Baden-Württemberg führt digitale Antragstellung für landwirtschaftliche Förderungen ein
Baden-Württemberg hat einen bedeutenden Schritt zur Digitalisierung der Landwirtschaft unternommen. Ab sofort können Landwirte in der Region den „Gemeinsamen Antrag“ für Förderungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bequem über die neue App „profil (bw)“ beantragen und verwalten. Dies wurde am 26. August 2024 von Peter Hauk, dem Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, bekannt gegeben.
Die App ermöglicht es Landwirten, Nachweise für bestimmte Prüfungen deutlich einfacher und effizienter zu erbringen, indem sie Fotos der geforderten Voraussetzungen direkt über die Plattform einreichen. Diese Neuerung soll vor allem dazu beitragen, den Verwaltungsaufwand für die Antragsteller zu reduzieren. Lange Wartezeiten und komplizierte Papierprozesse, die bislang die Beantragung solcher Förderungen belasteten, sollen der Vergangenheit angehören. Darüber hinaus könnten die rasche Antragsbearbeitung und eine Verringerung von Kontrollbesuchen zu schnelleren Auszahlungen der Fördergelder führen.
Startend mit Kalenderswoche 35 werden spezifische Aufträge zur Einreichung von Nachweisen für die Öko-Regelung 5 und das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT II) bereitgestellt. Die App ermöglicht es Landwirten, Nachweise zu erbringen, die bisher lediglich über herkömmliche Formulare eingereicht werden konnten, wie zum Beispiel das Nachweisen der Kennarten für extensive Bewirtschaftung.
Die App hat jedoch auch ihre Beschränkungen. Insbesondere für Teilschläge, die durch Satellitendaten als problematisch eingestuft werden („rote Ergebnisse“), sind die Nachweise nur über die App möglich. Landwirte, die sich für die Dokumentation mit dem amtlichen Formular entscheiden, müssen darauf achten, die App unverändert zu lassen.
Mögliche Auswirkungen der digitalen Antragstellung
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Entlastung der Landwirte: Die Möglichkeit, Anträge und Nachweise digital einzureichen, könnte besonders kleineren Landwirten zugutekommen, die möglicherweise nicht über die gleichen Ressourcen wie größere Betriebe verfügen. Die Barrierre der Bürokratie wird gesenkt und der Fokus kann auf die praktische Landwirtschaft gelegt werden.
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Effizienzsteigerung: Die einfachere Verwaltung kann dazu führen, dass Landwirte schneller auf Fördermittel zugreifen können. Dies könnte ihnen helfen, Investitionen in nachhaltige Praktiken und Technologien zu tätigen, die für die langfristige Sicherung des ländlichen Raums von Bedeutung sind.
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Risikomanagement: Die präzise Dokumentation durch georeferenzierte Fotos kann sowohl Landwirten als auch Behörden helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren. Dies kann zu einer besseren Risikoabschätzung und einem effektiveren Management von Umwelt- und Klimafaktoren führen.
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Potenzielle digitale Kluft: Während die Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt, könnte es auch Bedenken hinsichtlich der digitalen Kluft geben. Ältere Landwirte oder solche, die mit der Technik weniger vertraut sind, könnten Schwierigkeiten haben, die App effizient zu nutzen. Hier wäre eine entsprechende Schulung oder Unterstützung ratsam.
- Überprüfung und Validierung: Die Abhängigkeit von Fotos zur Überprüfung der Einhaltung von Vorschriften könnte eine Herausforderung darstellen. Die Qualität und Genauigkeit der Fotos sind entscheidend, um die Fördermittel zu sichern. Mögliche Fehler oder Missverständnisse könnten dazu führen, dass Landwirte nicht die benötigten Mittel erhalten.
Insgesamt könnte die Einführung der App „profil (bw)“ einen wesentlichen Fortschritt in der Landwirtschaft und ihrer Verwaltung in Baden-Württemberg darstellen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie gut die Zielgruppen diese neue Technologie annehmen werden und welche längerfristigen Auswirkungen sie auf die Förderlandschaft in der Region haben wird.