Justizministerin Gentges besucht landwirtschaftliche Außenstelle Hohrainhof: Ein Meilenstein in der ökologischen Resozialisierung
Heilbronn, 27. September 2024 – In einem wegweisenden Schritt zur Resozialisierung von Inhaftierten hat Justizministerin Marion Gentges die landwirtschaftliche Außenstelle Hohrainhof der Justizvollzugsanstalt Heilbronn besucht. Anlässlich der Traubenlese des ersten Bioweins in diesem Jahr betonte Gentges die Bedeutung nachhaltiger Landwirtschaft im Justizvollzug Baden-Württembergs.
Nachhaltige Umstellung im Justizvollzug
Die Staatsdomäne Hohrainhof, die seit September 2020 als Modellprojekt für ökologische Landwirtschaft fungiert, ist ein einzigartiges Beispiel innerhalb Deutschlands: Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das Weinbau im Justizvollzug betreibt und dabei auf Biostandards setzt. "Die Landwirtschaft in unserem Vollzug ist ökologisch und auf höchstem Standard", erklärte Gentges während ihres Besuchs, während sie die positiven Effekte dieser Entwicklung hervorhob.
Auf einer Fläche von elf Hektar erzeugt die Anlage jährlich zwischen 50.000 und 60.000 Liter hochwertigen Wein sowie Obst, Gemüse und Rindfleisch in Biolandqualität. Das Projekt stellt nicht nur eine wirtschaftliche Perspektive dar, sondern bietet den Gefangenen auch ein Lernfeld, das den respektvollen Umgang mit Natur und Umwelt fördert.
Ein Beitrag zur Resozialisierung
Die Arbeit in der Biolandwirtschaft wird von vielen Experten als sinnvoller Ansatz zur Resozialisierung angesehen. Die Inhaftierten, die im offenen Vollzug untergebracht sind, erhalten die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, soziale Kompetenzen zu entwickeln und praktische Fähigkeiten zu erlernen. Diese Erfahrungen können entscheidend dazu beitragen, ihre Rückfallquote nach der Entlassung zu senken.
„Das Konzept des offenen Vollzugs zielt darauf ab, Insassen auf ein Leben ohne Straftaten vorzubereiten. Durch solche Programme fühlen sich die Gefangenen als Teil einer Gemeinschaft und erlangen das nötige Rüstzeug“, so Gentges weiter.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen
Die Einführung von nachhaltiger Landwirtschaft im Justizvollzug könnte weitreichende positive Auswirkungen haben. Zum einen senkt sie die Kosten für die Unterbringung von Insassen, da Produkte wie Wein und Gemüse selbst erzeugt werden können. Zum anderen könnte dieser Ansatz auch das öffentliche Bild des Justizsystems ändern und zu einer höheren Akzeptanz gegenüber Resozialisierungsprogrammen führen.
Zudem könnten die Produkte vom Hohrainhof, die bereits im Online-Shop des Landesbetriebs Vollzugliches Arbeitswesen erhältlich sind, nicht nur zur finanziellen Stabilität der Einrichtung beitragen, sondern auch eine Brücke zu einer breiteren Öffentlichkeit schlagen. Durch diese Verbindung wird die Sichtweise auf Gefangene positiv beeinflusst; sie werden nicht mehr nur als Straftäter wahrgenommen, sondern als Menschen, die die Chance auf Veränderung verdient haben.
Ausblick
Mit dem Besuch von Ministerin Gentges und der Einführung biologischer Landwirtschaft im Justizvollzug wird ein wegweisendes exemplarisches Modell geschaffen, das als Vorlage für andere Bundesländer dienen könnte. In einer Gesellschaft, die zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit legt, könnte dieser Ansatz nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und wirtschaftlich fruchtbare Ergebnisse bringen. Der Hohrainhof steht so exemplarisch für ein Justizsystem, das sowohl der Umwelt als auch der menschlichen Rehabilitation dient.