Energie, Umwelt & Verkehr

Umfassende Strategien gegen Hochwasser, Starkregen und Wasserknappheit

Extreme Wetterereignisse als Folge des Klimawandels nehmen zu. Die Landesregierung hat daher Pläne zur Weiterentwicklung der Hochwasserstrategie und zum Umgang mit Wasserknappheit beschlossen. Das Land will die notwendigen Vorsorgemaßnahmen schnell und gezielt vorantreiben.

Das Land verstärkt seine Anstrengungen, um die Menschen in Baden-Württemberg besser vor Hochwasser, Starkregen und Wasserknappheit zu schützen. Das Kabinett stimmte den Plänen des Umweltministers zu Thekla Walker zur Weiterentwicklung der Landeshochwasserstrategie und zum Umgang mit Wasserknappheit am Dienstag, 19. Juli 2022. Das Land reagiert damit auf die Zunahme von Extremwetterereignissen in Folge des Klimawandels.

Extremwetterereignisse nehmen zu

Premierminister Winfried Kretschmann erklärt: „In den letzten Wochen und Monaten erlebten wir einen Hitzerekord nach dem anderen. In Norditalien ist die Dürre so stark, dass bereits Wasser rationiert werden musste. In Portugal, Spanien und Südfrankreich brennen erneut Wälder Auch hier haben viele Bäche und Flüsse wieder Niedrigwasser, was für Mitte Juli nicht normal ist, gleichzeitig steigt aber die Gefahr von Starkregenereignissen und Hochwasserschäden, wie bei der letztjährigen Katastrophe im Ahrtal Auch für Baden-Württemberg erwarten die Experten ein stetig steigendes Schadenspotenzial.“ Kretschmann sagte: „Um für die Zukunft besser gerüstet zu sein, haben wir heute im Ministerrat der Weiterentwicklung unserer Hochwasserstrategie und einer Wasserknappheitsstrategie zugestimmt. Es ist wichtig und richtig, jetzt Vorsorge zu treffen. Denn eines ist klar.“ , extreme Wetterereignisse werden in den kommenden Jahren zunehmen.“

Rasche und zielgerichtete Umsetzung der Maßnahmen

Umweltministerin Thekla Walker betonte: „Damit aus den Risiken Dürre, Überschwemmungen und Starkregen keine Katastrophen werden, müssen wir konkrete Maßnahmen identifizieren und eine aussagekräftige Datengrundlage schaffen. Denn wenn wir heute nicht investieren, wird es morgen viel teurer. Wir sprechen von Sachschäden in Milliardenhöhe, die durch extreme Wetterereignisse verursacht wurden. Aber wir sprechen auch über Menschenleben und das Leid vieler Menschen, deren Häuser zerstört werden.“

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Mit der überarbeiteten Flut Strategie und der neu entwickelten Wasserknappheitsstrategie wird der Handlungsbedarf zur Bewältigung dieser Wetterextreme aufgezeigt. Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Gefahren für Bevölkerung und Wirtschaft sei laut Ministerin Walker eine rasche Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen notwendig. Hierfür sind zusätzliche Personalkapazitäten zwingend erforderlich. Sie sollten in den Regionalräten, bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) und insbesondere mit den unteren Wasserbehörden in den Bezirksämtern. Minister Walker: „Wir wollen die Dinge beschleunigen. Wir brauchen Fachwissen. Und wir müssen unsere Vorsorgemaßnahmen vorantreiben, vor allem in der Breite.“

Zur Umsetzung der Strategien hat das Umweltministerium neue Stellen für den anstehenden Doppelhaushalt 2023/2024 angemeldet – insbesondere bei den nachgeordneten Behörden (LUBW, Landesgewässer und Landratsämter).

Das 10-Punkte-Programm der aktualisierten Hochwasserstrategie

Die Weiterentwicklung der Hochwasserstrategie zeigt den zentralen Handlungsbedarf, der unter besonderer Berücksichtigung der Hochwasserereignisse 2021 im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen sowie der zunehmenden Zahl von Starkregenereignissen abgeleitet wurde.

Die wichtigsten wasserwirtschaftlichen Maßnahmen sind:

  • Die Datenbasis muss im Hinblick auf das Hochwasserrisiko verbessert werden. Derzeit sind die Basisinformationen insbesondere für kleinere Gewässer unzureichend. Gerade hier ist die Hochwassergefahr durch häufigere Starkregenereignisse deutlich gestiegen – kleine Bäche können zu reißenden Strömen werden.
  • Die hydrologischen Parameter sollen in regelmäßigen Abständen überprüft und weiterentwickelt werden. Diese werden beispielsweise für die Planung und sicherheitstechnische Ausführung von Hochwasserschutzanlagen und für die Aktualisierung der Hochwassergefahrenkarten benötigt.
  • Die Kommunikation zwischen dem Innenministerium und dem Umweltministerium wird weiter konsequent verbessert und die Zusammenarbeit zwischen der Wasserwirtschaft und der sogenannten „Gefahrenabwehr“ wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten intensiviert. Dazu wurde bereits ein runder Tisch eingerichtet. Die Abflussprognosen an Pegeln auf Basis der Wetterwarnungen müssen künftig noch viel stärker in Flächeninformationen umgewandelt werden. Ziel ist es, zukünftig genauere Prognosen für kleinere Einzugsgebiete liefern zu können.
  • Kommunen sollten sich verstärkt mit dem Starkregen-Risikomanagement befassen, um die Risiken lokaler Starkregenereignisse und Sturzfluten weiter zu reduzieren. Dass Kommunales Starkregenrisikomanagement (seit 2016 gibt es eine Richtlinie) wird im Hinblick auf die zusätzliche Gefährdung durch Geschiebe und Erosion weiterentwickelt.
  • Gerade bei häufigen und mittleren Hochwassern leisten technische Hochwasserschutzmaßnahmen einen wesentlichen Beitrag. Technische Maßnahmen sollten jetzt schnell umgesetzt werden, um angemessenen Schutz zu bieten und Risiken zu reduzieren.
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Wesentliche Maßnahmen im Umgang mit Wasserknappheit

Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels wird es in Baden-Württemberg häufiger und länger zu Trockenperioden mit sommerlichem Wassermangel kommen. Dies ist mit großen volkswirtschaftlichen Schäden verbunden – etwa in der Land- und Forstwirtschaft, mit reduzierter Energiegewinnung aus Wasserkraft, Kohle und Strom und mit gravierenden Auswirkungen auf die Gewässerökologie. Konflikte um konkurrierende Wassernutzungen, insbesondere bei der Trinkwasserversorgung, werden zunehmen. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Wasser und die Kontrolle der Wassernutzung müssen im Voraus geplant und Vorsorgemaßnahmen zu deren Schutz getroffen werden. Der in der Wasserknappheitsstrategie entwickelte 12-Punkte-Plan adressiert insbesondere folgende Handlungserfordernisse:

  • Kernelement der Wasserknappheitsstrategie ist die Einrichtung eines Niedrigwasser-Informationszentrums (NIZ). Dabei sollen die erforderlichen Informationen und Datenbanken mit erweiterten Prognosen und kleinräumigen Wasserbilanzen aufgebaut werden. Dies liefert eine wesentliche Datengrundlage für Wasserknappheitssituationen und für die bundesweit verfügbare Wasserversorgung.
  • Außerdem muss das hydrologische Messnetz (Oberflächenwasser und Grundwasser) überarbeitet werden, da die Informationsgrundlagen insbesondere für kleinere Gewässer und im Grundwasser unzureichend sind. Gerade bei kleinen Gewässern und Grundwasser hat die Anfälligkeit für Wasserknappheit und Niedrigwasser deutlich zugenommen.
  • Die Zusammenarbeit mit anderen Ressorts für ein verbessertes Wassermangelmanagement wird intensiviert, um gemeinsam die Umsetzung des vorrangigen Handlungsbedarfs voranzutreiben. Der Wasserrückhalt im Gebiet und die Grundwasserneubildung werden erhöht.

Zukunftsstrategie Wasser und Boden

Aufgrund des Klimawandels wird Wasser auch in Baden-Württemberg zu einem immer knapper werdenden Gut. Aus diesem Grund hat die Landesregierung in ihrer Koalitionsvertrag die sogenannte „Zukunftsstrategie Wasser und Boden“. Dabei sollen Konzepte und Lösungen entwickelt und umgesetzt werden, um alte und neue Interessen und Nutzungen mit ökologischen Anforderungen insbesondere in der Landwirtschaft in Einklang zu bringen. Die jetzt erstellten Pläne zum Umgang mit der Wasserknappheitsstrategie und die aktualisierte Hochwasserstrategie sind wichtige Bestandteile dieser Zukunftsstrategie.

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Ministerium für Umwelt, Klima und Energie: Klima

Ministerium für Umwelt, Klima und Energie: Wasser und Boden

Ministerium für Umwelt, Klima und Energie: Hochwasser

Ministerium für Umwelt, Klima und Energie: Starkregen

Hochwasserportal Baden-Württemberg

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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