Jungunternehmer Christian Kettl aus Bayern hat den AWN-Webshop, einschließlich der Kundendatei, den Markennamen, das Logo und die Warenbestände des AWN-Zentrallagers in Hamburg gekauft. Kettl betreibt bereits seit einigen Monaten unter dem Namen seiner Firma Oquip die Webshops bootsholz.de und bootzubehoer.de.
Ursprünglich hatte Kettl nicht geplant, AWN zu übernehmen, jedoch entschied er sich dafür, als sich die Gelegenheit bot und das Unternehmen zum Verkauf stand. Sein Ziel ist es, den Markennamen weiterhin zu nutzen und am Leben zu erhalten. Kettl selbst ist von klein auf begeisterter Segler und verfügt über langjährige Erfahrung im E-Commerce und Digitalmarketing.
Die Übernahme des Filialgeschäfts von Niemeyer traute sich Kettl jedoch nicht zu. Dennoch schließt er nicht aus, dass möglicherweise in den kommenden Jahren ein neues Filialnetz aufgebaut werden könnte.
Zunächst müssen nun die Warenbestände von Hamburg ins Oquip-Lager nach Fürstenzell bei Passau gebracht werden. Zudem soll der Webshop neu ausgerichtet und bestückt, Kundendaten integriert, Logistikpartner gefunden und Verträge mit Lieferanten abgeschlossen werden. Die bereits bestehenden Bootsausrüstungs-Webshops von Oquip sollen dabei von zahlreichen Lieferantenbeziehungen profitieren.
AWN-Kunden wurden per Newsletter über die Webshop-Übernahme informiert. Sie haben die Möglichkeit, ihre Kundendaten an das neue Unternehmen zu übertragen oder dem widersprechen.
Zurzeit ist der AWN-Webshop noch unter awn.de erreichbar, jedoch sind die meisten Produkte als ausverkauft markiert und Bestellungen sind derzeit nicht möglich. Kettl schätzt, dass es etwa vier bis sechs Wochen dauern wird, bis der Shop vollständig auf die neue Firma umgestellt ist und Bestellungen wieder aufgenommen werden können.
Die künftige Produktpalette ist noch nicht festgelegt, jedoch strebt Kettl an, auch Produkte anzubieten, die bisher nur in den AWN-Filialen erhältlich waren. Die Beratung der Kunden soll ebenfalls nicht zu kurz kommen, dafür wurden zwei Mitarbeiter abgestellt und das restliche Team wird geschult.
Das Oquip-Team besteht derzeit aus neun Mitarbeitern. Bei A. W. Niemeyer waren zuletzt über 100 Beschäftigte angestellt, von denen jedoch viele in den Filialen tätig waren. Kettl ist sich bewusst, dass er Personal aufstocken muss, falls der AWN-Webshop sofort wieder gut besucht ist. Er ist jedoch optimistisch, dass in der Region geeignete Arbeitskräfte für Lager und Logistik zu finden sind.
Die meisten Filialen von AWN und auch der Hauptsitz in Hamburg sind zum Verkauf bestimmt. Lediglich die Kieler Filiale wird von SVB weitergeführt. Das österreichische Auktionshaus Aurena versteigert fast 20.000 Positionen an Filialware und -ausstattung, einschließlich des Fuhrparks. Die Mitarbeiter von Aurena arbeiten derzeit daran, die AWN-Bestände in Deutschland und Österreich zu katalogisieren. Die nächsten Versteigerungen finden am 23. Juni in Berlin-Adlershof und am 28. Juni in Hamburg statt.
Die gesamte verbleibende Ware aus den AWN-Filialen, darunter Kajaks, Schlauchboote, Bootsmotoren, Navigationsgeräte, Segelbekleidung und Yachtlack, wird versteigert. Jeder, ob Privatperson oder Firma, kann über die Auktionsplattform aurena.at mitbieten, nachdem er sich einmalig registriert hat. Auf der Website finden sich auch weitere Details zu den Auktionsstandorten, Zuschlägen, Besichtigungs- und Abholterminen.
Die Hamburger A. W. Niemeyer GmbH meldete Anfang des Jahres überraschend Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter konnte jedoch keinen Investor finden, der das Unternehmen weiterführen möchte. Daher musste das seit 1775 bestehende Traditionsunternehmen kürzlich für immer schließen.
