
Landwirtschaftsminister Peter Hauk beim Spatenstich für die Agri-Photovoltaik-Modellanlage in Bavendorf, die ein Musterbeispiel für intelligente Landnutzungskonzepte der Zukunft ist. Im Fokus des Projekts steht eine sichere und qualitativ hochwertige Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion.
„Die aktuelle Situation macht uns sehr deutlich, dass die Sicherung der Energie – und auch der Nahrungsmittelversorgung – mehr denn je eine Herausforderung darstellt Agrar-Photovoltaik (PDF) eine vielversprechende Option. Daher freue ich mich, dass wir die Agri-Photovoltaik (PV)-Anlage in Bavendorf als eine von mehreren Modellanlagen in Betrieb nehmen konnten. Sie können die Flächeneffizienz steigern und Landnutzungskonflikte entschärfen. Agri-PV-Anlagen können auch ein weiterer wichtiger Baustein für den Klimaschutz und eine weitere Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe sein“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Peter Hukanlässlich des Spatenstichs für die geplante Agri-PV-Modellanlage im Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee (KOB) in Bavendorf (Kreis Ravensburg).
Nutzung der Agri-Photovoltaik über Obstbäume
Rund 1.200 Betriebe mit Erwerbsobstbau produzieren in der Region derzeit rund 300.000 Tonnen Äpfel pro Jahr. „Das ausgeglichene, warme Voralpenklima mit seinen langen Sonnenperioden schafft perfekte Bedingungen für den Apfelanbau am Bodensee und auch für das Projekt zur Nutzung der Agri-Photovoltaik über den Obstbäumen“, betonte der Minister.
Neben der Versorgungssicherheit mit hochwertigen Lebensmitteln, die in der aktuellen Situation zu einem klaren Anliegen geworden ist, engagiert sich die baden-württembergische Landesregierung auch für die Energiewende und den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien. Neue, intelligente Formen der Landnutzung, wie die Kombination von landwirtschaftlicher Produktion und gleichzeitiger Stromerzeugung, sind daher von besonderer Bedeutung. Insbesondere bei landwirtschaftlichen Sonderkulturen können sich Synergieeffekte ergeben, bei denen eine umweltfreundliche, schonende Produktion mit einer Energiegewinnung aus Sonnenenergie kombiniert und die landwirtschaftliche Produktionskapazität der Flächen erhalten werden kann.
2,5 Millionen Euro Förderung für Teilprojekte in der Agri-PV-Modellregion
Um Wissen und Erfahrungen mit solchen Systemen zu sammeln und praktische Empfehlungen und Konzepte zu entwickeln, hat das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz gemeinsam mit dem Umweltministerium die Modellregion Agri-PV Baden-Württemberg ins Leben gerufen. In einem ersten Schritt fördert das Land sieben Teilprojekte an drei landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen, zwei Praxisbetrieben, dem Fraunhofer ISE und der Hochschule Kehl mit 2,5 Millionen Euro über drei Jahre.
Weitere Unterstützung leisten Wirtschaftspartner wie die KOB vom Zweckverband der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke.
Energieeinsatz für vor- und nachgelagerte Bereiche der Apfelproduktion
Gerade im Obstbau verlagert sich die Produktion aufgrund des Klimawandels immer mehr in Richtung geschützter Anbau. Durch den Einsatz von Folien und Netzen können witterungsbedingte Risiken wie Hagelschlag, Sonnenbrand und feuchtigkeitsbedingter Erregerbefall im Anbau minimiert und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Um den Materialeinsatz im geschützten Anbau zu reduzieren und die Fläche neben der Stromerzeugung zu nutzen, besteht die Möglichkeit, Solarmodule in die Schutzsysteme zu integrieren, die die Schutzfunktionen übernehmen könnten.
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut ISE und den örtlichen Energieversorgern sowie dem Obstbaubetrieb Hubert Bernhard in Kressbronn wird das KOB in den nächsten Jahren untersuchen, welche pflanzenbaulichen Effekte und wirtschaftlichen Ergebnisse sich aus der kombinierten Nutzung von Obst- Wachstumsgebiete für die Energiegewinnung mit Photovoltaik. Primäres Ziel des Projekts am KOB ist die Entwicklung und Umsetzung eines Agri-PV-Prototyps für den Kernobstanbau und dessen wissenschaftliche Begleitung. Gleichzeitig wird eine Übungsanlage in Kressbronn (Bodenseekreis) vom KOB wissenschaftlich begleitet.
Der Fokus liegt auf einer sicheren und qualitativ hochwertigen Apfelproduktion mit zusätzlicher Solarstromproduktion. Darüber hinaus sollen die obstbaulichen und energetischen Anlagenteile durch weitere Synergien verbunden werden. Bei der Apfelproduktion kann ein hoher Anteil der erzeugten Energie in den vor- und nachgelagerten Bereichen vor Ort besonders effektiv genutzt werden – sei es bei der Lagerung der Äpfel im Kühlhaus oder durch den Einsatz elektrifizierter Landmaschinen.
Inspiriert von Landesregierung BW