Am Morgen des 24. April 1974 ereignete sich in Bad Godesberg, Bonn, ein politisches Beben, als Günter Guillaume und seine Frau Christel von der „Sicherungsgruppe Bonn“ verhaftet wurden. Günter Guillaume gestand stolz seine Tätigkeit als Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Dieses Geständnis war der entscheidende Grundstein für die Anklage gegen ihn. Diese Enthüllung führte zur Entlassung von Bundeskanzler Willy Brandts persönlichem Referenten und entfachte die „Guillaume-Affäre“, einen der größten Spionagefälle in der Geschichte der BRD.
Die Guillaumes wurden in den 1950er Jahren von der Hauptverwaltung Aufklärung der DDR rekrutiert, um in der BRD als Spione zu agieren. Trotz ihres Engagements in der SPD und der politischen Karriere von Günter Guillaume blieben sie im Dienst der Staatssicherheit der DDR. Christel Guillaume war in ihren Spionageaktivitäten erfolgreicher als ihr Mann, was zu Spannungen in ihrer Beziehung führte, da sie aufgrund ihres Geschlechts untergeordnet behandelt wurde.
Die zunehmende Besorgnis über Guillaumes Aktivitäten im Bundeskanzleramt führte schließlich zur Observation durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Trotz früher Verdachtsmomente wurde Guillaume erst Jahre später verhaftet, was zu Kritik an den Sicherheitsbehörden und der dünnen Beweislage führte. Der Bundesnachrichtendienst hatte schon früh Spionageverdacht, jedoch wurde dieser nicht angemessen verfolgt.
Die „Guillaume-Affäre“ eskalierte, als Gerüchte über mögliche Verbindungen zwischen Günter Guillaume und sexuellen Affären des Kanzlers aufkamen. Die Medien griffen diese brisanten Informationen auf, was zu weiterem Druck auf Brandt führte. Schließlich trat Willy Brandt am 7. Mai 1974 als Bundeskanzler zurück. Günter und Christel Guillaume wurden später wegen Landesverrats verurteilt.
Die Spionageaffäre hatte politische und persönliche Konsequenzen für alle Beteiligten. Brandt musste zurücktreten, und die Guillaumes wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Affäre zog auch eine politische Intrige um Brandts Nachfolge und mögliche Verwicklungen mit der DDR nach sich. Letztendlich führte der Skandal zu einer Zäsur in der deutsch-deutschen Entspannungspolitik und hatte weitreichende Auswirkungen auf die politische Landschaft der BRD.