Titel: „Wir sind die Meiers“: Eine humorvolle Kritik an gesellschaftlichen Absurditäten
Seit die Schriftstellerin Rebecca Solnit vor 20 Jahren einen Blogpost darüber veröffentlichte, wie ihr ein Fremder ihr eigenes Buch erklärte und sogar weiterredete, nachdem sie sich als Autorin vorgestellt hatte, hat sich das Glossar kommunikativer Absurditäten um ein Wort erweitert: Mansplaining, das männliche Phänomen, Frauen die Welt zu erklären. Rebecca Solnit verarbeitete dieses Erlebnis 2014 in einem Bestseller und seitdem hat dieses in erster Linie auf Englisch verwendete Vokabular auch hierzulande an Bedeutung gewonnen.
In der Sketch-Comedy „Wir sind die Meiers“ greift das ZDF nach dem „heute-journal“ acht Mal 22 Minuten lang deutsche Eigenarten auf, indem es die fiktive Familie Meier als Beispiel nimmt. Dabei wird ein Panoptikum von vererbten und erlernten Privilegien präsentiert, die oft amüsieren, aber noch öfter verletzen. Die erste Episode zeigt drei Elternteile, die vor der Henry-Hübchen-Gesamtschule im SUV auf ihre Kinder warten. Als eine der Mütter das Scheitern beim Klimaschutz thematisiert und auf den halbleeren Parkplatz vor dem Biomarkt hinweist, wird sofort das Prinzip des Whataboutismus deutlich.
Der Sketch geht weiter und behandelt Themen wie Tokenisierung, Tone Policing, Victim Blaming und andere Arten der vorteilsrelativierenden Neologismen. Dabei wird auch in humorvoller Art deutlich gemacht, wie absurd diese Phänomene im Alltag sind. Die Macher der Serie, Markus Linhof und Lutz Heineking Jr., suchen bewusst nach den Widersprüchen und dem Irrsinn unserer Gesellschaft. Obwohl es nicht immer gelingt, den Humor auf den höchsten Gipfel zu tragen, sorgen die verschiedenen Charaktere und Situationen für eine unterhaltsame und kritische Milieustudie.
„Wenn Matthias Matschkes Abgeordneter Christian Friedrich M. der Presse mitteilt, warum seine ‚Dickpics‘ im Bundestagsverteiler kursieren, ist das ähnlich wohlfeil wie Wadenkrämpfe, die der Fitness-Guru Jeanine M. beim Anfeuern ihrer Trainingsgruppe kriegt“, so der Headautor des Serien, Chris Geletneky. Im Gegensatz zur Serie „Ekel Alfred“ will „Wir sind die Meiers“ nicht zwingend eine Veränderung in der Gesellschaft bewirken, sondern den Puls der deutschen Fernsehnation erfassen. Die Serie zielt darauf ab, die Meiers mit dem Rückenwind des „heute-show“-Sendeplatzes zu einer erfolgreichen Comedy-Serie zu machen.
Sicherlich stößt die Serie nicht bei allen auf Begeisterung, aber sie löst Knoten im Kopf einer Bevölkerung, die sich gerne auf der Seite des Guten sieht. Durch humorvolle Darstellungen von Alltagssituationen werden auch Phänomene wie Mansplaining aufgegriffen und kritisiert. „Wir sind die Meiers“ ist eine gelungene Mischung aus Humor und gesellschaftlicher Kritik, die einmal wöchentlich den Zuschauern gezeigt wird und ihnen eine unterhaltsame Zeit bietet, bei der sie auch zum Nachdenken angeregt werden.