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Wandergeselle Johannes Harrass: Ein Handwerker auf abenteuerlicher Reise

Der Wandergeselle Johannes Harrass prägt seit Ende Januar seine Erfahrungen in verschiedenen Handwerksbetrieben, darunter die Schreinerei Kopp in Oberalfingen, und reflektiert die Bedeutung seiner Wanderschaft für seine persönliche und berufliche Entwicklung, während er die herzliche Gastfreundschaft der Familie Kopp schätzt und in Zukunft weitere Abenteuer plant.

Johannes Harrass ist seit Ende Januar in den Weiten Deutschlands unterwegs, und seine Reise hat bereits eine Reihe von spannenden Abenteuern und beruflichen Erfahrungen hervorgebracht. Der Wandergeselle, der sich auf eine dreijährige Wanderschaft begeben hat, hat dabei nicht nur kunsthandwerkliche Fähigkeiten verbessert, sondern auch die Menschen und Kulturen rund um Deutschland kennengelernt. Seine odysseeartige Reise führte ihn von den Baustellen in Bodenwerda, wo er beim Klosterbau half, bis hin zu einer Zimmerei im Erzgebirge, wo er eine Treppe baute.

Aktuell verbringt Johannes sechs Wochen in der Schreinerei Kopp in Oberalfingen, wo er nicht nur arbeitet, sondern auch das warme familiäre Ambiente genießen kann. Dort wohnt er mit der Familie und erlebt die Offenheit und Gastfreundschaft, für die die Region bekannt ist. Das Zusammensein mit der Familie während der Arbeitszeit hat ihm die Möglichkeit gegeben, das lokale Leben und die Bräuche hautnah zu erfahren.

Hintergrund zur Wanderschaft

Um auf Wanderschaft gehen zu können, müssen Handwerker einige Voraussetzungen erfüllen. Johannes Harrass ist ledig, schuldenfrei und hat erfolgreich sein Gesellenzeugnis erworben, was ihm den Weg für seine Reise ebnete. „Wenn nicht jetzt, wann dann?!“ war sein Motto, das seinen Entschluss zur Wanderschaft stark untermauerte. Bereits vor seiner Reise hat er in seiner Heimat für drei Jahre selbstständig als Schreiner gearbeitet. Doch der Drang, neue Erfahrungen zu sammeln, ließ ihn diesen Schritt wagen.

Wie viele andere Gesellen, die sich auf die Walz begeben, folgt Johannes einer alten Tradition, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Eine der grundlegenden Regeln besagt, dass er ohne digitale Kommunikationsmittel reisen muss, was die Wanderschaft zu einer echten Auszeit in der heutigen, stark vernetzten Welt macht. Bei dieser Reise ist auch eine Mindestreisezeit von drei Jahren und einem Tag zwingend, wobei die Gesellen nicht näher als 50 Kilometer an ihren Heimatort kommen dürfen.

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Die Bedeutung von Beziehungen und Netzwerken

Der Schreinereiinhaber Michael Kopp, der selbst vor vielen Jahren auf der Walz war, hat dabei auch persönliche Einblicke in die Wanderschaft geben können. „Die Zeit auf Wanderschaft war eine sehr prägende Zeit, die mir in vielen Bereichen meines Lebens bis jetzt geholfen hat mich weiterzuentwickeln“, erklärt Kopp und betont die Wichtigkeit der gesammelten Erfahrungen, die für die berufliche und persönliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Auch beim heutigen Fachkräftemangel in Deutschland ist die Unterstützung durch Wandergesellen eine willkommene Hilfe.

Mit seinen jungen 22 Jahren ist Tim Kleemann, der ebenfalls Schreiner in der Schreinerei Kopp ist, ein weiteres positives Beispiel dafür, wie wichtig das Miteinander in der Handwerksbranche ist. Die Erfahrungen und das Wissen, das er dort erlangt, prägen nicht nur seine berufliche Laufbahn, sondern auch sein Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten.

Für Johannes waren die sechs Wochen in Oberalfingen nicht nur eine berufliche, sondern auch eine kulturelle Reise. Die enge Beziehung zur Familie Kopp, die gemeinsamen Aktivitäten wie das Public Viewing der Fußball-EM und die Besuche von Konzerten hinterlassen bleibende Erinnerungen. „Es war mir ein wahrhaftes Zuhause fernab der Heimat“, reflektiert er über die Zeit in der Region.

Nach seinem Aufenthalt in Oberalfingen hat Johannes weitere Pläne. Er möchte zunächst zum Bootsbau in den Norden Deutschlands und dann nach Österreich. Sein Traum, während der Wanderschaft nach Japan zu reisen, um dort die Tischlerkunst zu erfahren, bleibt ein wichtiges Ziel, das er unbedingt erreichen möchte. Dieser unkonventionelle Lebensstil und die wertvollen Erfahrungen, die auf seiner Reise gesammelt werden, sind der Kern seiner Wanderschaft.

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Der Beruf des Schreiners in Deutschland

Der Beruf des Schreiners hat in Deutschland eine lange Tradition und ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Handwerks. Schreiner sind spezialisiert auf die Bearbeitung von Holz und Holzwerkstoffen und gestalten Möbel, Innenausbauten sowie verschiedene Holzobjekte. Der Ausbildungsberuf ist dual organisiert, was bedeutet, dass die Ausbildung sowohl in der Berufsschule als auch im Betrieb erfolgt.

Gemäß den Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) erlernten im Jahr 2021 rund 18.000 Auszubildende den Beruf des Schreiners in Deutschland. Die Nachfrage nach qualifizierten Schreinerinnen und Schreiner bleibt aufgrund der anhaltenden Digitalisierung und des wachsenden Interesses an individuellem Wohnraum und Möbeln hoch.

Die Wanderzeit: Tradition und Bedeutung

Die Wanderschaft ist eine alte Tradition im Handwerk, die auf das Mittelalter zurückgeht. Handwerksgesellen reisten damals von Ort zu Ort, um ihre Fähigkeiten zu erweitern, neue Techniken zu erlernen und Kontakte zu knüpfen. Diese Tradition ist bis heute lebendig und hat sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen europäischen Ländern einen hohen Stellenwert. Die Wanderschaft vermittelt nicht nur praktische Fertigkeiten, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenzen.

Zeitgleich stellt die Wanderschaft eine Art kulturellen Austausch dar. Wandergesellen bringen die Handwerkskünste aus ihrer Heimat in die neuen Regionen und tragen zur Erhaltung und Weiterentwicklung traditioneller Techniken bei. In diesem Zusammenhang hat der Deutsche Gesellenverein eine entscheidende Rolle gespielt, indem er die Werte und die Regeln für Wandergesellen festlegte und deren Rechte verteidigte.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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