Ministerpräsident Winfried Kretschmann betont, dass er sich bei der Entscheidung über Bildungsreformen in Baden-Württemberg nicht unter Druck setzen lassen wird. Die lange Dauer der Beratungen über ein Bildungspaket zur Sprachförderung und zur Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium hat laut Kretschmann gute Gründe, darunter die erforderliche Sorgfalt bei der Ausgestaltung solider und belastbarer Reformen, die nicht bei Gegenwind ins Wanken geraten sollten.
Die grün-schwarze Landesregierung arbeitet bereits seit einiger Zeit an einem Paket zur Sprachförderung von Kindern in Kitas und Grundschulen, um auf die deutlichen Leistungsabbrüche bei Grundschülern zu reagieren. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigt besorgniserregende Ergebnisse bei Viertklässlern in Mathematik und Deutsch, da fast jedes fünfte Kind die Mindeststandards in diesen Fächern nicht erreicht.
Die Elterninitiative hat massiven Druck auf die Landesregierung ausgeübt, um die Einführung eines modernisierten neunjährigen Gymnasiums anstelle des aktuellen G8-Systems zu forcieren. Kretschmann erklärt jedoch, dass das neue G9 nicht bereits zum nächsten Schuljahr eingeführt werden kann und betont die Abhängigkeit des weiteren Fahrplans von den verfügbaren Ressourcen und der Finanzierung.
Die Landesregierung wird am Mittwoch im Landtag über die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium debattieren, basierend auf dem Volksantrag der Elterninitiative mit über 100.000 Unterschriften. Der Parlamentarische Bildungsausschuss empfiehlt jedoch, den Gesetzentwurf der Elterninitiative abzulehnen. Es wird erwartet, dass die Landesregierung ein Alternativkonzept zur G9-Rückkehr vorlegt, welches bisher nur wenige Details bekannt gegeben hat.
Die Diskussion im Bildungsausschuss zeigte unterschiedliche Standpunkte hinsichtlich der Umsetzung des neuen G9-Systems. Während die Landesregierung eine schrittweise Einführung ab dem Schuljahr 2025/2026 plant, fordert die Elterninitiative eine Wechseloption zwischen G8 und G9 für Schülerinnen und Schüler bis zur zehnten Klasse. Die Debatte über die zukünftige Ausgestaltung des Gymnasialsystems in Baden-Württemberg verspricht weiteres Spannungspotenzial.