Ländlicher Raum

Potential von Biogas besser nutzen

Die Strom- und Wärmeerzeugung durch Biogas lässt sich um 20 bis 30 Prozent steigern. Daher fordert Landwirtschaftsminister Peter Hauk, die gesetzlichen Beschränkungen für Anlagenbetreiber zeitlich befristet zu flexibilisieren.

„Die sprunghaft angestiegenen Energiekosten stellen uns alle vor große Herausforderungen. Seit Wochen gilt es, wo möglich Erdgas einzusparen aber auch neue Wege zu finden, es zu ersetzen. Biogasanlagen haben ein großes Potenzial, das wir jetzt verstärkt in den Energiemix mit einbeziehen müssen. Denn wir wollen die Versorgungssicherheit gewährleisten und unseren Wohlstand im Land erhalten“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk am Dienstag, 16. August 2022, anlässlich seines Besuchs bei der Bioenergie Ganterhof GmbH & Co im Landkreis Ravensburg im Rahmen seiner Sommertour. „Mit Biogas können wir Erdgas einsparen – unsere Anlagenbetreiber stehen bereit, die Gasmangellage zu entschärfen. Jetzt gilt es bürokratische Hürden rasch abzubauen!“, so der Minister

Die Biogasproduktion auf Basis regional vorhandener Ressourcen hat seitdem russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark an Bedeutung gewonnen. Durch bis zu zwölf Monate eingelagerte Substrate und bisher ungenutzter Reststoffe und Nebenprodukte aus der Lebensmittelverarbeitung, wie beispielsweise Apfel- und Traubentrester, besteht ein bisher ungenutztes Potenzial. „Wir können mit dem bereits vorhandenem Material über die Wintermonate die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas um 20 bis 30 Prozent steigern. Dafür müssen wir jetzt die gesetzlichen Beschränkungen für Anlagenbetreiber zeitlich befristet flexibilisieren. Diese Maßnahmen wären sofort wirksam und tragen direkt zum Entschärfen der Gasmangellage bei“, betonte Minister Hauk. Biogasanlagenbetreiber seien starke und zuverlässige Partner, die bereitstünden.

Biogasanlage versorgt Unternehmen direkt vor Ort 

Die Bioenergie Ganterhof GmbH & Co. KG versorgt seit vielen Jahren die benachbarte Firma Vetter Pharma mit erneuerbarer Energie. Etwa ein Drittel des erzeugten Biogases wird über eine Gasleitung für den Betrieb eines Satelliten-Blockheizkraftwerkes auf dem Firmengelände bereitgestellt. Die bei der Verstromung in den Motoren entstehende Wärme wird als Prozesswärme verwendet und in ein Nahwärmenetz zur Versorgung von weiteren zehn Gewerbebetriebe eingespeist.

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„Die Energiepartnerschaft zwischen dem Biogasbetrieb der Familie Christ und der Firma Vetter Pharma ist beispielhaft für einen starken, krisenfesten Ländlichen Raum, weil er nahezu energieautark und damit weniger anfällig für internationalen Krisen und Lieferketten ist“, lobte Minister Hauk.

Durch die Vor-Ort-Verstromung von Biogas werde weniger Erdgas zur Stromerzeugung benötigt. Hauk unterstrich, dass jede Kilowattstunde zähle, die das Land jetzt selbst erzeugen könne. „Das größte Pfund der Bioenergie ist, dass sie speicherbar und zu jeder Zeit abrufbar ist. Sie ergänzt den erneuerbaren Energiemix aus Wind und Sonne. Es ist klar, dass die Aktivierung der Biogasanlagen allein uns nicht unabhängig vom russischen Erdgas macht. Aber es zählt jede Maßnahme, jeder Schritt in diese Richtung! Dafür setze ich mich ein“, betonte Minister Hauk.

Rechtlichen Rahmen für Biogasanlagen anpassen

Aktuell werden die vorhandenen Produktionskapazitäten der rund 1.000 Biogasanlagen in Baden-Württemberg, bzw. 9.500 Biogasanlagen in Deutschland, nicht voll ausgeschöpft. Aufgrund von diversen Deckelungen, können die Betriebe derzeit nicht das maximal mögliche Biogasvolumen produzieren. Einige Deckelungen sind baurechtlicher Art, andere stehen in der jeweiligen Betriebsgenehmigung in Verbindung. Auch die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ist von einer Bemessungsleistung abhängig, die nicht überschritten werden darf. Diese Regelungen müssen deshalb zeitlich flexibilisiert und angepasst werden.

Der Bund kündigte im Rahmen eines weiteren Energiesicherungs-Paketes im Juli 2022 an, die Begrenzung der jährlichen Maximalproduktion von Biogasanlagen auszusetzen. Das Land unterstützt mit der „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie“ die Transformation in Baden-Württemberg hin zu einer klimaneutralen Lebens- und Wirtschaftsweise.

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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