Am 14. September 2024 erlebte die Stadt Reutlingen einen besonderen Tag, der als historisch bezeichnet wurde. Während einer Ansprache vor dem Publikum erklärte Ralf Röckel, Vorsitzender des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine, dass es an diesem Tag um die Wertschätzung der Streuobstwiesen geht, die in der Region von großer Bedeutung sind. Diese Wiesen sind nicht nur ein schöner Anblick, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der lokalen Obsterzeugung, in der Hunderte von verschiedenen Apfelsorten, wie die Lieblingssorte des Küchenmeisters August Kottmann, die Luike, eine Rolle spielen.
Die Veranstaltung, bekannt als das erste Lucas-Fest, fand in der Pomologie von Reutlingen statt und würdigte Eduard Lucas, der im 19. Jahrhundert als Pionier des Obstbaus gilt. Lucas gründete 1860 eine Lehranstalt für Gartenbau und Obstkultur, die bis heute einen bedeutenden Einfluss auf die Region hat. Um sein Erbe zu ehren und das Bewusstsein für die Mühen und die Kunst des Streuobstbaus zu steigern, entschloss sich der Kreisverband zur Feier dieses festlichen Ereignisses.
Bewusstsein für das Erbe wecken
Das Ziel des Lucas-Festes ist es, die Bedeutung der Pomologie und des Streuobstbaus lebendig zu halten. „Wir möchten vor allem die jüngeren Generationen für dieses Erbe begeistern“, erklärte Ulrich Schroefel, ein ehemaliger Geschäftsführer der Reutlinger Kreisobstbauern. Um dies zu erreichen, plant der Kreisverband, Fortbildungen und Veranstaltungen anzubieten, die das Wissen über den Obstbau weitergeben und die Tradition bewahren sollen.
Ein „Zukunftsgeneration Streuobst“-Stand wurde von Fabio und Felix, zwei jungen Reutlingern, betrieben. Beide teilen eine Leidenschaft für Streuobstwiesen und möchten über Instagram auf ihr Hobby aufmerksam machen. Sie berichten von ihren Erfahrungen, wie zum Beispiel ihrem ersten Schnittkurs, der bereits zwölf Teilnehmer anzog. „Es ist nicht einfach, junge Leute für das Thema Streuobst zu gewinnen, aber wir geben unser Bestes“, latzen sie voller Enthusiasmus.
Die Vielfalt der angebotenen Produkte beim Lucas-Fest war beeindruckend. Stände mit Marmeladen, Likören, Most und sogar Kettensägenkunst zeigten das kreative Potenzial des Streuobstbaus in der Region. Der Tag wurde mit dem Fassanstich durch Ralf Röckel und Ulrich Schroefel abgerundet, was den feierlichen Charakter der Veranstaltung unterstrich. Diese Momente sind von unschätzbarem Wert für die Gemeinschaft und die Tradition des Obstbaus.
Ein Blick in die Zukunft
Die Gründung des neuen Fördervereins „Eduard Lucas-Haus“ stellte einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltung dar. Neben dem Oberbürgermeister von Reutlingen, Thomas Keck, war auch Staatssekretärin Sabine Kurtz anwesend, um die Unterstützung für das Projekt zu zeigen. Ziel des Fördervereins ist es, die Entwicklung der Pomologie zu fördern und zukünftige Generationen für das Thema zu sensibilisieren, damit das Wissen nicht verloren geht.
Ob das Lucas-Fest im Jahr 2025 eine Wiederholung erfahren wird, bleibt abzuwarten. Ralf Röckel äußerte sich jedoch optimistisch: „Wir haben es das erste Lucas-Fest genannt. Also müssen wir ja eigentlich auch ein zweites machen, und ein drittes …“ Diese Aussage gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Tradition des Lucas-Festes fortgeführt wird und die Wichtigkeit des Streuobstbaus in der Region weiterhin gewürdigt werden kann.