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Öl-Millionen verändern den Radsport: Bald wie der Fußball?

Die zehnte Teilnahme von Bora-hansgrohe an der Tour de France wurde mit einem speziellen Trikot gefeiert. Doch dieses musste das Team nach dem Auftaktrennen wieder aus den Koffern nehmen. Der Veranstalter ASO fand die Ähnlichkeit zum grünen Trikot des Punktbesten zu groß. Das Trikot war als Hommage an den Erfolg von Bora-hansgrohe gedacht, doch Teamchef Ralph Denk musste eingestehen, dass das Ziel, das beste Team der Welt zu sein, vorerst nicht erreicht wurde.

Die finanzielle Situation im Profi-Radsport ändert sich immer mehr. Besonders aus dem Nahen Osten fließt immer mehr Geld in den Sport. Tadej Pogacar, der Topfavorit der Tour de France, ist für die meisten Teams unbezahlbar und fährt für das Team UAE Emirates. Auch das Königreich Bahrain und Saudi-Arabien investieren Milliarden in den Radsport und steigern ihre Präsenz im Peloton. Saudi-Arabien ist bereits als Co-Namensgeber des Teams Jayco AlUla involviert und plant angeblich die Übernahme des derzeit besten Teams Jumbo-Visma. Superstars wie Jonas Vingegaard und Wout van Aert könnten somit zu Werbefiguren der Saudis werden.

Diese Entwicklung verstärkt den Trend der explodierenden Teambudgets und führt zu einer immer größer werdenden wirtschaftlichen Kluft zwischen den Mannschaften. Bora-hansgrohe finanziert sich hauptsächlich über Sponsorenverträge und liegt budgetmäßig im Mittelfeld. Das Team setzt auf eine klassische Betreibergesellschaft, während andere Teams von großen Geldgebern unterstützt werden. Teamchef Ralph Denk schließt eine mögliche Zusammenarbeit mit Investoren aus dem Nahen Osten jedoch nicht grundsätzlich aus.

Der Radsport ändert sich, genauso wie der Fußball, sagt Denk. Doch er stellt die Frage, ob das derzeitige Geschäftsmodell von Bora-hansgrohe mittelfristig mit den besten Mannschaften mithalten kann. In einem Markt, der derzeit kaum gesteuert ist, sieht Denk die Möglichkeit für den Weltverband UCI, durch eine ähnliche Regelung wie das „50+1“ im deutschen Fußball mehr Chancengleichheit zu schaffen. Auch ein Budget-Cap oder eine Draft-Regel wie im US-Sport wären interessante Ideen. Die Frage ist jedoch, ob der Weltverband diese Maßnahmen unterstützt oder hohe Teambudgets bevorzugt. Ralph Denk ist sich bewusst, dass Veränderungen im Radsport notwendig sind, um die Zukunft seines Teams und des Sports als Ganzes zu sichern.

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Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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