Baden-Baden

Die schaurige Geschichte der Katzbachbahn: Ein Zugunglück in Eichelberg

Im November 1953 entgleiste der Frühzug der Katzbachbahn kurz vor dem Eichelberger Viadukt im Kraichgau, was beinahe zu einer menschlichen Tragödie führte, da die gut besetzten Waggons nur wenige Meter vor dem Absturz in die 15 Meter tiefe Katzbachschlucht zum Stehen kamen.

Die Katzbachbahn, eine unvergessliche Eisenbahnstrecke im Kraichgau, ratterte durch die malerische Hügel- und Dorflandschaft, stets begleitet von einem unverwechselbaren Dampf und einem gewissen Charme. Doch die Bahn hatte auch ihre dunklen Seiten, die nicht vergessen werden dürfen.

Im November 1953 wurde diese charmante Bummel-Bahn zum Schauplatz eines fast katastrophalen Unglücks. Am Buß- und Bettag entgleiste der Frühzug kurz vor dem imposanten Viadukt in Eichelberg. Nur wenige Meter hätten gefehlt, und die gut besetzten Waggons wären von der 15 Meter hohen Brücke in die Katzbachschlucht gestürzt. Das letzte Waggon kippte zwar, doch es gab glücklicherweise keine schweren Verletzungen unter den Fahrgästen. Diese Mischung aus Schauer und Eisenbahnromantik hat bis heute das Gedächtnis der Menschen in der Region geprägt.

Die Geschichten hinter der Katzbachbahn

Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Stadt Bruchsal und die „Badische Lokal Eisenbahn AG“ (Bleag) einen unerhörten Plan: Sie wollten das Kraichgauer Hinterland durch Schienen erschließen. Die Eröffnungsfahrt der Katzbachbahn zwischen Bruchsal und Odenheim fand am 5. März 1896 statt, und die Vorfreude war groß. Zwei Jahre später wurde das Eichelberg-Viadukt gebaut, ein Meisterwerk damaliger Ingenieurskunst, das den Zugverkehr bis Hilsbach ermöglichte.

Die Bahn selbst wurde im Volksmund nicht nur verehrt, sondern auch verspottet. Besonders negativ fiel die Abkürzung Bleag auf. Spötter geizten nicht mit witzigen Bemerkungen über die „badisch lahm, erledigt auch Gefiedertes“, die Verbindung zwischen Bruchsal und den angrenzenden Dörfern. Manchmal aktivierten die langsamen Fahrzeiten die Phantasie der Fahrgäste und sorgten für den ein oder anderen schiefen Kommentar wie „Bummelt langsam, entgleist auch gern“.

Im Nachhinein wird das mutmaßliche Unglück von 1953 zur Legende. Während Eisenbahnromantiker die Katzbachbahn noch immer hochhalten, zeigt das Stück Eisenbahngeschichte auch die Herausforderungen und die Gefahren, die mit dem Bahnverkehr verbunden waren und sind. Das Eichelberg-Viadukt, mit seinen drei Bögen aus Kalk- und Sandsteinen, ist heute ein beliebtes Fotomotiv und ein Symbol für die Revitalisierung dieser alten Bahnstrecke.

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Die Geschehnisse rund um die Katzbachbahn sind mehr als nur Anekdoten – sie sind Teil der kulturellen Identität des Kraichgaus. Die kleine Bahn hat die reizvollen Landschaften durchquert und ist tief verwoben mit den Geschichten der Menschen, die in dieser Region leben. Auch wenn die Katzbachbahn inzwischen im Schatten modernerer Verkehrsmittel steht, bleibt ihr die charmante Bezeichnung „Entenköpfer“ oder „Entenmörder“ erhalten, geprägt von ihrer langsamen Fahrt und dem Dampf, der durch die Kamine aufsteigt.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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