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Land gibt Trübner-Gemälde an Erben zurück

Baden-Württemberg gibt das Gemälde „Studentin Michaelis mit Papierrolle“ von Wilhelm Trübner an die Erben des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs zurück. Das Gemälde wurde dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg als Dauerleihgabe übergeben.

Das Land Baden-Württemberg restituiert Wilhelm Trübners Gemälde „Studentin Michaelis mit Papierrolle“ an die Erben des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs aus Breslau. Das 1989 gekaufte Trübner-Gemälde war dem Kurpfalzisches Museum Heidelberg als Dauerleihgabe vergeben.

„Das Land Baden-Württemberg ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst, entzogene Kulturgüter von Verfolgten des NS-Regimes zu identifizieren und zurückzugeben. Ich freue mich daher sehr, dass uns dies aufgrund der gut recherchierten Provenienz schnell gelungen ist über die Rückgabe des Trübner-Gemäldes an die Erben von Carl und Margarethe Sachs zu entscheiden“, so die Kunstministerin Teresa Bauer am Montag, 18. Juli 2022, in Stuttgart bei der Restitution des Gemäldes.

2021 gab der Staat das Gemälde „Schwarzwaldlandschaft“ von Hans Thoma aus dem Bestand der Kunsthalle Karlsruhe, das ebenfalls aus der Kunstsammlung Carl Sachs stammt, an seine Erben zurück. Nachdem die Verfolgungsgeschichte der Familie Sachs in diesem Zusammenhang bereits umfangreich aufgearbeitet wurde, konnte hier direkt anknüpfen.

„Unrecht kann nicht rückgängig gemacht werden. Ich freue mich daher, dass wir durch die weitere Rückgabe zumindest zur materiellen Wiedergutmachung des begangenen Unrechts beitragen können“, so die Ministerin weiter. Dem Land Baden-Württemberg ist es ein großes Anliegen, alle landeseigenen Kulturgüter zu identifizieren und zurückzugeben von den Verfolgten der nationalsozialistischen Diktatur beschlagnahmt.

„Deshalb haben wir im letzten Jahrzehnt die Provenienzforschung in den staatlichen Museen, in den Staatsarchiven und in der Archivverwaltung sowie in den beiden Staatsbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart deutlich intensiviert“, sagt Bauer. Das Land beschäftigt seit Ende 2009 drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich Provenienzforschung. Dank systematischer Provenienzforschung in Baden-Württemberg konnte die Provenienz einer Vielzahl von Objekten bereits zuverlässig festgestellt werden.

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Rechtsanwältin Imke Gielen von der Kanzlei von Trott zu Solz Lammek in Berlin, die die Familie Sachs vertritt, sagte: „Die Erben der Familie Sachs begrüßen die anhaltende Bereitschaft des Landes Baden-Württemberg, ein weiteres von Carls Sachs beabsichtigtes Werk zurückzugeben sell während seiner Emigration in die Schweiz aufbewahrt.“

Das Gemälde „Studentin Michaelis mit Papierrolle“ stammt aus der ehemaligen Kunstsammlung des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs in Breslau. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus wurde das jüdische Leben in Breslau schon früh massiv eingeschränkt. Carl Sachs und seine Frau Margarethe waren auch persönlich von Diskriminierung und Verfolgung betroffen.

Im Februar 1939 gelang Carl Sachs – er war 81 Jahre alt und seine Frau schwer erkrankt – ohne entsprechendes Bargeld die Emigration in die Schweiz, wo seine Frau 1940 starb, da eine Erwerbstätigkeit in der Schweiz aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr möglich war und ein Zugriff auf das in Deutschland verbliebene Vermögen unmöglich war, konnte Carl Sachs seinen Lebensunterhalt in Basel nur durch Verleih und Verkauf seiner zuvor dorthin gebrachten Kunstsammlung sichern. Zu diesem Zweck verkaufte er im Mai 1943 auch das Gemälde „Student Michaelis mit Papierrolle“ von Wilhelm Trübner – ein halbes Jahr vor seinem Tod – in Luzern.

Mit der ständigen Einrichtung von Stellen an der Staatsgalerie in Stuttgart, dem Badischen Landesmuseum und der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe hat Baden-Württemberg als erstes Bundesland in Deutschland feste Stellen für die Provenienzforschung an drei Kultureinrichtungen eingerichtet. Dadurch wurde eine deutliche Professionalisierung der Forschung in Baden-Württemberg erreicht und zahlreiche Provenienzen konnten geklärt werden.

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Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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