis zu fünf Schwachwindanlagen rund um den Ortsteil Langenzell errichten möchte. Auch hier strebt der Gemeinderat die Beantragung von Vorranggebieten für Wind und Solar an, wobei die Flächen dem Landwirt gehören und auch Photovoltaik umfasst sind. Die Entscheidung darüber, ob diese Anlagen kommen, bleibt jedoch abzuwarten.
Regionale Entwicklungen und zukünftige Pläne
In Helmstadt-Bargen ist man zu einem klaren Pro-Windkraft-Ergebnis gekommen. Ein Bürgerentscheid unterstützte den Bau von Windrädern, die von der Firma JUWI projektiert werden sollen. Voraussichtlich sollen vier bis fünf Windräder im Herrschaftswald entstehen. Auch umliegende private Landeigentümer planen, unabhängig Windanlagen aufzustellen, jedoch ohne Bürgerbeteiligung.
Die „badenova“, eine Tochtergesellschaft eines Energieversorgers, plant entlang der A6 zwischen Sinsheim und Dielheim-Balzfeld zehn Windkraftanlagen, die bis 2028 in Betrieb genommen werden sollen. Diese sollen ausreichend Energie für etwa 84.000 Haushalte erzeugen. Auch bei Dossenheim und Schriesheim stehen Windkraftprojekte in Aussicht, wobei die Gemeinderäte positiv eingestellt sind.
Darüber hinaus gibt es auch Pläne für die Errichtung von 10 bis 15 Windrädern auf dem Lammerskopf zwischen Heidelberg-Ziegelhausen und Schönau, wobei die Gespräche mit dem Landesforstbetrieb bereits laufen.
Ein übergeordneter Aspekt dieser Entwicklungen ist das neue „Wind-an-Land-Gesetz“ der Bundesregierung, das seit Februar 2023 in Kraft ist. Im Rahmen dieses Gesetzes sind die Bundesländer verpflichtet, geeignete Flächen bis 2032 auszuweisen. In Baden-Württemberg strebt die Landesregierung an, dies bereits bis 2025 umzusetzen und dabei 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraft zu reservieren.
Die Windkraft gewinnt damit zunehmend an Bedeutung, trotz aller Widerstände. Wie sich diese Entwicklungen in den kommenden Monaten und Jahren auswirken werden, bleibt abzuwarten, vor allem hinsichtlich künftiger Generationen von Windkraftanlagen in der Region.