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Ärzte in Unterkochen fordern Schutz vor zunehmender Gewalt in Praxen

Die zunehmende Aggression in Arztpraxen und Kliniken, auf die der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hinweist, stellt ein alarmierendes gesellschaftliches Problem dar, das vor allem im Notdienst auftritt und erhebliche Auswirkungen auf die Arbeit der Ärzte und das Wohl der Patienten hat.

In den letzten Jahren hat die Gewalt in medizinischen Einrichtungen, insbesondere in Arztpraxen und Kliniken, stark zugenommen. Dies ist eine besorgniserregende Entwicklung, auf die der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, aufmerksam gemacht hat. Angesichts dieser wachsenden Problematik haben Ärzte in Deutschland gefordert, umfassendere Maßnahmen zum Schutz des medizinischen Personals zu ergreifen.

Ein Gespräch mit dem Arzt Michael Maas aus Unterkochen, der zusammen mit seinen Kollegen Dr. Andreas Strähle und Dr. Manuel Kieninger eine Gemeinschaftspraxis führt, gibt interessante Einblicke in die aktuelle Situation. Maas hebt hervor, dass in seiner Praxis der Umgangston unter den Patienten rauer geworden ist. Die „Zündschnur“ von einigen Patienten sei oft sehr kurz. Er vergleicht dieses Verhalten mit den rüpelhaften Manieren im Straßenverkehr, wo sich auch viele nicht an die Regeln halten.

Erfahrungen mit Aggression

Maas berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen mit aggressiven Patienten. Er erinnert sich, dass es in der Vergangenheit schon einmal zu einer Bedrohung in seiner Praxis kam, als ein Patient mit ihm konfrontiert wurde. Er schildert, dass er diesen Patienten konsequent aus der Praxis verwies. Während schockierender Vorfälle eher selten sind, beschreibt Maas einige Eskalationen, die vor allem im Notdienst oder bei Hausbesuchen vorkommen, oft in Verbindung mit Alkohol oder Drogen. Es sei nicht ungewöhnlich, dass man in solchen Momenten mit unberechenbaren Situationen konfrontiert wird.

Die Gründe für diese zunehmende Aggression sieht Maas in einer Kombination aus höherer Erwartungshaltung und möglicherweise mangelhafter Erziehung. Die Politik trage eine Mitschuld, da sie unrealistische Ansprüche an Hausärzte stelle. „Wir können kein 24/7-Versorgungsangebot machen“, betont Maas. Die Arbeitsbelastung in den Praxen sei enorm gestiegen, nicht zuletzt, weil immer mehr Patienten mit Bagatellverletzungen in die Notaufnahmen kämen.

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Bei der Frage nach einem Handlungsbedarf hält Maas fest, dass die Gesellschaft insgesamt mehr Verantwortung übernehmen sollte. Er fordert, dass Patienten sich besser überlegen, ob ihr Anliegen tatsächlich einen Arztbesuch rechtfertigt. Solch ein Umdenken könnte die Praxen entlasten und den Ärzten ermöglichen, sich intensiver um die wirklich kranken Patienten zu kümmern.

Schutzmaßnahmen für Personal und Patienten

Maas betont, dass die Medizinischen Fachangestellten im Empfangsbereich oft schärfer behandelt werden. Diese fehlende Achtung gegenüber dem Personal ist für ihn ein deutliches Zeichen eines größeren gesellschaftlichen Problems. Dennoch hat das Personal in der Praxis klare Anweisungen: Wenn sie sich unsicher fühlen oder eine Situation als bedrohlich empfinden, können sie jederzeit einen der Ärzte zu Rate ziehen. Solche Vorfälle sind jedoch sehr selten.

Die Gemeinschaftspraxis in Unterkochen verzeichnet pro Quartal weit über 3.000 Patientinnen und Patienten. Trotz der angespannter Situation bleibt das Team rund um Maas und seine Kollegen motiviert bei der Arbeit. Sie wollen weiterhin die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten, auch wenn der Umgangston und die Erwartungen mancher Patienten herausfordernd sein können.

Ein Aufruf zur Verantwortung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aggressivere Haltung mancher Patienten nicht nur eine Herausforderung für das medizinische Personal darstellt, sondern auch ein Symptom für tiefere gesellschaftliche Probleme sein könnte. Ein respektvoller Umgang und ein besseres Verständnis für die Arbeitsbelastung von Ärzten könnten entscheidend dazu beitragen, dieses Thema zu entschärfen. Es ist wichtig, dass sowohl die Gesellschaft als auch die Politik die Herausforderungen im Gesundheitswesen anerkennt und mehr für den Schutz und die Wertschätzung derjenigen tut, die sich um unsere Gesundheit kümmern.

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In den letzten Jahren hat sich die Situation in vielen Arztpraxen und Kliniken erheblich verschlechtert. Laut der Bundesärztekammer sind mehr als die Hälfte der Ärzte in Deutschland schon einmal Opfer von Gewalt geworden. Diese alarmierende Statistik verdeutlicht das Ausmaß des Problems und wirft die Frage auf, welche Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Entwicklung notwendig sind. Besonders gefährdet sind Fachgebiete wie die Notfallmedizin und die Psychiatrie, in denen Ärzte häufig mit aggressiven Patienten konfrontiert werden.

Die Ursachen für diese steigende Aggressivität in der Patientenreaktion sind vielseitig. Eine Umfrage des Ärzteverbandes Mitte 2023 ergab, dass über 70 Prozent der befragten Ärzte die Erwartungshaltung der Patienten als gestiegen wahrnehmen. Viele Patienten erwarten eine umgehende und umfassende Behandlung, während Ärzte unter ständigem Druck leiden, ihre Behandlungszahlen zu erhöhen, ohne dass dies in der Qualität der Versorgung widergespiegelt wird.

Gesellschaftliche Einflüsse auf das Verhalten von Patienten

Das gesellschaftliche Klima hat ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten der Patienten. Eine zunehmende Individualisierung und eine Kommunikationskultur, die auf Konfrontation statt auf Dialog setzt, tragen zur allgemeinen Aggressivität bei. Dies wird sowohl im Straßenverkehr als auch in anderen Alltagssituationen sichtbar. Der Psychologe Dr. Klaus P. Möller erklärt, dass in stressreichen Zeiten Menschen vermehrt dazu neigen, ihre Frustration an anderen auszulassen. Dies wirkt sich auch auf das Gesundheitswesen aus, wo die Emotionen oft hochkochen.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Laut einer Umfrage des Bundesministeriums für Gesundheit gaben 64 Prozent der Ärzte an, dass sich das Verhalten von Patienten während der Pandemie negativ verändert hat. Stress, Angst und Unsicherheit trugen dazu bei, dass Patienten häufiger genervt oder aggressiv reagierten. Diese emotionalen Faktoren haben die Bereitschaft zu konstruktiven Gesprächen verringert und führen zu einem angespannten Klima zwischen Patienten und dem medizinischen Personal.

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Schutzmaßnahmen und Präventionsstrategien

Um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken, wird ein umfassender Maßnahmenkatalog gefordert. Die KBV plant beispielsweise Schulungen für das medizinische Personal, um sie besser auf gewalttätige Situationen vorzubereiten. Diese Schulungen sollen die Kommunikationsfähigkeiten verbessern und das Personal in der Deeskalation von Konflikten schulen. Auch die Installation von Videoüberwachungssystemen in Praxen und Kliniken wird diskutiert, um Sicherheitslücken zu schließen und das Gefühl von Sicherheit zu erhöhen.

Darüber hinaus ist eine Sensibilisierung der Gesellschaft notwendig. Kampagnen, die den respektvollen Umgang mit medizinischem Personal fördern, könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für die Herausforderungen und die Belastungen zu schärfen, denen Ärzte und Pflegekräfte täglich ausgesetzt sind. Die zunehmende Gewalt zeigt nicht nur ein Versagen der gesellschaftlichen Werte, sondern stellt auch ein ernsthaftes gesundheitspolitisches Problem dar, dessen Lösung langfristige Anstrengungen erfordert.

Mit der Erhöhung von Schulungen und dem Ausbau von Sicherheitsmaßnahmen könnte nicht nur das Arbeitsumfeld für Ärzte und medizinisches Personal verbessert werden, sondern auch eine positive Veränderung in der Patientenerfahrung und der Gesundheitsversorgung insgesamt erzielt werden. Diese Schritte sind entscheidend, um das Vertrauen in das Gesundheitssystem zu stärken und eine respektvolle Beziehung zwischen Patienten und Ärzten wiederherzustellen.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.
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