Die Veranstaltung an der Universität Bonn behandelte ein Thema von großer Relevanz, das jeden Einzelnen betrifft. Durch interaktive Elemente wurden die rund 300 Gäste dazu angeregt, ihre Sitznachbarn genauer zu betrachten und die Verbindung zwischen dem „Ich“ und dem „Anderen“ zu reflektieren. Dieser rote Faden zog sich durch die gesamte Veranstaltung, die vielfältige Perspektiven auf die Identität des Menschen beleuchtete.
Der Humangenetiker Markus Nöthen bot einen Einblick in die faszinierende Welt der Gene und betonte die Rolle des Genoms als Grundlage des menschlichen Selbst. Er erklärte, dass trotz der geringen genetischen Unterschiede zwischen den Menschen, die individuelle Identität jedes Einzelnen durch die einzigartige Kombination dieser Gene geprägt wird. Besonders bei eineiigen Zwillingen wurde die Herausforderung deutlich, sich trotz identischen Genoms voneinander abzugrenzen.
Clemens Albrecht, Professor für Kultursoziologie, präsentierte ein Gedankenexperiment, das verdeutlichte, wie die Erwartungen von außen die Selbstwahrnehmung einer Person beeinflussen und das „Du“ immer schon im „Ich“ präsent ist. Die Diskussion auf dem Podium verdeutlichte, wie die Identität eines Menschen durch Handlungsimpulse und die Perspektive auf sich selbst geformt wird, wobei auch die Erwartungen von anderen eine entscheidende Rolle spielen.
Die Identitätsstiftung für Gesellschaften wurde von Argelander-Professorin Julia Binter am Beispiel der restituierten Kulturgüter aus Namibia beleuchtet. Die Erforschung dieser kulturellen Artefakte ermöglichte tiefere Einblicke in die Identität der namibischen Gesellschaft und unterstrich die identitätsstiftende Rolle von Kulturgütern. Darüber hinaus zeigte die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema, wie das „Ich“ und der „Andere“ in der Kultur untrennbar miteinander verbunden sind.
Die gelungene Verknüpfung von Diskussion, wissenschaftlichen Impulsen und kultureller Auseinandersetzung fand großen Anklang, wie der tosende Applaus am Ende der Veranstaltung zeigte. Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn, lobte die Vielfalt an Erkenntnissen und den interdisziplinären Austausch, der durch solche Veranstaltungen ermöglicht wird. Der Videomitschnitt der Veranstaltung wird in Kürze auf der Veranstaltungsseite verfügbar sein, während die nächste Veranstaltung zum Thema „Mensch und Tier. Mensch als Tier?“ am 04. Dezember stattfinden wird.