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ÖPNV in Baden-Württemberg: Innovationsstrategien gegen Fachkräftemangel

Ein Lokführer aus Stuttgart, Peter Wuschansky, wird zum „Trainfluencer“ und nutzt soziale Medien, um Jugendliche für einen Job im unterbesetzten Nahverkehr zu begeistern und auf den Fachkräftemangel aufmerksam zu machen.

Der Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr stellt nicht nur eine Herausforderung für die Unternehmen dar, sondern hat auch weitreichende Folgen für die Mobilität der Bevölkerung in Baden-Württemberg. Innovative Ansätze wie die Einbindung von Social Media sollen helfen, auf die Jobs in dieser Branche aufmerksam zu machen.

Eine kreative Lösung gegen Personalmangel

Der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften ist in der deutschen Verkehrsbranche alarmierend. Bis zum Jahr 2030 werden nach Prognosen rund 80.000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen, was den bereits bestehenden Engpass weiter verschärfen könnte. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf den Nahverkehr, einschließlich von Zugausfällen und unbesetzten Stellen. In Baden-Württemberg fehlen allein 630 Lokführerinnen und Lokführer, während bei den Busunternehmen sogar 2.600 Stellen unbesetzt sind.

Der Aufstieg des „Trainfluencers“

Vor diesem Hintergrund nimmt der Bekanntheitsgrad von Peter Wuschansky, auch bekannt als „Peterle Sky“, eine zentrale Rolle ein. Der ehemalige Lokführer begeistert mit seinen unterhaltsamen Videos auf Plattformen wie YouTube und Instagram über Eisenbahnthemen. Mit über 50.000 Followerinnen und Followern richtet sich Wuschansky nicht nur an Eisenbahn-Enthusiasten, sondern möchte vor allem positive Assoziationen für Berufe bei der Deutschen Bahn schaffen.

Gemeinsame Anstrengungen für die Mobilitätswende

Das neu gegründete Fachkräftebündnis zeigt, dass auch politische und wirtschaftliche Akteure die Dringlichkeit des Themas erkennen. 16 Institutionen aus verschiedenen Bereichen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam neue Zielgruppen zu erreichen. Landesverkehrsminister Winfried Hermann hebt hervor, dass die Mitarbeitenden im öffentlichen Verkehr systemrelevant sind und für eine erfolgreiche Mobilitätswende unerlässlich. Offline-Events wie der „Tag der Schiene“ sind geplant, um die Berufe im Nahverkehr ins Rampenlicht zu rücken.

Ansprache neuer Zielgruppen und Unterstützung aus dem Ausland

Um den Mangel an Fachkräften zu bekämpfen, richtet sich die Suche nach neuen Mitarbeitenden künftig auch auf Quereinsteiger, Frauen und Fachkräfte aus dem Ausland. Unternehmen versuchen aktiv, mögliche Bewerbende durch innovative Marketingstrategien zu gewinnen. Beispiele wie die Anwerbung von Fachkräften aus Ägypten und der bevorstehenden Einstellung von Arbeitskräften aus der Türkei zeigen, wie international die Branche denkt.

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Digitale Wege zur Jobgewinnung

Neben diesen Analysen wird auch die Bewerbungserfahrung durch digitale Lösungen vereinfacht. Mit dem Online-Portal bwegt.de können Interessierte jetzt einfacher nach offenen Stellen im Nahverkehr suchen und sich direkt bewerben. Zudem wird eine neue Webseite entwickelt, die alle Jobangebote von über 40 Verkehrsunternehmen im Raum Stuttgart bündeln soll.

Der Alltag im Nahverkehr wird erlebbar

Um die Attraktivität der Berufe zu steigern, sind auch innovative Ansätze gefragt. Zum Beispiel werden Infomobile eingesetzt, die mit Bahnsimulatoren ausgestattet sind, um den potenziellen Bewerbenden einen Einblick in die künftige Tätigkeit zu ermöglichen. Solche Maßnahmen sind wichtig, um die öffentliche Wahrnehmung der Berufe im Nahverkehr zu verbessern und neue Talente zu gewinnen.

Neben der praktischen Umsetzung wird auch das Personalmarketing revolutioniert. Die klassischen Stellenanzeigen verlieren ihre Wirkung. Die Nutzung von Influencern, wie Wuschansky, zeigt, dass ein frischer und zeitgemäßer Ansatz notwendig ist, um junge Menschen für die wichtigen Berufe in der Bahnwelt zu begeistern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr Baden-Württemberg vor große Herausforderungen stellt. Die Kombination aus kreativen Kommunikationsstrategien und der Ansprache neuer Zielgruppen könnte jedoch der Schlüssel zur Behebung dieses Problems sein.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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