
Gewaltambulanz in Stuttgart eröffnet: Baden-Württemberg stärkt Opferschutz
Stuttgart, 23. November 2023 – Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt erhalten in Stuttgart ab sofort die Möglichkeit, Spuren der Tat unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei gerichtsfest sichern zu lassen. Die neue Gewaltambulanz, die mit 400.000 Euro vom Land unterstützt wird, ist die vierte ihrer Art in Baden-Württemberg.
Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha betonte anlässlich der Eröffnung, dass die Gewaltambulanz allen Opfern von Gewalttaten, unabhängig vom Alter und Geschlecht, eine verfahrensunabhängige Beweissicherung bietet. Betroffene Opfer haben nun die Möglichkeit, in Ruhe und mit zeitlichem Abstand zur Tat zu entscheiden, ob sie Anzeige erstatten wollen, ohne dass die Beweise für die Tat verloren gehen.
Die Gewaltambulanz, die im Klinikum Stuttgart direkt neben der Notaufnahme angesiedelt ist, wird durch das Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg in Kooperation mit dem Klinikum Stuttgart betrieben. Die Einrichtung ermöglicht es Betroffenen, nach der rechtsmedizinischen Spurensicherung umgehend behandelt zu werden.
Die Eröffnung der Gewaltambulanz fällt auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2023. Minister Lucha machte deutlich, dass in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben physische und/oder sexualisierte Gewalt erlebt. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.
Prof. Dr. med. Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, und Prof. Jan Steffen Jürgensen, Vorstand des Klinikums Stuttgart, betonten die Bedeutung und Notwendigkeit der Gewaltambulanz für die schnelle und niederschwellige Hilfe von Menschen, die Gewalt erfahren haben.
Barbara Straub, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Stuttgart, hob die Bedeutung der psychosozialen Begleitung in Ergänzung zur medizinischen Untersuchung nach einer Gewalterfahrung hervor.
Die Gewaltambulanz in Stuttgart ist die vierte ihrer Art in Baden-Württemberg, neben den bereits bestehenden Einrichtungen in Heidelberg, Freiburg und Ulm. Das Land unterstützt die Gewaltambulanzen mit insgesamt 450.000 Euro, um dem Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt, der sogenannten Istanbul-Konvention, nachzukommen.
Die Eröffnung der Gewaltambulanz in Stuttgart stärkt den aktiven Opferschutz im Großraum nachhaltig und sendet ein klares Signal an potenzielle Täter, dass jede Straftat zur Anzeige gebracht werden kann, auch Jahre nach der Tat.
Mögliche Auswirkungen:
Die Eröffnung der Gewaltambulanz in Stuttgart und die Unterstützung des Landes zeigen eine gesteigerte Wahrnehmung und Sensibilität für das Thema Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt. Diese neue Einrichtung ermöglicht Betroffenen, unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei gerichtsfest Spuren der Tat sichern zu lassen und bietet somit einen wichtigen Schritt zu einer verbesserten Versorgung und Stärkung des Opferschutzes.
Die Gewaltambulanz kann dazu beitragen, das Vertrauen von Opfern zu stärken, Anzeige zu erstatten, und sendet zugleich ein klares Signal an potenzielle Täter, dass Gewalttaten nicht ungesühnt bleiben. Zudem wird durch die Gewaltambulanz die Möglichkeit geschaffen, eine gerichtsverwertbare Beweissicherung zu gewährleisten, die die Verurteilungswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen kann.
Die Schaffung der Gewaltambulanz in Stuttgart ist ein wichtiger Schritt zur Erhöhung des Bewusstseins für Gewaltopfer und zur Stärkung des Opferschutzes, insbesondere im Großraum Stuttgart.
Die Ankündigung und Eröffnung der Gewaltambulanz in Stuttgart könnte auch dazu beitragen, das Thema häusliche und sexualisierte Gewalt verstärkt in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken und die Sensibilisierung für diese Themen weiter voranzutreiben.