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Hybride Intelligenz: Zukunftsweisender Ansatz zur Vereinigung von Biodiversität & Landwirtschaft

Hybride Intelligenz – Ein vielversprechender Ansatz zur Vereinigung von Biodiversität und Landwirtschaft

Ein Forschungsteam der Universität Hohenheim in Stuttgart und der Technischen Universität München hat einen innovativen transdisziplinären Ansatz entwickelt, um den Zielkonflikt zwischen Biodiversität und Agrarproduktion zu lösen. Der bisherige Ansatz, Biodiversität zu erhalten, ohne dabei die landwirtschaftliche Produktivität zu reduzieren, scheiterte oft an der Komplexität des sozialökologischen Systems der Landwirtschaft. Mit Hilfe neuer Technologien, insbesondere der Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz in Kombination mit kollektivem menschlichem Urteilsvermögen, wird nun ein vielversprechender Weg aufgezeigt.

Das Forschungsteam nutzt den Denkanstoß der hybriden Intelligenz zur Bewältigung dieses Konflikts. In der aktuellen Ausgabe von Nature Food haben sie ihre Ideen veröffentlicht. Die Nutzung von hybrider Intelligenz ermöglicht es, komplexe Problemlagen in der Landwirtschaft besser abzubilden und neue intelligente Lösungsansätze zu entwickeln.

Ein Problem besteht darin, dass die verfügbaren Datenquellen für die Lösung dieser Probleme bisher unzusammenhängend und stark fragmentiert sind. Hinzu kommt, dass landwirtschaftliche Praktiken kurz- und mittelfristigen ökonomischen Zielen folgen, während die langfristigen ökologischen Auswirkungen auf der Landschaftsebene sichtbar werden. Daher ist es notwendig, die Interaktionen zwischen verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben räumlich und zeitlich besser zu verstehen.

Die bisherigen Förderprogramme in der Agrar- und Umweltpolitik sind kaum darauf ausgerichtet, die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, anderen Akteuren und der Wissenschaft zu ermöglichen. Zudem besteht ein Konflikt zwischen den Interessen der einzelnen Akteure und dem gemeinsamen öffentlichen Gut des Artenschutzes. Um diese Probleme zu lösen, ist daher die gemeinsame Expertise aus Natur- und Gesellschaftswissenschaften, Technik und Informatik sowie eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis erforderlich.

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Für einen transdisziplinären Lösungsansatz hat sich ein 13-köpfiges Forschungsteam mit Expertise in den genannten Bereichen zusammengefunden. Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz und der Analyse großer Datenmengen wollen sie ein detailliertes virtuelles Abbild der Wirklichkeit schaffen, in dem verschiedene Maßnahmen und deren Auswirkungen simuliert werden können. Dieses virtuelle Abbild ermöglicht es den Akteuren in der Landwirtschaft, Beratung und Politik, vor der Implementierung mögliche Maßnahmen auszuprobieren und die Auswirkungen auf Biodiversität und Erträge besser abzuschätzen.

Ein konkretes Beispiel für die Anwendung der hybriden Intelligenz ist die Neuorganisation von Ausgleichszahlungen an Gruppen von Landwirten statt an einzelne Betriebe. Aktuell legen Landwirte ihre Blühstreifen ohne Koordination mit den Nachbarn an, was zu fragmentierten und wenig wirksamen Maßnahmen führt. Durch den Einsatz hybrider Intelligenz könnten die Standorte identifiziert werden, an denen betriebsübergreifende Maßnahmen besonders effektiv sind und Ernteeinbußen möglichst gering gehalten werden. Zudem könnten KI-Systeme Kommunikationsplattformen bereitstellen, um den Informationsaustausch und die Planung von gemeinsamen Projekten zu erleichtern.

Für den Erfolg des Ansatzes sind Vertrauen und Transparenz entscheidend. Die Technologie muss so gestaltet sein, dass Menschen ihr vertrauen können, und die ethische Nutzung von KI ist ebenfalls von großer Bedeutung. Nur unter Einhaltung dieser Bedingungen können hybride Intelligenzsysteme ihr volles Potenzial entfalten und breite Akzeptanz finden.

Hybride Intelligenz birgt das Potenzial, einige der dringendsten Probleme in der Landwirtschaft zu lösen. Es besteht jedoch noch grundlegender Forschungsbedarf, um diese Technologie erfolgreich weiterzuentwickeln und zu implementieren. Daher ist die Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft erforderlich.

Tabelle: Informationen zur hybriden Intelligenz in der Landwirtschaft

Vorteile der hybriden Intelligenz Herausforderungen der hybriden Intelligenz
– Vereinigung von Biodiversität und landwirtschaftlicher Produktivität – Unzusammenhängende und fragmentierte Datenquellen
– Abbildung komplexer Problemlagen – Unterschiedliche Planungshorizonte in der Landwirtschaft
– Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Verbindung mit kollektivem menschlichem Urteilsvermögen – Mangelnde betriebsübergreifende Koordination bei Agrarumweltmaßnahmen
– Unterstützung bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung – Konflikt zwischen individuellen und gemeinsamen Interessen
– Mögliche Verbesserung von Ausgleichszahlungen an Gruppen von Landwirten – Vertrauen und Transparenz in Bezug auf die Technologie
– Simulation und Vorausschätzung von Maßnahmen und Auswirkungen – Ethische Nutzung der Technologie
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Die hybride Intelligenz bietet somit die Möglichkeit, den Zielkonflikt zwischen Biodiversität und Agrarproduktion in der Landwirtschaft zu überwinden und neue nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln.

Für weitere Informationen:
– Publikation in Nature Food: https://www.nature.com/articles/s43016-024-00963-6
– Kontakt für Medien:
– Prof. Dr. Thomas Berger, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Ökonomik der Landnutzung & Computational Science Hub
– Prof. Dr. Senthold Asseng, Technische Universität München, Lehrstuhl für Digital Agriculture & HEF World Agricultural Systems Center
– Prof. Dr. Claudia Bieling, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft
– Prof. Dr. Henner Gimpel, Universität Hohenheim, Lehrstuhl für Digitales Management & Computational Science Hub

Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser vielversprechende Ansatz der hybriden Intelligenz in der Landwirtschaft weiterentwickelt und welche Auswirkungen er auf die Biodiversität und die landwirtschaftliche Produktivität haben wird.



Quelle: Universität Hohenheim / ots

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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